Recycling von Straßenaufbruch

Während in Deutschland diskutiert wird, wie teerhaltiger Straßenaufbruch künftig verwertet werden soll, ist eine niederländische Firma schon ein Schritt weiter. Sie reinigt das Material mit einem thermischen Verfahren. Inzwischen plant die Firma den Bau einer zweiten thermischen Reinigungsanlage.

Zu 100 Prozent sauber


Rotterdam, Vondelingenplaat 17, Hafennummer 3260: Hier steht Europas größte thermische Reinigungsanlage für teerhaltigen Straßenaufbruch. Betrieben wird sie von der niederländischen Firma Recycling Kombinatie (Reko). Die Firma reinigt teerhaltige Asphaltgranulate schon seit dem Jahr 2006. Nach der Behandlung stehen 750.000 Tonnen Material wieder als Sekundärbaustoff zur Verfügung. Auch aus Deutschland kommt Material per Schiff zu Reko.

Das Verfahren, das auf der 530 Meter langen Kaianlage zum Einsatz kommt, ist einfach erklärt: Angeliefertes Material wird auf eine einheitliche Korngröße gebrochen und mit Hitze vom Teer befreit. Übrig bleiben hochwertige Baustoffe, wie David Hejkoop, Direktor Recycling bei Reko, auf der Berliner Konferenz Mineralische Nebenprodukte und Abfälle erklärte.

Dazu wird der teerhaltige Straßenaufbruch zunächst in einem Ofen bei einer Temperatur von 850 bis 1.000 Grad Celsius behandelt. Dabei verbrennen die organischen Verunreinigungen, darunter auch die krebserregenden, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Anschließend wird das mineralische Material abgekühlt, in entsprechenden Korngrößen abgesiebt und als Öko-Sand (für neuen Asphalt) und Öko-Granulat (für Beton) ausgetragen.

Als weiteres Produkt wird Strom erzeugt – fünf Megawatt pro Stunde. Dazu werden die bei dem Prozess entstehenden warmen Rauchgase zu Dampf heruntergekühlt, der über eine Dampfturbine einen Generator antreibt. Danach werden die Rauchgase über zwei Tuchfilter entstaubt – hierbei wird ein sogenannter Öko-Füllstoff gewonnen – und in einer weiteren Anlage von Stickstoff befreit.

Zum Schluss folgt eine Gaswäsche mit dem Ziel, bei der Verbrennung entstandenes Schwefeloxid über eine chemische Reaktion in Gips umzuwandeln. „Aus dem Schornstein wird dann nur noch Wasserdampf in die Luft geblasen und es bleiben keine Abfälle mehr übrig“, so Hejkoop.

Zweite Reinigungsanlage geplant

Das Verfahren ist damit ganz im Sinne der niederländischen Regierung, die das Recycling mineralischer Abfälle massiv fördert. Die Deponierung mineralischer Abfälle ist in den Niederlanden verboten. Grund ist die geologische Situation und Besiedelung des EU-Staats. Die Niederlande verfügen kaum über natürliches Gestein und importieren jährlich 20 Millionen Tonnen Primärrohstoffe wie Kies und Sand.

In Deutschland hingegen sind ausreichend Primärrohstoffe vorhanden. Auch teerhaltiger Straßenaufbruch wird hierzulande teilweise im Straßenbau wiederverwertet – wenn auch immer weniger. Denn das Bundesverkehrsministerium verbietet ab 2018 den Einbau bei Straßen in der Baulast des Bundes. Für Länder und Kommunen wird ähnliches erwartet.

Folglich könnte künftig auch aus Deutschland noch mehr Material zu Reko kommen. Erst vor einiger Zeit hat Reko im Rahmen des Ausbaus der A4 bei Kerpen den Auftrag erhalten, teerhaltige Tragschichten der alten Fahrbahn thermisch zu reinigen. Schätzungen zufolge sind in Deutschland insgesamt 1.000 Millionen Tonnen an pech-/teerhaltigem Material verbaut.

Auch der teerhaltige Straßenaufbruch aus der Stadt Hamburg landet seit 2012 in Rotterdam. In Kooperation mit der Remex Mineralstoff und deren Partner ETH Umwelttechnik wird der gesamte städtische Straßenaufbruch, der Pech/Teer enthält, gesammelt, von Störstoffen befreit, gebrochen und per Schiff zu Reko verbracht. Den gleichen Service bietet Remex über seine Tochtergesellschaft MAV Mineralstoff-Aufbereitung und -Verwertung Lünen an. Über deren Tochter RVB und mit dem Vertriebspartner Blues wird im niederbayerischen Kehlheim teerhaltiger Straßenaufbruch gesammelt. Insgesamt gingen pro Jahr circa 1.000 Tonnen Material in die Niederlande.

Zweite Anlage geplant

Die Nachfrage nach der thermischen Reinigung ist so groß, dass Reko eine zweite thermische Reinigungsanlage plant. Die neue Anlage soll ebenfalls in Rotterdam stehen und über eine Kapazität von rund einer Million Tonnen verfügen.

„Die neue Anlage wird sauberer und effizienter arbeiten und mehr Energie liefern“, betont Recycling Direktor Hejkoop. Neben Strom soll auch Fernwärme für Rotterdam erzeugt werden. Zudem werde an einer neuen Technik gearbeitet, um den Energiebedarf der Anlage künftig aus Synthesegas zu decken. Das Synthesegas soll ebenfalls aus Abfällen gewonnen werden.

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