Kunststoffverarbeitende Industrie

Nach dem Produktionsanstieg im vergangenen Jahr verspricht auch 2014 weiteres Wachstum für die Kunststoffverarbeitende Industrie. Sorge bereiten der Branche allerdings die aktuellen Diskussionen um das EEG und Kunststoffrecycling. Manches sei geradezu absurd.

„Der Exodus hat begonnen“


Wenn das gesamte Jahr so läuft wie die ersten beiden Monate, dann braucht sich Bernd-O. Kruse in diesem Jahr weniger Gedanken um seine Branche machen. Die ersten beiden Monate hätten „ansprechende Geschäfte“ gebracht, sagte der Präsident des Gesamtverbands Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) auf der gestrigen Jahrespressekonferenz in Frankfurt. Alles in allem stehe der deutschen Kunststoffverarbeitung ein „recht gutes Jahr“ ins Haus. Möglich sei ein Umsatzplus zwischen 4 und 5 Prozent.

Begründet ist der optimistische Ausblick zum einen mit dem milden Winter. Davon profitieren der Bau und andere witterungsabhängige Branchen, die wiederum zu den Abnehmern der Kunststoffverarbeiter zählen. Hinzu kommen eine florierende Automobilindustrie und ein gutes Konsumklima, was dem Verbrauch von Verpackungen und Konsumwaren zu Gute kommt.

„Es gibt also genügend Gründe, zuversichtlich auf das Jahr 2014 zu schauen“, sagte Kruse. Das sehen auch die Mitgliedsunternehmen so. Gut zwei Drittel der Firmen rechnen für das laufende Jahr mit steigenden Umsätzen. Mehr als die Hälfte hofft auch auf bessere Erträge. Dabei war auch schon 2013 ein gutes Jahr. Laut Kruse kletterte der Produktionswert um rund 3 Prozent auf 57,6 Milliarden Euro. Insbesondere seit Jahresmitte seien die Geschäfte besser gelaufen als erhofft.

Gute Ergebnisse aus den einzelnen Branchenzweigen

Optimistisch stimmen auch die Zahlen, die die einzelnen Branchenzweige melden. Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen verbucht für 2013 ein Umsatzwachstum um 3,5 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro. Besonders stark sei die Nachfrage nach Konsumverpackungen gewesen, aber auch der Bedarf an Industrieverpackungen habe angezogen, wenngleich auch erst im vierten Quartal.

Eine besonderer Treiber waren laut GKV die Hersteller technischer Kunststoffprodukte. Sie hätten im dritten und vierten Quartal Zuwachsraten von fast 8 Prozent erreicht, was insbesondere der guten Automobilkonjunktur geschuldet sei. Der Bereich Halbzeuge und Konsumwaren habe sich stabil entwickelt. Auch der Branchenzweig Glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) habe sich 2013 weitgehend seitwärts entwickelt.

Folie1Sorgen bereiten der Branche allerdings die „dramatisch“ gestiegenen Industriestrompreise. „Die Belastung der Erträge durch die EEG-Umlage und etliche weitere Zusatzbelastungen des Strompreises durch Umlagen, Abgaben und Steuern bedroht die Wettbewerbs- und damit die Überlebensfähigkeit etlicher deutscher Verarbeiter in höchsten Maße“, klagte Kruse. Der „Exodus“ von Betrieben aus Deutschland habe bereits begonnen, erste Verlagerungen würden sich anbahnen.

Wie der Verbandspräsident in Erinnerung rief, sei das EEG eigentlich dazu da, die Umwelt weniger zu belasten. Deshalb wirke die aktuelle Entscheidung deutscher Behörden, ausgerechnet den Betrieben des werkstofflichen Kunststoffrecyclings die Ausgleichsregelung von der EEG-Umlage zu verweigern „geradezu absurd“. „Einige Beiträge zur abfallpolitischen Diskussion auf Ebene der Europäischen Union scheinen uns eher dazu geeignet, das Erfolgsmodell der Verwertung von Kunststoffabfällen zu konterkarieren“, sagte Kruse.

Wer die Kreislaufwirtschaft stärken wolle, müsse den Marktkräften hinreichende Gestaltungsspielräume lassen, stellte der GVK-Präsidente klar. „Kleinteilige Qualitäts- und Anwendungsvorschriften per Gesetz“ dagegen würden die Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffrezyklaten einschränken. „Wir würden uns dringend wünschen, dass die deutschen Erfahrungen beim Aufbau leistungsfähiger Verwertungssysteme für Kunststoffabfälle ein größere Rolle spielen.“

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