Deponie Dyckerhoffbruch

Die Planungen für den Deponiebau und die Erweiterung der Deponie Dyckerhoffbruch schreiten voran. Wenn nichts dazwischenkommt, könnten beide Projekte bis 2020 abgeschlossen werden. Die gute Nachricht für Entsorger: Synergieeffekte könnten sich günstig auf die Entsorgungsentgelte auswirken.

Wiesbaden: Neue Deponie rückt in greifbare Nähe


Schon in gut drei Jahren soll die geplante neue Deponie in Wiesbaden in Betrieb gehen. Das Ziel des städtischen Entsorgungsbetriebs ELW scheint realisierbar zu sein. Denn die beiden parallel laufenden Planungen für die neue Deponie der Klasse I beziehungsweise für die Erweiterung eines bestehenden Abschnitts der Deponie Dyckerhoffbruch schreiten voran und durchlaufen zum Teil bereits das Planfeststellungsverfahren.

Die Wiesbadener Deponie Dyckerhoffbruch gehört zu den wenigen hessischen Deponien, die unbefristet weiterbetrieben werden dürfen. Allerdings stößt die Deponie der Deponieklasse (DK) II an ihre Ablagerungsgrenzen. „Das Restverfüllvolumen des für die Abfallablagerung vorgesehenen Deponieabschnitts III im aktuell genehmigten Bereich beträgt nur noch etwa 810.000 Kubikmeter“, sagte Thomas Harrlandt, Abteilungsleiter Deponieplanung bei den ELW, bei der Berliner Konferenz Mineralische Nebenprodukte und Abfälle. Bei den prognostizierten Ablagerungsmengen für die kommenden Jahre zwischen 350.000 und 380.000 Kubikmetern wird also bereits 2020 das Limit des Deponieabschnitts erreicht sein.

Stand der Dinge bei der Erweiterung der DK-II-Deponie

In Anbetracht dessen haben die EWL bereits vor einigen Jahren mit den Planungen zu einer Erweiterung des Deponieabschnitts III (DK II) und zum Neubau des Deponieabschnitts IV (DK-I-Deponie) begonnen. Bezüglich der Erweiterung der DK-II-Deponie für Gewerbeabfälle befinde sich die Landeshauptstadt Wiesbaden bereits im Planfeststellungsverfahren, erklärte Harrlandt.

Die Erweiterung umfasst dabei zwei parallel laufende Verfahren. Für einen Verfüllabschnitt solle der Planfeststellungsbeschluss spätestens im ersten Quartal 2018 gefasst werden. Im Anschluss daran könne mit der Verfüllung begonnen werden. Der Planfeststellungantrag für die sogenannte Norderweiterung mit dem neuen Deponieabschnitt III/4 soll noch in diesem Jahr gestellt werden. Die ELW planen die Inbetriebnahme des ersten Ausbauabschnitts für das vierte Quartal 2020.

Die Erweiterung bringt laut Harrlandt einen Volumenzuwachs von insgesamt 2,9 Millionen Kubikmeter. Er schätzt die Gesamtinvestitionskosten auf 23,5 Millionen Euro (brutto), inklusive Planungskosten und Rekultivierung. Die Betriebskosten beziffert er auf 20 Euro pro Tonne.

„Das ist wettbewerbsfähig“, betonte der Ingenieur. Die Nachfrage nach Ablagerungsvolumen werde so groß sein, dass die Planungsgröße von 100.000 Tonnen jährlich locker erreicht werden könne. „Damit ist der wirtschaftliche Betrieb der Deponie für den Planungszeitraum bis zum Jahr 2050 gesichert.“

Stand der Dinge beim Neubau

Auch die Planungen für den Neubau des Deponieabschnitts IV sind auf einem guten Weg. Laut Harrlandt soll die Umweltverträglichkeitsuntersuchung noch in diesem Jahr erfolgen. „Parallel dazu wird noch 2017 im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung ein Planungsbüro ermittelt, das die fachliche Deponieplanung übernehmen soll.“ Die Inbetriebnahme des neuen Deponieabschnitts ist für das vierte Quartal 2020 vorgesehen.

Der neue Deponieabschnitt der DK I soll auf einer Grundfläche von 17 Hektar abschnittsweise errichtet werden. Das Verfüllvolumen erreiche etwa 3 Millionen Kubikmeter, so Harrlandt. Möglicherweise kann die Grundstücksfläche sogar auf 30 Hektar erweitert werden. Das würde noch einmal 7,5 Millionen Kubikmeter Verfüllvolumen bringen.

