Podiumsdiskussion

Wer wird in Zukunft vom weltweit steigenden E-Schrott-Aufkommen am stärksten profitieren? Das war eine der zentralen Fragen, die Branchenvertreter beim diesjährigen IERC beschäftigte. Bei der Podiumsdiskussion zeigte sich, dass die Gewinner von morgen zwei Voraussetzungen erfüllen müssen.

Wie E-Schrott-Recycler in Zukunft bestehen können


Weniger Wertstoffe, komplexere Geräte sowie der Export in Länder mit niedrigen Aufbereitungskosten: Das sind die Rahmenbedingungen, unter denen E-Schrott-Recycler sich am Markt aktuell bewegen müssen. Doch zumindest die Exportströme könnten sich in Zukunft zugunsten von Europa verändern. Denn für Entwicklungsländer könnte sich das Handpickung immer weniger lohnen.

In der Vergangenheit hätten oftmals Anbieter von minderwertigen Recyclingaktivitäten profitiert, erklärte Stephan Schwarz, CEO von Alba International Recycling, bei der Podiumsdiskussion. In vielen Fällen seien Abfälle in Entwicklungsländer verschifft worden. Auf diese Weise seien große Gewinne erzielt worden.

Doch Schwarz glaubt, dass diese Fälle abnehmen werden. Grund ist die zunehmende Dynamik am E-Schrott-Markt. Produkte würden immer leistungsfähiger und komplexer, gleichzeitig aber auch kleiner und weniger wertvoll. Die klassische Recyclingstrategie der Rückgewinnung von Wertgegenständen, meist Metallen, werde nicht mehr funktionieren, sagte der Alba-Vertreter. Und auch das Handpicking in Entwicklungsländern werde nicht mehr genügend Wertstoffe hervorbringen.

Stattdessen benötige man neue Recyclingtechnologien und zunehmend automatisierte Prozesse. Entscheidend sei aber nicht nur die richtige Technologie, sondern auch der Zugang zu einem hinreichenden großen Sammelaufkommen. Derjenige, der beide Voraussetzungen erfüllen kann, habe gute Chancen, am E-Schrott-Markt zu den Gewinnern zu zählen, so Schwarz.

Recycler als Übernahmekandidaten?

Ähnlich sieht es Steve Skurnac. Der CEO von Sims Recycling Solutions geht davon aus, dass das E-Schrott-Recycling in vielen Ländern lokaler wird. Grund seien die sich ständig ändernde Materialzusammensetzung und kleinere Gerätegrößen, verbunden mit höheren Sammelkosten. In Ländern ohne gut entwickelte Vorschriften oder Sammelmechanismen bedeute dies, dass die Recycler erhebliche Ressourcen einsetzen müssen, um die Entwicklung der Märkte zu unterstützen.

Die zukünftigen Gewinner am E-Schrott-Markt werden diejenigen Unternehmen sein, denen es gelingt, die Sammlungen zu optimieren und das Material effizient zu verarbeiten, sagte Skurnac.

Möglicherweise werden E-Schrott-Recycler aber auch zum begehrten Übernahmeobjekt für Hersteller von Elektrogeräten. Wenn Produzenten clever sind, werden sie E-Schrott-Recycler übernehmen, um auf diese Weise ihre eigene Rohstoffversorgung kostengünstiger zu gestalten, meinte Stuart Fleming, CEO des E-Schrott-Recyclers EnviroServ. Unter diesen Umständen wären es die Produzenten, die künftig zu den Gewinnern zählen.

Auch Professor Jinhui Li von der Tsinghua University in China, glaubt, dass eher die Produzenten profitieren werden. In der Vergangenheit habe das informelle Recycling vom zunehmenden Aufkommen profitiert, erklärte er. Gleichwohl habe diese Form des Recyclings zu gravierenden Umwelt- und Gesundheitskatastrophen in Entwicklungsländern geführt. Mit der Stärkung des Rechtssystems und der EPR verändere sich die Situation. Zumindest in China würden die Hersteller von Elektrogeräten zu den Gewinnern zählen, meinte er.

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