Überangebot an Altholz

Volle Altholz-Lager und höhere Verwertungspreise: Das Überangebot an Altholz sorgt für Verwerfungen am Altholz-Markt. Die Abfallwirtschaft Wetterau reagiert mit der Einführung einer Gebühr.

Wetteraukreis verlangt Gebühr für Altholz


Das Überangebot am Altholz-Markt ist bereits seit über einem Jahr zu beobachten. Der Mengenrückstau reicht von stofflichen und thermischen Endverwertern hin zu den Aufbereitern, Sammlern und den Gewerbetreibenden. Auch die kommunalen Wertstoffhöfe sind betroffen, wie das Beispiel des Abfallwirtschaftsbetriebes im hessischen Wetteraukreis zeigt.

„Wir versuchen, die Abfallgebühren im Wetteraukreis möglichst gering und stabil zu halten“, sagt Karl Peter Schäfer, Dezernent für Abfallwirtschaft des Wetteraukreises. Manchmal entwickle sich der Markt aber so extrem, dass das nicht mehr möglich sei.

Noch vor wenigen Jahren hatte die Industrie Geld für altes Holz bezahlt. Nun sind die Lager voll und die Verwertungspreise sind erheblich gestiegen. Die milden Winter der vergangenen Jahre hätten dazu geführt, dass die Lager der Industrie voll sind, erläutert Jürgen Roth, Leiter der Abfallwirtschaft Wetterau. Der entstandene Rückstau habe zu entsprechenden Preiserhöhungen geführt.

Die Wetterauer Recyclinghöfe haben deshalb nun eine Gebühr für Altholz eingeführt. Für Altholz der Kategorien A I-III wurde auf den Recyclinghöfen zum 1. Januar 2017 eine Gebühr von 9 Cent pro Kilogramm erhoben.

Sperrmüll kostet an den Recyclinghöfen unverändert 12 Cent pro Kilogramm. Unverändert bleibt auch der Preis für Altholz der Kategorie IV, wie zum Beispiel Gartenzäune und Fensterrahmen überwiegend aus dem Außenbereich mit 15 Cent pro Kilogramm.

Für gewerbliche Anlieferer ändert sich nichts. Handwerker könnten ihr Altholz nach wie vor gegen eine Gebühr von 158 Euro pro Tonne im Entsorgungszentrum Wetterau entsorgen.

Zugespitzte Marktlage

Erst im vergangenen Herbst hatte der Altholzverband BAV auf die zugespitzte Marktlage hingewiesen. Der Altholz-Rückstau habe dazu geführt, dass Altholzmengen aus dem Gewerbebereich mancherorts nicht mehr von den Aufbereitern angenommen werden, erklärte der Verband. Einzelne Aufbereiter würden bereits an ihre behördlich genehmigten Lagergrenzen stoßen und könnten zumindest zeitweilig kein Altholz mehr annehmen.

„Die Altholzpreise in Deutschland sind als Resultat dieser Entwicklung in den vergangenen Monaten in einem bis dato nicht gekannten Ausmaß gestiegen“, konstatierte der BAV. Dabei könnte sich die kritische Lage noch weiter zuspitzen, falls im Zuge der auslaufenden EEG-Förderung weitere Altholz-Kraftwerke vom Markt gehen sollten. Die ersten 11 Kraftwerke werden ihre EEG-Förderung schon im Jahr 2020 verlieren, in den Jahren danach geht es dann Schlag auf Schlag. Allein in den Jahren 2023 und 2024 werden 13 bzw. 12 Altholz-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 2,7 Millionen Tonnen keine Förderung mehr erhalten.

Der Altholzverband BAV befürchtet deshalb, dass bis zu 4 Millionen Tonnen Behandlungskapazität wegbrechen könnten. Für den Entsorgungsmarkt wäre das eine schwere Hypothek. In Deutschland fallen jedes Jahr rund 8,5 Millionen Tonnen Altholz an. Davon wird der Großteil – 6,5 Millionen Tonnen – thermisch verwertet. Würde also das Worst-Case-Szenario des BAV eintreten, würde die Hälfte der aktuellen Entsorgungskapazität am Altholzmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen.

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