Neue Rauchgasreinigung

Der Zweckverband Restmüllheizkraftwerk Böblingen investiert in ein neues Rauchgasreinigungsverfahren. Anstelle der nassen Reinigung tritt eine trockene Abgasreinigung. Der Verband verspricht sich davon eine Reihe von Vorteilen.

Vertrag ist unterschrieben: MVA Böblingen rüstet um


Am gestrigen Dienstag (13. Juni) haben Wolf Eisenmann, Geschäftsführer des Zweckverbandes Restmüllheizkraftwerk Böblingen (RBB), und Franz Riebenbauer, Geschäftsführer der Integral GmbH aus Wien, den Vertrag zur Modernisierung der Rauchgasreinigung unterzeichnet. Dafür investiert der Zweckverband rund 13,9 Millionen Euro. Der Umbau soll während der ohnehin geplanten Revisionen des Restmüllheizkraftwerkes in den Jahren 2018 und 2019 stattfinden.

„Mit der Vertragsunterzeichnung stellen wir die Weichen, um auch in Zukunft zu den saubersten Anlagen in Deutschland zu zählen“, betont Eisenmann. „Die sogenannte trockene Abgasreinigung ist die Zukunft. Sie bringt nicht nur ökologische und technische Vorteile, sondern gegenüber der nassen Reinigung auch große Einsparungen nach der Finanzierungsphase.“

Mehr Strom, mehr Fernwärme

Durch das neue Verfahren der trockenen Rauchgasreinigung fallen laut RBB rund 2.000 Tonnen weniger gefährliche chemische Substanzen wie Salzsäure und Additive an als bei der bisherigen nassen Abgasreinigung. „Das wird auch den Arbeitsschutz in der Anlage verbessern“, ergänzt Eisenmann. Zudem könnten 6.800 Megawattstunden mehr Strom und jährlich rund 22.500 Megawattstunden mehr Fernwärme produziert werden.

Letzteres entspreche dem Energiebedarf von über 3.900 Haushalten. Die Luft werde um 6.000 Tonnen Kohlendioxid und vier Tonnen Stickoxid entlastet. Im Jahr 2015 hat das Restmüllheizkraftwerk rund 161.500 Restmüll verbrannt. Dabei wurden 42.730 Megawattstunden Strom und 212.300 Megawattstunden Fernwärme abgegeben.

„Die nasse Abgasreinigung ist im Betrieb sehr aufwendig und inzwischen siebzehn Jahre alt, störanfällig und es ist mit größeren Investitionen in der Zukunft zu rechnen, da die Anlage ihre Lebensdauer nahezu erreicht hat“, sagt Eisenmann. Mit der trockenen Abgasreinigung sei in der Zwischenzeit eine technisch und wirtschaftlich bessere Lösung auf dem Markt. Das Verfahren sei erprobt und in den vergangenen Jahren hätten bereits 21 Müllverbrennungsanlagen in Deutschland ihre Rauchgasreinigung auf ein trockenes Verfahren umgestellt.

Finanziert werden die 13,9 Millionen Euro für den Umbau der Anlage über einen Kredit. Vergleiche man Umbaukosten, Betriebskosten und höhere Erlöse mit den Kosten für die bisherige Rauchgasreinigung komme man jeweils auf rund 3,2 Millionen Euro jährlich. Damit wäre der Umbau der Rauchgasreinigung auf ein trockenes Verfahren in den 15 Jahren nach Inbetriebnahme kostenneutral. „Danach ergeben sich für uns hohe Kostenvorteile“, erklärt Eisenmann.

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