Prognose für 2014

Noch bis Ende Mai war die Stahlschrottwirtschaft relativ optimistisch. Nun bröckelt die Zuversicht wieder. Sorge bereitet erneut die Einkaufsseite.

Stahlrecycling: Skepsis kehrt zurück


Das Jahr 2014 sollte das Jahr des Aufbruchs werden für die Stahlrecyclingwirtschaft – und bis Ende Mai sah es auch danach aus. Doch seit Juni hat sich die Konjunktur gedreht, und wenn ein solcher Kurswechsel sich anbahnt, dann spürt die Schrottwirtschaft das immer als eine der ersten. Die Industrieproduktion schwächelt, der Mengenzulauf an Schrott geht zurück, und der Kampf um den Schrott lässt den Einkaufspreis steigen. Das ist gut die Entfallstellen, aber schlecht für den Handel und die Aufbereiter.

„Wir werden noch ein hartes Jahr 2014 und einen harten Anfang 2015 sehen“, dämpfte Heiner Gröger, Präsident des Stahlrecyclingverbands BDSV, auf der heutigen Verbandstagung in Berchtesgaden die Erwartungen. „Wir kämpfen mit irren Einkaufspreisen“, sagte der Präsident. Die Folge sei, dass die Kleinen sterben, während die Großen von der Konzernmutter aufgefangen werden.

Wichtig sei deshalb, den betriebswirtschaftlichen Grundregeln wieder mehr Beachtung zu schenken, sagte Gröger mit Blick auf das gegenseitige Überbieten beim Schrotteinkauf. Ob die Mahnung fruchten wird, ist indes fraglich. Wenn es um das Geschäft geht, ist sich jeden am nächsten. Zumal die Rahmenbedingungen unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung nach wie vor ungünstig sind: Die Stahlwerke sind nur zu 90 Prozent ausgelastet, haben darüber hinaus Überkapazitäten und der Preis für Eisenerz übt zusätzlichen Druck auf den Schrottpreis aus.

Erträge sind besser, aber dennoch unbefriedigend

Dass die Einschätzungen der Branche bis Ende Mai dennoch relativ positiv ausfielen, wird auch an der schlechten Vergleichsbasis liegen. Das Jahr 2013 war das schlechteste in den vergangenen 30 Jahren, sagte Gröger. Die Mengeneinbußen beim Schrotteinkauf hätten bis zu 30 Prozent ausgemacht. Der Umsatz der Branche ist von 19,6 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf 17,1 Milliarden Euro gefallen.

Vor diesem Hintergrund lief das erste Halbjahr 2014 vergleichsweise gut. Laut der BDSV-Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen ist der Zukauf der Stahlwerke um 4,6 Prozent auf 7,837 Millionen Tonnen gestiegen. Der Zukauf der Gießereien erhöhte sich um 2,5 Prozent auf 1,836 Millionen, das Exportgeschäft verbesserte sich um 1 Prozent auf 4,46 Millionen Tonnen. Insgesamt erhöhte sich der Versand um 3,2 Prozent auf 14,133 Millionen Tonnen. Allerdings wird sich der Umsatz 2014 nach Einschätzung der BDSV-Mitglieder nochmals um 1 Prozent gegenüber 2013 verringern.

Rückschlüsse auf die Ertragslage der Unternehmen sind nur bedingt möglich. Die Ertragssituation sei besser als im vergangenen Jahr, erklärte BDSV-Vizepräsident Ulrich Althoff. Dennoch sei die Ertragslage unbefriedigend. Signifikante Preissteigerungen erwartet er für die kommenden Monate nicht. Vielmehr sei davon auszugehen, dass der Druck auf die Marge weiter zunehmen wird – auch vor dem Hintergrund der bestehenden Überkapazitäten auf dem Stahlschrottmarkt, die das BDSV-Präsidium mit 20 bis 30 Prozent veranschlagt.

Flächendeckend existenzbedrohend sei die Lage jedoch nicht. „Es wird keine Pleitewelle geben“, beruhigte BDSV-Präsident Gröger.

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