Marktbericht für Edelmetalle

Der Angebotsüberhang lastet nach wie vor auf dem Platinpreis, während Palladium sich weiter seitwärts bewegt. Gold und Silber legten in der vergangenen Woche leicht zu. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Industrielle Nachfrage stützt Platinpreis


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Gold konnte die Kursgewinne der Vorwoche halten und verteidigte in den letzten Tagen nicht nur erfolgreich die Unterstützung von 1.180 US-Dollar/oz, sondern schloss die Woche auch knapp über der Schwelle von 1.200 US-Dollar/oz. Das Metall verzeichnete somit einem Wochengewinn von 1 Prozent. Nach den im 3. Quartal deutlich gestiegenen Goldimporten nach Indien stehen erneut regulierende Maßnahmen wie eine Erhöhung der Importzölle im Raum. Zum Ausgleich der Handelsbilanz werden diese von der indischen Zentralbank und der Regierung aktuell diskutiert und es wird mit einer kurzfristigen Anpassung gerechnet, die die Nachfrage aus Indien entsprechend belasten wird.

Unterstützung erhielt das Metall durch Zentralbankenkäufe: So erklärte beispielsweise die russische Notenbank letzte Woche, dass Gold aktuell etwa 10 Prozent ihrer Reserven ausmache und dieses Jahr bisher 150 Tonnen gekauft worden sind. Die niederländische Zentralbank machte wiederum von sich Reden, nachdem sie 120 Tonnen Gold aus den USA zurück nach Amsterdam holte. Ziel der Rückholung sei unter anderem gewesen, das Vertrauen der Bevölkerung im Falle einer neuen Krise zu erhöhen. Ende dieser Woche findet das Gold-Referendum in der Schweiz statt. Umfragen zufolge ist ein positiver Ausgang unwahrscheinlich. Bei einer unerwarteten Zustimmung hätte diese jedoch Signalwirkung und würde eine entsprechende Rally auslösen.

Neben starker Nachfrage aus Asien beobachten wir ungebrochenes Interesse an Investmentbarren. Die Verfügbarkeit von 999.9 Gold ist derzeit entsprechend limitiert, was sich in höheren Prämien beim Sourcing niederschlägt. Mit der überraschenden Zinssenkung in China und der Möglichkeit anziehender Nachfrage aus dem Land der Mitte im Rücken, sehen wir Gold gut unterstützt. Zu verteidigen bleibt die Marke von 1.200 US-Dollar/oz.

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Gold: 17.11.-23.11.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.207,70 972,15 31,26
Tief 1.175,50 937,27 30,13

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Silber

Silber schloss die Woche mit leichten Gewinnen ab (+ 0,73 Prozent). Während die ETF-Bestände in der Berichtsperiode leicht gestiegen sind, soll die physische Silbernachfrage gem. GFMS – Thomson Reuters, im Vergleich zum Vorjahr, fallen. Die Barren und Münznachfrage wird ca. 21 Prozent schwächer erwartet. Zudem wird auch die industrielle- sowie Schmucknachfrage um 1,8 bzw. 4,4 Prozent fallen. Auch wir konnten eine eher verhaltene Nachfrage nach Silberbarren verzeichnen.

Aus historischer Sicht, ist Silber derzeit das am stärksten schwankende Metall (historische Volatilität: ca: 21 Prozent p.a.). Das Novembertief besteht bei 15,03 US-Dollar/oz – vergleichbare Levels bestanden zuletzt Anfang 2010 – des Novemberhoch bei 16,57 US-Dollar/oz. Diese Woche stehen zum Beispiel folgende Daten im Vordergrund: US-Redbook sowie US-Verbrauchervertrauen (Dienstag, 14:55 Uhr bzw. 16:00 Uhr), US-Immobilienmarktdaten (Mittwoch, 16:00 Uhr) bzw. Wirtschaftsdaten zur Eurozone (Freitag, 11 Uhr).

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Silber: 17.11.-23.11.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 16,67 13,45 432,57
Tief 15,87 12,66 406,92

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Platin

Nach dem Vorbild des World Gold Council haben nun die Platingiganten Anglo American Platinum, Aquarius Platinum, Impala Platinum Holdings, Lonmin, Northam Platinum und Royal Bafokeng Platinum den World Platinum Investment Council (WPIC) gegründet. Dieser soll zum Zweck der Unterstützung von institutionellen Investoren und Kleinanlegern sowie zur Informationsversorgung der Investorenkreise dienen.

