Elektroantrieb

Während der Absatz von Elektroautos vor sich hin dümpelt, zeigt die Wachstumskurve von Elektrofahrrädern seit Jahren steil nach oben. Damit wird in den kommenden Jahren auch das Aufkommen an Lithium-Ionen-Akkus zunehmen.

Zahl der Elektromotoren steigt – auf dem Radweg


Den Traum vom mühelosen Fahrradfahren auch bei Gegenwind und steilem Gelände erfüllen sich derzeit viele: 1,5 Millionen Haushalte in Deutschland besaßen im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt ein Elektrofahrrad – und es werden immer mehr.

Allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 535.000 Elektrofahrräder verkauft. Gemessen am Gesamtmarkt für Fahrräder entspricht dies einem Marktanteil von rund 12,5 Prozent. Wie rasant die Verkaufszahlen gestiegen sind, zeigt ein Blick auf die Verkäufe von 2009: Damals waren es noch 150.000 E-Bikes.

Die Automobilbranche kann im Bereich Elektroantrieb von solchen Zahlen nur träumen. Gerade mal 12.363 Elektroautos wurden im vergangenen Jahr zugelassen – ein Marktanteil von 0,4 Prozent. Die Bundesregierung hatte 2011 zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 rund eine Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen. Die Realität ist davon noch weit entfernt.


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Gemein haben E-Bikes und Elektrofahrzeuge hingegen teilweise ihren Antrieb. Für die Herstellung von Elektrorädern kommen derzeit vor allem Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz. Deren entscheidender Vorteil gegenüber anderen Batterietypen wie Nickel-Metallhydrid ist die hohe Energiedichte. Diese erlaubt es, deutlich kleinere und leichtere Akkus zu produzieren.

Zwischen 500 und 1.100 Ladezyklen gibt der ADFC für die Lithium-Ionen-Akkus an, dann müssen sie entsorgt werden. Die Verkäufer der E-Bikes sind dabei durch das Batteriegesetz gesetzlich verpflichtet, die Akkus kostenlos zurückzunehmen – auch wenn kein neuer Akku beziehungsweise ein anderes Modell gekauft wird.

Das Gemeinsame Rücknahmesystem Batterien (GRS), das größte Batterierücknahmesystem in Deutschland, hat dafür vor sechs Jahren gemeinsam mit dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) eine Branchenlösung entwickelt. GRS hatte damals rund 1.000 Händler in Deutschland mit Sammelboxen ausgestattet.

Weltweit steigende Verkaufszahlen

Da die Lithiumbatterien als Gefahrgut gelten, müssen sie ab einem Stückgewicht von 500 Gramm in speziell gekennzeichneten Transportboxen und -fässern gesammelt werden. „Lithiumbatterien müssen durch eine geeignete Verpackung beispielsweise Folie oder Originalverpackung und/oder Isolierung der Pole zum Beispiels mit Klebestreifen gegen Kurzschluss und Beschädigungen gesichert werden“, betont GRS.

Noch sind die meisten Lithium-Ionen-Akkus in Gebrauch. Nur 758 Tonnen wurden im vergangenen Jahr laut GRS zurückgegeben. Im Vergleich zu 15.383 Tonnen Gerätebatterien ist das ein geringer Teil.

Doch die Tendenz ist steigend: Im Jahr 2014 lag das Gewicht der zurückgegebenen Lithium-Ionen-Akkus noch bei 661 Tonnen. Auch auf dem Internationalen Batterierecycling-Kongress in Montreux im vergangenen Jahr wurde über alle Anwendungsbereich hinweg ein starkes Wachstum prognostiziert. Gemäß des Zahlen, die dort präsentiert wurden, sind die weltweiten Verkaufszahlen für Lithium-Ionen-Batterien in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich über 20 Prozent gestiegen.

EU-Vorgabe: 50 Prozent Recyclingeffizienz

Das Recycling der Hochenergiebatterien ist aber nach wie vor schwierig. Da sie unter die Kategorie „sonstige Batterien“ fallen, liegt die Recyclingvorgabe der EU bei 50 Prozent Recyclingeffizienz. Doch nach wie vor gibt es nur eine Handvoll Recyclingkonzepte – die vollständige Rückgewinnung lohnt sich wirtschaftlich kaum.

Allerdings müssen die Akkus nach ihrem Einsatz in Fahrrädern und Autos nicht zwangsläufig gleich recycelt werden. Denn oftmals sind sie zwar für den Antrieb zu schwach, doch für andere Anwendungen durchaus noch geeignet.

Wie eine Studie des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BBE) und der Deutschen Messe herausgefunden hat, steckt in alten Lithium-Ionen-Akkus aus Elektroautos noch etwa 70 bis 80 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung. Bereits im Jahr 2025 könnten die ausgedienten Akkus als stationärer Energiespeicher 25 Gigawattstunden Strom erzeugen, so die Autoren der Studie. Damit würden die einstigen Antreiber dann immerhin so viel Energie erzeugen, wie die Hälfte aller deutschen Pumpspeicher-Kraftwerke.

© 320°/ek | 30.08.2016

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