Fallende Schrottpreise

Nach dem erneuten Preisrückgang im November deutet nur wenig auf eine Markterholung im Dezember hin. Zum Jahresausklang könnten die Stahlschrottpreise nochmals fallen.

Stahlschrottmarkt: Trübe Aussichten für Dezember


Die Marktkonstellation ist denkbar ungünstig: Eine rückläufige Rohstahlproduktion im Oktober, ein konkurrenzlos günstiger Eisenerzpreis und obendrein fehlende Impulse aus dem Tiefseegeschäft. Hinzu kommt ein traditionell geringer Schrottbedarf, weil im Dezember die Zahl der Arbeitstage aufgrund der Feiertage und Ferien niedriger ist.

Der Stahlschrottpreis steht derzeit unter Druck, keine Frage. Vor allem der historisch niedrige Eisenerzpreis macht den Einsatz von Stahlschrott unrentabel. Bereits im November waren die Stahlschrottpreise im Durchschnitt um 14 Euro für die Sorten 1, 2 und 3 gefallen. Shredderschrott gab nach den Preiserhebungen des Stahlrecyclingverbands BDSV sogar um durchschnittlich 16 Euro je Tonne nach:

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Lagerverkaufspreise (in Euro/t) Nov 14 Okt 14 Differenz (in Euro)
Sorte 1 (Stahlaltschrott) 199,5 213,9 -14,4
Sorte 2/8 (Stahlneuschrott) 222,2 236,5 -14,3
Sorte 3 (Schwerer Stahlaltschrott) 221,4 235,5 -14,1
Sorte 4 (Shredderstahlschrott) 227,8 243,8 -16,0
Sorte 5 (Stahlspäne) 175,7 190,9 -15,2

Quelle: BDSV

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Auch die Entwicklung der Rohstahlproduktion verheißt wenig Gutes. Im Oktober wurden in Deutschland 3,5 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet das einen Rückgang um 5,9 Prozent. Nach unten zeigen auch die Zahlen für Italien mit 2,1 Millionen Tonnen (- 5,4 Prozent) und die Türkei, die für Oktober einen Produktionsrückgang um 11 Prozent auf 2,7 Millionen Tonnen Rohstahl verbucht.

Selbst China weist für Oktober einen leichten Produktionsrückgang um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat aus. Die geringe Nachfrage Chinas dürfte auch einer der Hauptgründe für den niedrigen Eisenerzpreis sein. Eines der wenigen Länder, die ein Produktionsplus verbuchen, ist hingegen Frankreich. Der Nachbarstaat weist für Oktober ein Wachstum von 15 Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen aus.

Das Jahr 2014 wird daher nicht nur für die Stahlschrottwirtschaft, sondern auch für die Stahlindustrie schlechter enden als noch vor einigen Monaten erwartet. In diesem Jahr wird sich die Rohstahlproduktion in Deutschland voraussichtlich auf 43 Millionen Tonnen belaufen, was einer Zunahme um eine halbe Millionen Tonne gegenüber 2013 entspräche. Für das kommende Jahr werden zwar positive Wachstumsraten für die Stahlwirtschaft prognostiziert, doch inzwischen dämpfen auch Branchenvertreter allzu große Erwartungen. „Wir müssen uns auf eine Phase des niedrigeren Wachstums einstellen “, sagte unlängst Hans Jürgen Kerkhoff, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Vermutlich wird das auch für die Stahlrecyclingwirtschaft gelten.

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