Wartung 4.0: Unternehmer in Deutschland sind nicht überzeugt

Drei Viertel der deutschen Industrieunternehmer haben Vorbehalte gegen das Thema Predictive Maintenance. Nach ihrer Einschätzung ist das Leistungsvermögen der vorausschauenden Instandhaltung gering oder zumindest noch ausbaufähig. Nur 6 Prozent sehen darin einen großen Nutzen. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 394 Unternehmen zum Deutschen Industrie 4.0 Index 2017.

Der Auftraggeber der Befragung, die Unternehmensberatung Staufen, spricht von einer erstaunlich geringen Zustimmung. Zumal zwei Drittel der befragten Unternehmen angeben, das Prinzip im eigenen Haus zu nutzen oder als Dienstleistung anzubieten.

Eine Erklärung dafür mag sein, dass manche Maschinenausfälle mit einem Versagen von Predictive Maintenance gleichgesetzt werden, in Wirklichkeit aber auf Bedienungsfehler zurückzuführen sind, meint Thomas Rohrbach, Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Staufen Digital Neonex. Erst, wenn Anwender einen echten Mehrwert erfahren, werde das Prinzip nachhaltig überzeugen.

Um einen Mehrwert zu erzielen, müsse die vorausschauende Wartung mit anderen Leistungen gekoppelt werden, so der Digitalisierungsexperte. Dazu zählt er beispielsweise eine intelligente Überwachung der Prozessdaten zur Optimierung von Verfahren und Material sowie digitale Assistenzsysteme, die Fehler durch den Menschen verhindern. „Dann erst könnten sich die hohen Erwartungen der Industrie an Predictive Maintenance erfüllen, der die Hälfte der Befragten in den kommenden zwei bis fünf Jahren eine große Bedeutung zugestehen“, sagt Rohrbach.

Unter Predictive Maintenance verstehen Experten die smarte Instandhaltung von Maschinen und Anlagen. Mit Hilfe von Daten über Betriebsbedingungen, die von Sensoren gesammelt und durch Software analysiert werden, können Wartungsarbeiten zum optimalen Zeitpunkt durchgeführt werden. Zudem können Probleme vorhergesehen, Prozesse beschleunigt und kostspielige Produktionsstillstände vermieden werden. Predictive Maintenance gilt als Schlüsselanwendung für die Industrie 4.0 und vernetzte Fabriken.

Für den Deutschen Industrie 4.0 Index wurden insgesamt 394 Unternehmen in Deutschland zum Thema interviewt. Mehr als 70 Prozent der angesprochenen Unternehmen sind in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobil- und der Elektroindustrie aktiv.

© 320°/bs | 14.02.2018