Trends bei der Materialzusammensetzung

Für die kommenden Jahre können Altauto-Verwerter mit besseren Geschäften rechnen. Denn die Altautos der Zukunft werden eine profitablere Materialzusammensetzung aufweisen. Davon gehen Experten aus. Andere Trends werden jedoch zu einer Herausforderung werden.

Wie die Altautos der Zukunft aussehen


Es ist schon paradox: Das Thema Gewichtsreduzierung ist für Hersteller von Autos zu einem ihrer Hauptziele geworden. Bei allen Bestrebungen, immer mehr Leichtbaumaterialien zu verwenden, sind die Autos in den vergangenen 30 Jahren allerdings schwerer statt leichter geworden. Egal, ob es sich um Klein-, Kompakt- oder Mittelklassewagen handelt.

„Von 1985 bis 2015 war eine Periode der Gewichtszunahme.“ Das sagte Tobias Bahr von der European Automobile Manufacturers‘ Association ACEA beim Internationalen Altautorecycling-Kongress IARC in Berlin. „Das gilt für alle Fahrzeugkategorien, Modelle und Hersteller.“ Der Leiter der ACEA-Abteilung Umwelt machte das am Beispiel des Opel Corsa A fest. 1985 brachte dieser Wagen 800 Kilogramm auf die Waage. Im Jahr 2015 waren es 1.145 Kilogramm.

Diese Entwicklung hat sich laut Bahr auch auf die absolute Menge an Metallen ausgewirkt. In den Personenkraftwagen der Jahre 1995 bis 2000 habe der Metallgehalt relativ konstant zwischen 75 und 76 Prozent gelegen. Zwar sei der Eisenmetall-Anteil von 68,3 auf 65,3 Prozent zurückgegangen. Im selben Zeitraum seien aber immer mehr Nichteisenmetalle wie Aluminium und Kupfer verwendet worden. Hier sei ein Anstieg von 7,6 Prozent auf 10,2 Prozent zu verzeichnen gewesen. Nicht zu vergessen, seien seither alle Autos mit Abgaskatalysatoren ausgerüstet worden, was ein entsprechendes Mehr an Metallen mit sich bringe.

Eben diese Pkw-Generationen werden in absehbarer Zeit auf die Altauto-Verwerter zukommen. Nach Ansicht von Bahr werden die Altautos in den kommenden Jahren eine profitablere Materialzusammensetzung für Demontagebetriebe und Shredder mit sich bringen.

CFK wohl unproblematischer als befürchtet

Was den Superwerkstoff CFK angeht, der seit einigen Jahren vermehrt im Automobilbau eingesetzt wird, sieht der ACEA-Experte derzeit kein großes Problem. Zudem dürften noch etliche Jahre ins Land gehen, bis diese Autos abgewrackt werden. Die Altauto-Verwerter haben also noch Zeit, um sich darauf einzustellen.

Zumal werden auch nicht riesige Mengen an kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen bei den Verwertern landen. Betrachtet man die Mengen an CFK, die weltweit in Personenkraftwagen verbaut werden, klingt es zunächst nach einer großen Menge. „2013 waren es 3.760 Tonnen, 2016 bereits 5.790 Tonnen. Bis 2022 wird eine Zunahme auf insgesamt 15.000 Tonnen CFK erwartet“, sagte Bahr in seinem Vortrag.

Bricht man das aber auf den CFK-Anteil pro Pkw herunter, ergibt sich ein anderes Bild. „In den Wagen aus dem Jahr 2016, die im Jahr 2031 als Altautos bei den Verwertern ankommen, stecken 80 Gramm CFK pro Auto“, machte Bahr deutlich. Das ist weniger als eine durchschnittliche Tafel Schokolade wiegt. In den Altautos, die um das Jahr 2040 herum anfallen, wird voraussichtlich etwas mehr CFK stecken, und zwar 163 Gramm.


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Immer mehr Legierungen und verstärkte Kunststoffe

Einige aktuelle Trends im Automobilbau werden die Altauto-Verwerter in Zukunft aber vor Herausforderungen stellen. Das wurde im Vortrag von Arie de Jong deutlich. Der Geschäftsführer vom niederländischen Recyclingsystem für Altfahrzeuge ARN (Auto Recycling Nederland) wies darauf hin, dass der Anteil von Eisenmetallen immer weiter abnimmt. Von rund 63 Prozent im Jahr 2005 sei der Anteil bis 2015 auf gut 60 Prozent gesunken. Bis 2025 sei ein weiterer Rückgang auf circa 54 Prozent zu erwarten.

Der Anteil der Nichteisenmetalle hingegen steigt. 2005 waren es laut de Jong 12 Prozent. Bis 2015 ist dieser Anteil nur geringfügig auf 14 Prozent angewachsen. Bis 2025 werde der Einsatz von Nichteisenmetallen auf über 20 Prozent zulegen.

Einer der Gründe sei, dass NE-Metalle immer mehr Stahl ersetzen. „Die Verwendung von Stahl werde sowieso immer weiter zurückgefahren. Dafür würden aber mehr Stahllegierungen und Aluminium verbaut werden.

Vor allem die Entwicklung hin zu elektrifizierten Antrieben würde zu einem verstärkten Gebrauch von leichteren Materialien wie eben Aluminium führen. Daneben würden auch immer mehr verstärkte Kunststoffe Einzug in den Automobilbau halten. Bereits heute bestehen laut ARN-Geschäftsführer de Jong 2.000 Teile eines Mittelklassewagens ganz oder teilweise aus Kunststoffen. Der größte Anteil, nämlich 28,6 Prozent, entfalle auf Polypropylen (PP).

Verwendung glasfaserverstärkter Polyamide steigt

Mit 17,2 Prozent steht Polyurethane (PUR) auf Platz zwei der verwendeten Kunststoffe. Polyamid (PA) habe einen Anteil von 11,9 Prozent. Andere technische Kunststoffe bringen es zusammen auf 10,9 Prozent. Ein etwas kleinerer Anteil von 9,7 Prozent entfalle auf Polyethylen (PE). Für die Zukunft erwartet de Jong eine deutliche Zunahme von gemischten Kunststoffen.

Daneben würde auch die Verwendung von glasfaserverstärkten Polyamiden zunehmen. Das vor allem in hochfesten Anwendungen wie zum Beispiel Kühl- und Kraftstoffsystemen. Nicht zuletzt werde immer mehr Glas zu finden sein.

Fokus beim Recycling muss sich verschieben

Diese Trends werden sich in Zukunft auf die Art und Weise auswirken, wie Altautos recycelt werden. „Bei den Metallen wird eine bessere Klassierung und Sortierung von Nichteisenmetall-Legierungen erforderlich, um gegenseitige Verunreinigungen auszuschließen“, betonte de Jong in seinem Vortrag.

Bei den Kunststoffen müsse der Fokus mehr auf chemisches Recycling gelegt werden und nicht ausschließlich auf mechanisches Recycling. Zudem sollte die Post-Shredder-Technologie zur Sortierung von Kunststoffen nicht nur auf einer Trenntechnologie basieren, sondern eine Kombination aus mehreren verschiedenen Techniken sein.

Nicht zuletzt wird sich wohl auch bei der Entwicklung von Recyclingmaschinen einiges tun müssen. Denn diese werden voraussichtlich am meisten durch den verstärkten Einsatz von harten (verstärkten) Kunststoffen und Glas zu leiden haben. De Jong warnte davor, dass diese Materialien zu einer verstärkten Abnutzung von herkömmlichen Shreddern und PST-Maschinen führen könnten.

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