Nein zur Wertstofftonne

Die Erfassung von Wertstoffen über die Restmülltonne erzielt bessere Recyclingergebnisse, ist der Kreis überzeugt. Er gibt sich nach wie vor kämpferisch. Eine zusätzliche Wertstofftonne lehnt der Kreis ab.

Landkreis Kassel hält an „Grauer Wertstofftonne“ fest


Der Landkreis Kassel bleibt bei seiner ablehnenden Haltung hinsichtlich der Einführung einer Wertstofftonne. „Gemeinsam mit unseren Partnern sind wir weiter von unserem Modell, statt einer zusätzlichen gelben Tonne die bisherige Restabfalltonne als Wertstofftonne zu nutzen, überzeugt“, erklärte Vizelandrätin Susanne Selbert bei der Vorstellung des Abfallwirtschaftskonzepts 2015. Die Einführung einer zusätzlichen Wertstofftonne lehnt der Kreis deshalb ab.

Stattdessen fordert der Kreis mehr Flexibilität. „Eine zukünftige Wertstoffgesetzgebung sollte die Möglichkeit eröffnen, den Gebietskörperschaften die Wahl zu überlassen, wie die Erfassung von Abfällen sinnvollerweise vor Ort durchgeführt werden kann – unser Versuchsprogramm in den vergangenen Jahren hat gezeigt, dass wir mit der gemeinsamen Einsammlung von Verpackungs- und Restmüll sogar bessere Recyclingergebnisse erzielen können, als bei der bisherigen Getrenntsammlung“, betonte Selbert.

Der Landkreis Kassel ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Graue Wertstofftonne, ein Zusammenschluss von öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern, privaten und öffentlichen Abfallverwertungsanlagen und abfallwirtschaftlichen Organisationen. Anfang des Jahres hatte die Arbeitsgemeinschaft die Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht, die das Witzenhausen-Institut zur gemeinsamen Erfassung von Leichtverpackungen über die Restmülltonne durchgeführt hat. Demnach kann das System Graue Wertstoffstonne höhere Kunststoffverwertungspotenziale generieren, als sich das Bundesumweltministerium (BMU) als Ziel für eine Wertstofftonne gesetzt hat. Auch die Qualität der Recyclingkunststoffe hat den Untersuchungsergebnissen zufolge nicht gelitten. Darüber hinaus seien fast alle Metalle aus dem Restabfall über die mechanische Aufbereitung mit FE- und NE-Abscheidern aussortiert worden. Die Ziele, die mit der zusätzlichen Wertstofftonne erreicht werden sollen, würden übererfüllt.

Basis für ein solches Modell ist jedoch, dass die Gebietskörperschaft aufgrund einer funktionierenden Bioabfalltrennung trockene und sortierfähige Restabfälle besitzt und diese Restabfälle ohnehin schon sortiert werden. Im Landkreis Kassel fielen 2013 rund 36.000 Tonnen Restmüll an, rund 156 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Wie Selbert bei der Vorstellung des Abfallwirtschaftskonzepts erklärte, werden die Bio- und Grünabfälle mit rund 47.000 Tonnen auch im kommenden Jahr die größte Abfallfraktion bleiben. „Wir sind hier dank der tollen Mitarbeit der Bürger Spitzenreiter in Hessen mit 203 Kilogramm Bio- und Grünabfälle pro Einwohner im Jahr 2013“, betonte die Vize-Landrätin. Der Landesdurchschnitt liegt bei 127 Kilogramm pro Einwohner und Jahr.

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