Seit Beendigung des 5-monatigen Streiks herrscht immer noch Angebotsüberhang durch die überirdischen Bestände. Platin handelt derzeit etwa bei 1.200 US-Dollar/oz. In der Berichtsperiode eröffnete Platin bei 1.205 US-Dollar/oz und schloss zum Ende der Woche bei 1.223 US-Dollar/oz ab. Somit befindet sich der Platinpreis immer noch weit unter dem Niveau, welches die Produzenten benötigen, um profitabel zu bleiben. Aufgrund der höheren industriellen Nachfrage in den letzten Wochen haben sich die Prämien für Platinschwämme in der Berichtsperiode weiter gefestigt. Sollte sich der Platinpreis weiter nach unten bewegen, erwarten wir stärkere Ankäufe aus der Industrie.

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Platin: 17.11.-23.11.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.240,00 999,48 32,13
Tief 1.177,25 939,00 30,19

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Palladium

Auch in der Berichtsperiode bewegte sich Palladium weiterhin seitwärts mit einem Anstieg am Ende der Woche. Das Metall eröffnete die Berichtsperiode bei 763 US-Dollar/oz und schloss zum Ende der Woche bei 785 US-Dollar/oz.

China, als weltweit größter Automarkt, bleibt weiterhin primärer Treiber für die Palladiumnachfrage. So stiegen die Absatzzahlen in der Autoindustrie in China im Oktober um 6,6 Prozent im Vorjahresvergleich. Der chinesische Automarkt macht dabei einen signifikanten Anteil der globalen Palladiumnachfrage für Autokatalysatoren aus. Chinesische Palladiumimporte sind von Januar bis September dieses Jahres um 27,6 Prozent gestiegen. Solide Unterstützung findet Palladium noch bei rund 743 US-Dollar. Im Gegensatz zu Platin bewegen sich die Prämien für Palladiumschwamm auf konstantem Niveau. Wir konnten in der Berichtsperiode keine signifikanten Nachfrageentwicklungen beobachten.

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Palladium: 17.11.-23.11.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 798,45 645,00 20,74
Tief 758,00 605,00 19,45

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Rhodium, Ruthenium, Iridium

Unsere Annahme der Vorwoche über tendenziell schwächere Kurse bei Rhodium ist eingetreten. Wiederum gab es nur unterdurchschnittliche Umsätze, die durch das insgesamt etwas lustlose und negative PGM Umfeld momentan schwer Vertrauen (zurück)gewinnen können. Es gibt sicher nach wie vor starken Bedarf von diversen Anwendern, wie z.B. der Auto- und der Chemischen Industrie, allerdings ist bedingt durch die Preisbewegung der letzten Wochen bei den Einkäufern momentan keine Eile angebracht. Auch ein größerer Metallabfluss aus dem Rhodium Fonds lässt sicher aktuell auch nicht auf schnell steigende Kurse schließen. Auf dem aktuell etwas schwächeren Niveau haben wir Kaufinteresse gesehen, aber sicher nicht in dem Maße, was einen Preissprung rechtfertigen ließe.

Ruthenium tritt immer noch auf der Stelle und es gibt preisseitig keine Neuigkeiten. Allerding sind die Umsätze leicht angestiegen. Es gibt zwar keine Anzeichen auf schnell steigende Kurse, dennoch sieht es aktuell so aus, als wäre die untere Seite sehr gut unterstützt und wir deshalb auf absehbare Zeit keine schwächeren Preise sehen werden. Der Druck, ein solch „günstiges“ Rohstoff, welches auf einem Mehrjahres-Low handelt, aktiv zu verkaufen, ist verständlicherweise sehr gering.

Iridium hat noch einmal dem Verkaufsdruck nachgeben müssen und wieder tiefere Preise gesehen. Wir handeln aktuell nahe der psychologischen Marke von 500 US-Dollar/oz, auf die wir schon vor einigen Wochen hingewiesen haben. Kurzfristig sollte es sicher keinen Preissprung nach oben geben. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob der Preis, der inzwischen wieder auf dem Niveau von vor 9 Monaten handelt, schon attraktiv genug ist, um wieder Preisabsicherungen abzuschließen.

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17.11.-23.11.2014 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruhthenium ($/oz)
Hoch 1.145,00 455,00 50,00
Tief 1.215,00 515,00 60,00

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