Düngergewinnung

Eine Weimarer Firma hat ein Verfahren entwickelt, um phosphorhaltigen Dünger aus Klärschlammasche zu erzeugen. Was das Verfahren besonders auszeichne, sei die einfache technische Umsetzung.

Wie aus Klärschlammasche ein pflanzenverfügbarer Dünger wird


Rund zwei Millionen Tonnen Klärschlamm fallen in Deutschland pro Jahr an. Etwa 60.000 Tonnen davon sind Phosphor – der lebensnotwendige Stoff für alle Organismen. „Bisher wird jedoch weniger als die Hälfte des Klärschlamms und damit seiner wertvollen Inhaltsstoffe genutzt. Das wollen wir mit unserem neuen Verfahren ändern“, erklärt Lars Leidolph von der Firma Glatt Ingenieurtechnik.

Das Verfahren, das der Weimarer Anlagenentwickler entwickelt hat, ist ein zweistufiger Prozess, mit dem aus der Asche des verbrannten Klärschlamms ein einsatzbereiter Standarddünger erzeugt werden soll. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanziell gefördert. An dem von Ingenieur Leidolph geleitetem Projekt sind auch die Materialforschungs- und Prüfanstalt an der Bauhaus-Universität Weimar sowie der Hersteller von Düngemitteln Seraplant beteiligt.

Nach Angaben der DBU ist der Prozess so aufgebaut, dass der Asche zunächst Phosphorsäure hinzugefügt wird. Dadurch werde die Phosphatumwandlung angestoßen. Ohne diesen Schritt könnten die in der Asche enthaltenen Nährstoffe nicht von den Pflanzen aufgenommen werden, wie es heißt. Indem die Minerale mit der Säure reagieren, entstünden für Pflanzen verfügbare Phosphate.

Der Mischung aus Feststoff und Flüssigkeit können laut DBU bei Bedarf weitere Nährstoffe in flüssiger sowie fester Form oder zusätzliche Phosphatquellen zugesetzt werden. Zudem sei das Verfahren für unterschiedliche Aschen geeignet.

Ein Vorteil ist die einfache technische Umsetzbarkeit

In einem zweiten Schritt werde die Flüssigkeit granuliert. Dadurch entstehe am Ende phosphorhaltiger Dünger. „Der so gewonnene Dünger entspricht den gesetzlichen Anforderungen und kann direkt in der Landwirtschaft verwendet werden“, wie Projektleiter Leidolph betont. Eine weitere Nachbearbeitung in der Landwirtschaft ist also nicht nötig. Das bedeutet keine Änderungen im Betriebsablauf und auch keine Änderungen der bestehenden Technologie oder der Austragsmenge.

Ein wichtiger Vorteil des Verfahrens soll die einfache technische Umsetzbarkeit sein. Zudem würde kein Rohphosphat sowie weniger Energie benötigt, und es entstünden keine Abfälle. Die Grundidee des Verfahrens wird offenbar schon länger getestet. Nur hätten technische Probleme bislang den Einsatz dieses Verfahrens verhindert, erklärt DBU-Experte Maximilian Hempel.

Zu diesen Problemen zählt Hempel unkontrollierte Reaktionen der einzelnen Bestandteile und die schwankende Qualität des Düngers sowie ein schnellerer Verschleiß der Anlagen. All diese Probleme hätten im Rahmen des Projektes beseitigt werden können. Darüber hinaus könnten Schwankungen in der Zusammensetzung der Klärschlammaschen einfach ausgeglichen werden, indem die Rezeptur angepasst werde. Das soll eine gleichbleibend hohe Qualität garantieren.

DBU unterstützt Projekt finanziell

Die DBU unterstützt das Projekt nach eigenen Angaben fachlich und finanziell mit rund 119.000 Euro. Ganz offensichtlich ist die DBU davon überzeugt, dass sich mit diesem Verfahren ein marktfähiges Produkt erzeugen lässt.

Die Projektpartner sollen bereits dabei sein, das Verfahren in die industrielle Anwendung zu überführen. Zudem solle getestet werden, ob beispielsweise auch Gülle oder andere Stoffe mithilfe des Verfahrens in Dünger umgewandelt werden können. „Mit dem neuen Verfahren kann wirkungsvoll eine Lücke im Phosphor-Kreislauf geschlossen werden, die einen nachhaltigen Umgang mit dem Stoff bisher erschwert hat“, fasst Hempel zusammen.

 

© 320° | 23.05.2018

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