Recycling von Gipsabfällen

Bisher werden Gipsabfälle kaum recycelt. Bei einem Forschungsprojekt sollen neue Aufbereitungswege und Recyclingprodukte entwickelt werden. Auch weil der Deponieraum immer knapper wird.

Zweites Leben für Gips


„Jeder spricht vom Recycling von Bauabfällen, aber das wird dann doch meistens auf den Bereich Beton und Gleisschotter reduziert“, sagt Stefan Schmidmeyer, Geschäftsführer des Verbands Baustoff Recycling Bayern. „Den großen Strom an mineralischen Abfällen aus Mauerwerksabbruch wie Ziegel und Gipsabfällen, vergessen wir dabei leider oft.“ Sein Verband ist deshalb Projektpartner bei dem Vorhaben an der Technischen Hochschule in Deggendorf. Das Projekt trägt den simplen Namen „Gips“, geleitet wird es von Professor Josef Steretzeder von der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik.

Gemessen am Gesamtabfall der Bauabfälle ist der Gipsanteil eigentlich relativ klein. In einem typischen Büro- oder Geschäftshaus liegt der Anteil nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes bei etwa 1,65 Prozent. In absolute Zahlen ist die Mengen aber doch beachtlich: Alleine bei der Produktion fallen jährlich in Deutschland rund 20.000 Tonnen Gipsabfälle an. Dazu kommen weitere 60.000 Tonnen Gipsplattenabschnitte direkt auf den Baustellen. Weitere 100.000 Tonnen könnten laut Schätzungen pro Jahr bei den Gebäudeabrissen gesammelt werden.

„Bis vor knapp eineinhalb Jahren ist der Großteil der Gipsabfälle entweder deponiert worden oder es wurden damit Kalihalden abgedeckt“, sagt Schmidmeyer. Letzteres ist inzwischen überwiegend verboten. „Teilweise zurecht“, räumt der Verbandsgeschäftsführer ein. „Aber damit wird der Deponieraum immer knapper und vor allem teurer.“ Auch die Verfüllung in Gruben werde immer schwieriger, ein Teil der Gipsabfälle wird inzwischen im benachbarten Ausland deponiert.

Verwendung von Gips als Dämmmaterial

Das Projekt soll nun das Deponierungsproblem ein Stück weit irrelevant machen. Versuche zum Recycling von Gipsabfällen gibt es bereits. Diese beschränken sich aber bisher auf das Recycling von getrennt gesammelten Gipskartonplatten. Das Projekt an der Hochschule Deggendorf soll einen Schritt weiter gehen. „Wir wollen vor allem auch untersuchen, welche neuen Produkte abseits von Gipskartonplatten noch hergestellt werden können“, sagt Schmidmeyer.

Möglich wäre beispielsweise eine Verwendung als Dämmmaterial oder in der Landwirtschaft als Dünger. Noch befindet sich das Projekt in der Anfangsphase. Die Beteiligten suchen derzeit Partner und Geldgeben aus Politik und Wirtschaft.

Ein Mitstreiter ist bereits gefunden: Die Firma Lindner Group. Das Unternehmen mit Sitz im niederbayerischen Arnstorf ist vor allem im Bereich Gebäudeumbau und Renovierungen aktiv, beschäftigt sich schon länger mit dem Recycling von Baustoffen und hat die nötige Ausrüstung für die Versuche.

„Was Sortieren, Zerkleinern und Entfrachten von Schadstoffen angeht, sind wir in Deutschland schon sehr weit“, ist sich Schmidmeyer sicher. „Und sind wir erst dazu in der Lage, die Gipsabfälle in brauchbare Stoffe umzuwandeln, dann gibt es dafür sicher auch bald einen Abnehmermarkt.“

© 320°/ek | 27.06.2014

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