Kauf der Müllverbrennungsanlage Borsigstraße

Die Stadtreinigung Hamburg will das Recycling stärken und die Müllverbrennung zurückfahren. Warum sie deshalb eine Müllverbrennungsanlage kauft? Weil sie dann andere nicht mehr benötigt.

Hamburger Senat stimmt Umbau der Entsorgungs-Struktur zu


Der Hamburger Senat hat dem Kauf der Müllverbrennungsanlage Borsigstraße durch die Stadtreinigung Hamburg (SRH) zugestimmt. Der Kauf ist Teil der geplanten Umstrukturierung der Hamburger Entsorgungskapazitäten. Demnach plant die SRH, die MVA Stellinger Moor stillzulegen und den Vertrag mit der MVA Stapelfeld nach Ende der Vertragslaufzeit am 28.2.2016 nicht mehr zu verlängern.

Somit soll die Restmüllentsorgung der Stadt Hamburg künftig auf die beiden Müllverbrennungsanlagen Borsigstraße und Rugenberger Damm konzentriert werden. Dadurch würde die Verbrennungskapazität um rund ein Drittel auf insgesamt 640.000 Tonnen pro Jahr verringert. Beide Anlagen haben eine Jahreskapazität von je 320.000 Tonnen. An der MVA Rugenberger Damm ist die Vattenfall Europe New Energy GmbH zu 55 Prozent beteiligt. Die Stadtreinigung Hamburg hält 25 Prozent, die übrigen 20 Prozent liegen bei der EWE AG.

SRH-Geschäftsführer Rüdiger Siechau begründete die Entscheidung damit, dass die 41 Jahre alte Anlage Stellinger Moor demnächst aufwendig erneuert werden müsste und trotzdem nicht so wirtschaftlich betrieben werden könnte wie die Anlage Borsigstraße. Stellinger Moor soll daher im kommenden Sommer stillgelegt werden. Das Team vom Stellinger Moor soll möglichst im SRH-Konzern weiterarbeiten. Es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben, sichert Siechau zu.

Hamburgs Umweltsenatorin Jutta Blankau erklärte, dass die Stadtreinigung ihre Müllverbrennungskapazitäten auf das für die Entsorgungssicherheit Hamburg notwendige Maß zurückfahre und gleichzeitig ihren Anlagenbestand modernisiere. Dadurch würden die Kapazitäten für die Restmüllverbrennung an die Recycling-Offensive angepasst.

„Thermische Behandlung ist unverzichtbar“

Die von der Hamburger Umweltbehörde und der SRH betriebene Recycling-Offensive soll konsequent fortgesetzt werden. Laut SRH wurde die Verbrennungsmenge seit 2007 bereits um 90.000 Tonnen jährlich reduziert. Im gleichen Zeitraum sei die Summe der jährlich über die gelbe, blaue und grüne Tonne erfassten Wertstoffe um rund 54.000 Tonnen gestiegen. Allein mit der flächendeckenden Einführung der Hamburger Wertstofftonne und der getrennten Bioabfallerfassung seien zwischen 2010 und 2014 nahezu eine Million Tonnen CO2 eingespart worden.

„Trotzdem ist die thermische Behandlung des verbleibenden Restmülls in modernen Müllverbrennungsanlagen auch in Zukunft eine unverzichtbare Grundlage der Entsorgungssicherheit Hamburgs“, betont die SRH. Die Anlage Borsigstraße produziere bei einer maximalen Verbrennungskapazität von 320.000 Tonnen pro Jahr etwa 16 Prozent der Fernwärme für die Versorgung der Hamburger Haushalte. Die anfallende Verbrennungsschlacke wird als Ersatzbaustoff im öffentlichen und privaten Wegebau und bei Flächenbefestigungen verwertet, Metalle werden nach dem Verbrennungsprozess sauber aussortiert und der Verwertung zugeführt.

„Der Kauf der MVB und der weitere Ausbau von Getrenntsammlung und Recycling sind kein Gegensatz“, fasst SRH-Geschäftsführer Siechau zusammen. „Die MVB im Eigentum der öffentlichen Hand ist Grundlage für die Entsorgungssicherheit Hamburgs sowie für die Gebührenstabilität. Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, die MVB in den SRH-Konzern zu integrieren.“

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