Elektrokleingeräte im Restmüll

In der Restmülltonne stecken zahlreiche Wertstoffe - aber nur wenig E-Schrott. Der Aufwand für dessen Rückgewinnung ist hoch. Auch Depotcontainer versprechen keine großen Mengen. Zumindest nicht im ländlichen Raum.

Viel Aufwand, wenig E-Schrott


Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) hat untersuchen lassen, woraus sich der Inhalt der Restabfallbehälter zusammensetzt. „Wie erwartet, befinden sich im Restabfall noch immer hohe Anteile an verwertbaren Stoffen“, sagte Geschäftsführer Dennis Kissel bei einer Podiumsveranstaltung zum Thema WEEE-Richtlinie und der damit verbundenen Änderung des Elektrogerätegesetzes. Aber im Restmüll ist auch erstaunlich wenig E-Schrott: laut der Sortieranalyse sind es gerade einmal 0,7 Prozent. Anders ausgedrückt sind das 538 Jahrestonnen oder 1,3 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. „Das wirkliche abfallwirtschaftliche Problem sind also nicht die Elektrokleingeräte in der Restabfalltonne, aber als öffentlich-rechtlicher Entsorger (örE) müssen wir uns natürlich trotzdem darum kümmern“, sagte Kissel.

Die AWSH hat daher versuchsweise 27 Depotcontainer für Elektrokleingeräte in 23 Gemeinden aufgestellt. Um Konkurrenzsituationen mit dem rücknahmepflichtigen Einzelhandel zu vermeiden, hat die AWSH mit dem Full-Service-Dienstleister in Sachen Elektrogesetz take-e-way zusammengearbeitet. Das Ergebnis des Sammeltests ist wohl wider Erwarten der Beteiligten ziemlich mager ausgefallen.

Innerhalb des Testzeitraums von vier Monaten konnten nach Angaben des AWSH-Geschäftsführers lediglich rund 41 Tonnen Elektrokleingeräte erfasst werden. Bezogen auf die „angeschlossenen“ Einwohner und hochgerechnet auf ein Jahr, könnten somit 0,7 Kilogramm E-Schrott mehr pro Einwohner erfasst werden. Das entspräche nur rund der Hälfte des Potenzials, das in der Restabfallanalyse festgestellt wurde.

„Erlöse decken nicht einmal die Logistikkosten“

Eine endgültige Beurteilung will Kissel zwar noch nicht fällen. Dazu müssten Depotcontainer flächendeckend aufgestellt werden und Daten für einen längeren Zeitraum vorliegen. Aber er stellt indirekt infrage, ob sich der nötige Aufwand jemals wirtschaftlich rentieren wird. Sein Fazit aus ökonomischer Sicht: „Die Erlöse für die erfassten Mengen decken noch nicht einmal die Logistikkosten.“ Allein mit den darüber generierten Einnahmen lässt sich das System also nicht bezahlen.

Die Erfahrungen der AWSH lassen sich vermutlich auf ähnlich gestrickte Entsorgungsgebiete übertragen. Die Ergebnisse in ländlichen und städtischen Bereichen dagegen unterscheiden sich bekanntermaßen stark voneinander, ebenso wie in den unterschiedlichen Siedlungsstrukturen. Daher steckt in städtischen Siedlungsstrukturen mit Geschosswohnungsbauten ein wesentlich höheres E-Schrott-Potenzial im Restmüll.

Aktuelle Untersuchungen der Stadtreinigung Hamburg zeigen, dass bisher 2,5 Kilogramm E-Schrott aus, der pro Einwohner und Jahr in der grauen Tonne landen. Die Stadtreinigung Hamburg scheint zuversichtlich zu sein, dass ihre neuen E-Schrott-Sammelcontainer ein Erfolg werden. Schließlich will sie 120 Container im Stadtgebiet aufstellen – keine kleine Investition.

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