HBCD-Verbot

Ende September wird HBCD als gefährlicher Abfall eingestuft. Damit wird der bisherige Entsorgungsweg in Müllverbrennungsanlagen in vielen Fällen versperrt. Wohin also mit dem Material? Der BDE warnt vor einem Entsorgungsengpass.

Wohin mit Dämmstoffabfall?


Ende September tritt die neue Verordnung zu persistent organic pollutants (zu deutsch: persistente organische Schadstoffe; POP-Verordnung) in Kraft. Auf der Liste steht auch Hexabromcyclododecan (HBCD) mit einer Konzentrationsgrenze von 1.000 Milligramm je Kilogramm, das damit zum gefährlichen Abfall wird. Bislang wurde das Material in Müllverbrennungsanlagen mitverbrannt.

Doch das ist nun passé. BDE-Präsident Peter Kurth sagte: „Diese Entwicklung ist deshalb dramatisch, weil so der Entsorgungsweg für mehrere hunderttausend Tonnen Dämmstoffabfall pro Jahr verschlossen wird.“ Schon jetzt weigerten sich einige Entsorgungsunternehmen, HBCD-haltige Dämmstoffe anzunehmen.

Der BDE fordert deshalb eine rasche Lösung, um die bislang reibungslose Entsorgung auch weiterhin rechtssicher zu gewährleisten. Bereits Anfang September hatte der Verband die Umwelt- und Wirtschaftsminister der Länder in einem Schreiben auf bevorstehende Entsorgungsengpässe hingewiesen.

Müllverbrennungsanlagen benötigen Zulassung

Dass es diese schnelle Lösung geben wird, ist fraglich. Gemäß POP-Verordnung müssen persistente organische Schadstoffe in Abfällen zerstört oder unumkehrbar umgewandelt werden. HBCD-haltige Dämmmaterialien (neuer Abfallschlüssel 17 06 03*) können aber nur noch Abfallverbrennungsanlagen abnehmen, die über eine entsprechende Zulassung verfügen. Für Kleinmengen an HBCD-haltigen Dämmstoffabfälle (weniger als zwei Tonnen/Jahr) gibt es keinen Abfallschlüssel, aber auch diese müssen in Anlagen mit spezieller Abgasreinigung entsorgt werden.

HBCD wurde bislang vor allem in Dämmstoffen aus expandiertem Polystyrol (EPS) und in extrudiertem Polystyrol (XPS) verwendet. Darüber hinaus kam es in Verpackungsstoffen aus EPS oder in Textilien zum Einsatz – im Jahr 2006 waren es in Europa insgesamt etwa 12.000 Tonnen. Der Stoff gilt als giftig. Zudem wird er über viele Jahre in nahezu allen Umweltproben gefunden, auch in Fischen und Meeressäugern. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass HBCD die Embryonal- und Säuglingsentwicklung stört.

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