Marktstudie für Müllverbrennungsanlagen

Die thermische Behandlung von Abfällen ist global nach wie vor im Trend. Noch nie wurden so viele Müllverbrennungsanlagen neu errichtet. Treiber ist vor allem Asien. Aber auch in Europa erholt sich der Markt langsam.

Weltweiter MVA-Markt bleibt auf hohem Niveau


Der Anlagenmarkt für die thermische Behandlung von Abfällen befindet sich weiterhin auf Höhenflug. So lautet das Fazit der aktuellen Untersuchung Waste-to-Energy (WtE), die das Marktforschungsinstitut ecoprog bereits zum achten Mal durchgeführt hat. Das Kölner Unternehmen schätzt, dass in den kommenden 10 Jahren 550 Anlagen mit einer Kapazität von rund 150 Millionen Jahrestonnen neu errichtet werden.

Damit würde sich die Zahl der weltweit betriebenen Müllverbrennungsanlagen auf über 2.750 erhöhen und die Gesamtkapazität auf 330 Millionen Tonnen steigen. Grund dafür sei vor allem Asien, wo die Abfallverbrennung massiv ausgebaut werde, berichtet ecoprog. Insbesondere Indien und Thailand hätten in den vergangenen Monaten einen Planungsboom erlebt. Allein das thailändische Umweltministerium zählte Anfang 2015 über 51 Projekte im Land.

statistic_id221299_abfallaufkommen-in-china-bis-2013Darüber hinaus wird auch in China mehr Abfall verbrannt. Ende 2014 waren in China laut ecoprog knapp 200 Anlagen mit einer Kapazität von über 60 Millionen Jahrestonnen in Betrieb. Im Jahr 2000 lag die Zahl der Anlagen noch bei 6. Bis Ende 2015 sollen rund 35 weitere Anlagen in Betrieb gehen. Die Kapazitäten steigen in der Folge auf knapp 75 Millionen Jahrestonnen.

Allerdings liegt die chinesische Regierung damit noch immer unter dem Ausbauziel des aktuellen Fünfjahresplans, der Ende 2015 ausläuft. Dieser sieht eine Kapazität von 112 Millionen Jahrestonnen vor. Ein weiterer Ausbau sei also in den kommenden Jahren wahrscheinlich, glaubt ecoprog.

Verhaltener Markt in Europa

Auch für Europa rechnen die Experten mit einem Ausbau, wenngleich auf sehr viel niedrigerem Niveau. Rund 3 Million Jahrestonnen neue Kapazität werden in diesem Jahr in Betrieb gehen, etwa die Hälfte davon in Großbritannien, erklärt das Institut. Von den Boom-Jahren um 2010 (Zubau von bis zu 5 Millionen Jahrestonnen Kapazität), sei der Markt damit noch immer weit entfernt.

Dennoch seien die Aussichten besser als zuvor, betont ecoprog. So würden in Frankreich zum ersten Mal seit Jahren neue Verbrennungskapazitäten geplant. Vor allem Ersatzbrennstoffkraftwerke seien dort gefragt, so wie in Osteuropa auch. Zusätzlich könnte ein EU-weites Deponieverbot ab 2020, wie es derzeit diskutiert werde, den MVA-Markt in Süd- und Osteuropa befeuern.

Konjunktur als Risikofaktor

Außerhalb von Asien und Europa dagegen entwickelt sich der WtE-Markt nur bescheiden. In den USA ging die Zahl der Verbrennungsanlagen im untersuchten Zeitraum abermals zurück. Dafür verantwortlich seien niedrige Deponie- und Energiekosten. Neue Impulse sind laut ecoprog aus dem jüngst angekündigten Klimapaket der Obama-Regierung zu erwarten. Dies beinhaltete unter anderem Vorschläge, um Methanemissionen von Deponien zu reduzieren.

Auch der brasilianische Markt erweist sich für die Analysten bislang als Enttäuschung. Ein Grund sei die zähe Umsetzung der im Jahr 2010 beschlossenen Reformen im Abfallsektor. Darüber hinaus bremse die erlahmende Weltkonjunktur die Schwellenländer. Das ist wohl mittelfristig auch das größte Risiko für den globalen MVA-Markt.

Deponiesteuern in Australien

Ein weiteres Risiko haben die Experten bei den chinesischen Herstellern ausgemacht, deren Marktanteil wächst. Das sei vor allem ein Problem der etablierten Technologieanbieter aus Europa und Japan. Aus Kostengründen könnten diese auf den nachfolgenden Wachstumsmärkten in Asien wie beispielsweise in Indien nicht mithalten. „Die meisten etablierten Technologieanbieter haben diese Konkurrenz inzwischen akzeptiert und nutzen sie in preissensiblen Ländern als Lizenznehmer, und zwar nicht nur in China“, sagt ecoprog-Geschäftsführer Mark Döing.

Positive Nachrichten vermeldet die Studie zum Schluss aus Australien. In Down-under seien die Deponiesteuern in einigen Bundesstaaten gestiegen, so ecoprog. Das habe entsprechende Folgen auf die thermische Abfallverwertung gehabt. Sie sei dadurch erstmals wettbewerbsfähig geworden.

 

Mehr zum Thema
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Kreislaufwirtschaft: Deutschland und China vereinbaren Aktionsplan
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?
Mehr Fernwärme aus Abfällen: Neue Technologie in MVA Borsigstraße
Rohstoffimporte: „Höchste Zeit für einen Kurswechsel“
Gute Nachfrage lässt Altpapierpreise steigen
Deutsche Industrie weiter im Plus