Innovationsprogramm

Der Glashersteller Wiegand will Feinmaterial aus der Glasproduktion und der Aufbereitung von Altglasscherben nicht mehr länger deponieren. Das Unternehmen entwickelt daher eine Anlage, um die Abfälle als Input für weitere Flaschen und Gläser zu nutzen. Zehn Millionen Euro soll das Vorhaben kosten.

Vom Abfall zum Brikett: BMUB fördert Upcycling von Glasstaub


Die Glasproduktion ist ein staubiges Geschäft: So entstehen bei der Abgasreinigung feine Stäube und auch bei der Aufbereitung von Altglasscherben fällt jede Menge Feinkorn an. Beim bayerischen Unternehmen Wiegand-Glashüttenwerke summiert sich das Material auf 25.000 Tonnen jährlich. Bislang muss es deponiert werden.

Doch abgesehen von den Entsorgungskosten verursacht das Material noch weitere Probleme. So setzt das Feinmaterial häufig Ofenraum und Regeneratorkammern zu. Die mögliche Folge sind Prozessstörungen und Schäden an der Anlage.

Der Glashersteller Wiegand schlägt daher einen anderen Weg ein. Er will die Glasstäube an seinem Standort Steinbach am Wald künftig zur Herstellung neuer Behältergläser verwenden. Dazu wollen die Franken bis Ende 2020 eine Briketttieranlage mit Vorlagerung, Kompaktierung, Brikettlagerung und vollautomatischer Dosierung entwickeln. Damit soll das Material zu Briketts gepresst werden. Diese könnten anschließend mit Altglasscherben und Primärrohstoffen in die jeweils genutzte Schmelzwanne gegeben und eingeschmolzen werden.


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Der Durchsatz der geplanten Brikettieranlage soll bei 100 Tonnen pro Tag liegen. Insgesamt ließen sich mit der Anlage künftig 25.000 Tonnen Abfall pro Jahr vermeiden, erklärt Wiegand. Das bedeute wiederum, dass die gleiche Menge an Primärrohstoffen eingespart werden kann. Welcher Kostenvorteil sich durch das Recycling ergibt, wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht mitteilen.

Der Umwelt ist allemal geholfen: Unterm Strich sollen 13.300 Tonnen CO2-Emissionen im Jahr vermieden werden, durch weniger Materialtransporte, einen geringeren Primärrohstoffbedarf sowie einen niedrigeren Energieverbrauch der Glaswanne. Zudem würden durch den geringeren Brennstoffverbrauch die Emissionen weiterer Luftschadstoffe, etwa Stickoxide und Schwefeldioxide sinken.

Wiegand investiert in das Projekt etwa 10 Millionen Euro. Das Bundesumweltministerium fördert das Vorhaben mit 1,32 Millionen Euro über das Umweltinnovationsprogramm.

 

© 320°/bs | 15.01.2018

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