Wirtschaftliche Entwicklung

In Deutschland hat der Zementverbrauch im vergangenen Jahr leicht zugelegt. Gleichzeitig ist der Einsatz von Ersatzbrennstoffen für die Produktion nach wie vor stabil. Zukünftig erwarten Marktbeobachter aber sinkende Zementabsatzmengen – mit Auswirkungen auf den EBS-Markt.

Zementwerke in Deutschland sind optimistisch


Der Verein Deutscher Zementwerke (VDZ) ist mit dem zurückliegenden Geschäftsjahr zufrieden. Wie der Verband mitteilt, stieg der Zementverbrauch 2016 um circa 3,2 Prozent. Insgesamt seien in Deutschland rund 27,5 Millionen Tonnen Zement verbraucht worden.

„Dieser Zuwachs ist in erster Linie der guten Baukonjunktur zu verdanken. Wohnungsbau, Verkehrsinfrastruktur und Nichtwohnbau – aus allen relevanten Baubereichen haben sich positive Impulse für den deutschen Zementmarkt ergeben“, sagt VDZ-Präsident Christian Knell. So wurden hierzulande etwa eine Million Tonnen mehr Zement von der Bauindustrie eingesetzt als im Vorjahr. Darüber hinaus habe sich die positive Witterung bemerkbar gemacht.

Mit Blick auf das laufende Jahr zeigt sich die Zementindustrie optimistisch. „Wir sehen auch weiterhin Wachstumspotenziale im Wohnungsbau sowie bei Infrastrukturprojekten. Entsprechend rechnen wir für 2017 mit einer anhaltend positiven Entwicklung des Zementabsatzes in Deutschland“, so Knell weiter.

Höhere Zuzahlungen für EBS

Trotz des gestiegenen Zementverbrauchs im vergangenen Jahr ist der Einsatz von Ersatzbrennstoffen (EBS) nahezu unverändert geblieben. „Die EBS-Lieferungen an deutsche Zementwerke sind stabil und auf einem zufriedenstellenden Niveau“, berichtet der Entsorgerverband bvse. In Deutschland gibt es 47 Zementwerke, die für die Zementproduktion als Brennstoff überwiegend Ersatzbrennstoffe einsetzen. Der Anteil der Ersatzbrennstoffe beläuft sich auf rund 65 Prozent.

Wie der bvse mitteilt, habe die Zementindustrie im vergangenen Jahr höhere Zuzahlungspreise für die Abnahme von Ersatzbrennstoffen im Markt durchsetzen können. Der Verband macht hierfür die allgemein gute Auslastung der Müllverbrennungsanlagen und das damit einhergehende hohe Preisniveau verantwortlich. In der Folge wird mehr Material sortiert und von den Aufbereitern am Markt angeboten. Allerdings scheint der Zenit des Preisniveaus bereits durchschritten, glaubt der bvse.

Darüber hinaus erwarten die bvse-Mitgliedsunternehmen nicht, dass die Zementindustrie in Deutschland künftig mehr EBS einsetzen wird. Sie sehen kein weiteres Potenzial für eine Steigerung. Vielmehr beobachten sie, dass die Zementwirtschaft in Bezug auf zusätzliche Investitionen, insbesondere im Norden und Osten Deutschlands, eher zurückhaltend reagiert.

Rückläufige Produktionskapazitäten?

Vertreter der MVA-Branche, wie etwa Stefan Visser von Energy from Waste (EEW), glauben sogar, dass Behandlungskapazitäten für EBS früher oder später wegfallen werden. Perspektivisch könnte die Zementnachfrage sinken, meint Visser. „Der Absatz der deutschen Zementindustrie hat sich in den vergangenen Jahren rückläufig bis stagnierend entwickelt – und das bei einer insgesamt boomenden Bauwirtschaft in Deutschland“, sagte er bei einem Vortrag auf dem Kasseler Abfall- und Bioenergieforum Ende April. Zwischen 2011 und 2015 sei der Absatz um gut acht Prozent auf 31,98 Millionen Tonnen zurückgegangen.

Aus diesem Grund würden sich Zementwerke auch nicht dazu eignen, langfristige Entsorgungssicherheit herzustellen, so Visser. Denn sinke perspektivisch die Zementnachfrage, werde die Industrie früher oder später auch Produktionskapazitäten abbauen müssen. Damit fielen auch entsprechende Behandlungskapazitäten für EBS weg.

Doch bislang nimmt der EBS-Einsatz in Zementwerken eher zu als ab. Im Jahr 2015 haben die Zementwerke nach Angaben des VDZ rund 2,81 Millionen Tonnen Ersatzbrennstoffe aus Abfall eingesetzt. Den größten Anteil stellten Fraktionen aus Industrie-/Gewerbeabfällen (1,87 Millionen Tonnen), gefolgt von Klärschlamm (382.000 Tonnen) und aufbereiteten Fraktionen aus Siedlungsabfällen (317.000 Tonnen). Zudem wurden 221.000 Tonnen Altreifen und 24.000 Tonnen Altöl eingesetzt.

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