Wasserpflanzen als Rohstoff

Eignen sich Wasserpflanzen als Rohstoff für Biogasanlagen? Möglicherweise schon. Wissenschaftler untersuchen die Verwertung derzeit. Gelingt es, ließen sich große Summen an Entsorgungskosten sparen.

Neuer Stoff für Biogasanlagen


Schnellwachsende Wasserpflanzen können zum Problem werden: Weil sie touristische Nutzungen und den Schiffsverkehr einschränken, muss man sie regelmäßig entfernen. Für die Entkrautung geben Kommunen und andere Träger jedes Jahr viel Geld aus, die Biomasse wird meistens deponiert.

Bislang konzentrierte sich die Forschung auf Ansätze, die Ausbreitung der Wasserpflanzen einzudämmen, berichtet die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe(FNR). Allerdings bilden diese auch sehr viel Biomasse und enthalten interessante Inhaltsstoffe. Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und des Deutsche Biomasse-Forschungszentrums (DBFZ) untersuchen deshalb in einem aktuell begonnenen Projekt, inwieweit sich Wasserpflanzen aus Binnen-Gewässern als Rohstoff für Biogasanlagen eignen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über seinen Projektträger, die FNR.

Von der Verwendung der Wasserpflanzen versprechen sich die Wissenschaftler laut FNR mehrere Vorteile:

  • Wasserpflanzen binden während des Wachstums Phosphate. Ihre Entnahme stellt so eine relativ einfache Möglichkeit dar, die Phosphatbelastung in Gewässern zu reduzieren.
  • Aktuell entstehen allein durch die Entsorgung der bei der Gewässer-Entkrautung anfallenden Biomasse Kosten von geschätzten rund 20 Millionen Euro. Durch eine Verwertung ließen sich diese Kosten minimieren.
  • Wasserpflanzen zählen zum Landschaftspflegematerial und konkurrieren nicht mit der Nahrungsmittelerzeugung.
  • In Biogasanlagen würden Wasserpflanzen relativ große Mengen Phosphor und Spurenelemente eintragen. Der Phosphor verbessert den Düngewert der Gärreste, die Spurenelemente wiederum verringern den Bedarf an entsprechenden Präparaten für die Mikrobiologie in der Anlage.

In dem jetzt begonnenen Vorhaben untersuchen die Wissenschaftler unter anderem die Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii) als Rohstoff für die Biogasgewinnung. Bei ersten Gärversuchen erzielte die Wasserpest Biogaserträge zwischen 415 und 520 Norm-Liter pro kg organische Trockensubstanz (LN/kgOTS) bei einem OTS-Gehalt von 6 bis 10 Prozent in der Frischmasse und einem Methangehalt von durchschnittlich 60,5 Prozent, erklärt die FNR. Im Vergleich liegt der Biogasertrag für Maissilage bei 650 LN/kgOTS.

Der geringe Trockenmassegehalt sei eines der Handicaps, für die es Lösungen zu finden gilt, gibt die FNR zu bedenken. Das Projektteam verfolge hier den Ansatz, eine Mischsilage aus Elodea und Stroh bzw. Landschaftspflegeheu herzustellen; die gemeinsame Konservierung mit Mais habe sich hingegen in ersten Vorversuchen als praktikabel, aber unökonomisch erwiesen.

Neben der Entwicklung eines optimalen Silierverfahrens stehen Potenzialanalysen zum bundesweiten Wasserpflanzenaufkommen auf der Forschungsagenda. Insgesamt will das Forscherteam die Wasserpflanzennutzung als Biogasrohstoff aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht bewerten. Die energetische Nutzung steht im Mittelpunkt des Projektes, die Forscher betrachten aber auch alternative Optionen, mit dem invasiven Bewuchs in Flüssen und Seen umzugehen – etwa die stoffliche Nutzung z.B. für Naturkosmetika und Dünger oder die Eindämmung.

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