Aufbereitung von Gipsplattenabfällen

Gipsplattenabfälle aus dem Rückbau sind prädestiniert für das Recycling. Doch niedrige Deponiepreise und hohe Anforderungen an RC-Gips erschweren die Wiederverwertung. Die Lücke, die der Wegfall von REA-Gips aufreißt, wird Recycling-Gips nicht füllen können.

„Wir kommen mit dem Recycling-Konzept nicht weiter“


Insgesamt fallen in Deutschland jährlich rund 600.000 Tonnen gipshaltige Bauabfälle an. Etwa die Hälfte davon ist recyclingfähig. Dabei handelt es sich überwiegend um Gipsplattenabfälle aus dem Gebäuderückbau. Die Betonung liegt auf ‚recyclingfähig‘. Denn bisher gelangen diese Abfälle nicht als Rohstoff in die Gipsindustrie zurück.

Dabei gibt es in Deutschland zwei Anlagen, die zusammen genommen 150.000 Tonnen alte Gipsplatten verarbeiten können. Eine Anlage steht in Süddeutschland und gehört der Strabag Umwelttechnik, die andere betreibt die MUEG in der Nähe von Leipzig. „Beide Anlagen laufen schlecht und recht“, sagte Jörg Demmich, Vorsitzender des Rohstoff- und Umweltausschusses beim Bundesverband Gips, bei einer Veranstaltung der Messe Recycling-Technik 2015 in Dortmund. Zum Teil seien die Anlagen schlecht ausgelastet.

Die Ursache sieht Demmich darin, dass es in Deutschland immer noch Deponien gibt, die Gipsplatten zu niedrigen Preisen annehmen. Darüber hinaus stelle die Gipsindustrie hohe Anforderungen an Recycling-Gips. Das Hauptproblem dürfte sein, dass Gipspulver aus Platten als Abfall und nicht als Produkt gilt. Außerdem werden Gipsabfälle kostengünstig ins benachbarte Ausland verbraucht, wie etwas zur Rekultivierung von uranhaltigen Bergbauschlämmen in Tschechien. Dorthin würde „einige Zehntausend“ Tonnen verbracht.

Die Industrie setzt derweil lieber auf REA-Gips. „Die Gipsindustrie benötigt jährlich sechs Millionen Tonnen Gipsrohstoffe. Ein Großteil davon wird durch REA-Gips aus Braunkohlekraftwerken gedeckt“, so Demmich. Noch, denn der Rohstoff werde versiegen. Kommt die Energiewende wie geplant, werden Braunkohlekraftwerke nach und nach abgeschaltet. Das bedeutet für REA-Gips, dass die sieben Millionen Tonnen, die derzeit pro Jahr in Deutschland anfallen, bis zum Jahr 2050 quasi auf null zurückgehen werden.

Ein Teil könnte durch Recycling-Gips aus rückgebauten Platten ersetzt werden. Aber: „Wir kommen mit diesem RC-Konzept derzeit nicht weiter, weil es Barrieren gibt“, erklärte Demmich. Der Markt für RC-Gips sei schwierig. Selbst wenn das Recycling ordentlich funktioniert, reicht die aufbereitete Gips-Menge nicht aus, um REA-Gips komplett zu ersetzen. „Deshalb wird mitttelfristig der Markt für Naturgips wieder anziehen“, so Demmichs Fazit.

Mehr zum Thema
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Was natürliche Dämmstoffe leisten können – und was nicht
Dopper führt digitalen Produktpass ein
Kataster in Heidelberg umfasst bereits 466.000 Tonnen Baumaterial
„Wir bieten moderne Büroräume und günstige grüne Energie“
Wissenschaftler planen Bioasphalt