Zur Ablagerung sind grundsätzlich die gleichen Abfallarten wie auf der vorhandenen Deponie vorgesehen, also mineralische Abfälle wie Bauschutt, Boden und Schlacken. „Allerdings mit einem entsprechend niedrigeren Belastungsgrad gemäß den Zuordnungswerten“, wies Harrlandt bei der Berliner Konferenz hin.

Deponiekosten und Entsorgungsentgelte könnten sinken

Der Neubau der Deponie werde insgesamt 41 Millionen Euro kosten. Der Vorhabenträger des Neubaus ist die Landeshauptstadt Wiesbaden. Bei einer Erweiterung um 17 Hektor belaufen sich die Betriebskosten den ELW-Prognosen zufolge auf 21,10 Euro pro Tonne.

Bei den im Gespräch stehenden 30 Hektar wird es sogar billiger. Die Betriebskosten sollen in diesem Fall bei 19,60 Euro je Tonne. „Das liegt unter den derzeit üblichen Marktpreisen“, betonte Harrlandt. Er ist sicher, dass es dadurch genügend Nachfrage geben wird, und die Planungsgröße von 400.000 Tonnen pro Jahr erreicht wird. Der wirtschaftliche Betrieb der Deponie für den Planungszeitraum bis 2035 soll damit gesichert sein.

Die neue Deponie werde die ELW in die Lage versetzen, zukünftig Abfälle auf beide Deponieklassen zu verteilen, so Harrlandt. Dann müsste die bestehende Deponie der Klasse II nicht mehr unnötig mit schwach belasteten Abfällen verfüllt werden. Nach Angaben der EWL wird dadurch auch die Laufzeit der Deponie Dyckhoffbruch um 20 bis 40 Jahre verlängert. Durch die Mitnutzung bereits bestehender Infrastruktureinrichtungen sollen sich zudem Synergieeffekte ergeben, die sich günstig auf die Deponiekosten und Entsorgungsentgelte auswirken könnten.

Zwei DK-II-Deponien im Ballungsraum Rhein-Main

Aktuell ist das Deponiegelände so groß wie 210 Fußballfelder: 1,5 Quadratkilometer. Knapp zwei Drittel davon dürfen als Ablagerungsfläche genutzt werden, der Rest ist seit Errichtung der Deponie als Ausgleichsfläche und Rückzugsgebiet für die Tier- und Pflanzenwelt ausgewiesen. Insgesamt hat die bestehende Deponie ELW-Angaben zufolge ein Ablagerungsvolumen von 24,1 Millionen Kubikmetern.

Die Anlage im Wiesbadener Stadtteil Amöneburg hat in den vergangenen Jahren eine herausragende Bedeutung für die gesamte Rhein-Main-Region erlangt. Sie hat quasi die Funktion einer Zentraldeponie übernommen, nachdem in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Hausmülldeponien geschlossen worden sind.

Neben der Deponie Dyckerhoffbruch gibt es derzeit nur noch eine weitere DK-II-Deponie in der Nähe des Ballungsraums Rhein-Main, die eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren hat. Das ist die Deponie Büttelborn. Die übrigen Deponien mit längeren Laufzeiten sind deutlich weiter entfernt. „Die beiden nächst gelegenen sind zwischen 60 und 75 Kilometer vom Rand des Rhein-Main-Gebiets entfernt, alle anderen über 100 Kilometer“, machte Harrlandt deutlich.


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[su_spoiler title=“Mehr zur Deponie-Situation in Hessen: Zahlen und Fakten“]

• Gemäß des Hessischen Statistischen Landesamts wurden im Jahr 2014 in Hessen 1,404 Millionen Tonnen an Bau- und Abbruchabfällen in Abfallentsorgungsanlagen entsorgt.

• Davon wurden 0,653 Millionen Tonnen auf Deponien beseitigt.

• Dazu kommen 1,039 Tonnen an Abfällen zur Verwertung, die im Zuge von Baumaßnahmen auf Deponien eingebaut wurden.

• Bau- und Abbruchabfällen machen davon 77,3 Prozent (0,804 Tonnen) aus.

• Insgesamt wurden 1,452 Millionen Tonnen an Bau- und Abbruchabfällen in hessischen Deponien abgelagert.

• 2014 waren 34 Deponien der Deponieklassen 0 bis IV in Betrieb.

• Die Ablagerungsmenge der Abfälle zur Beseitigung belief sich auf 1,318 Millionen Tonnen.

• Das Restvolumen der Deponien der Klasse 0 bis II beträgt 10,037 Millionen Kubikmeter
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