Schlackerecycling

Aluminium, Kupfer, Silber und Gold: In verbranntem Abfall stecken wertvolle Metalle. Das wissen auch die Stadtoberen in Zürich. Mit einem neuen Verfahren wollen sie die Metallausbeute von bisher 70 Prozent auf 99 Prozent steigern.

Zürich peilt vollständige Rückgewinnung von Metallen aus MVA-Schlacke an


Der lokale Entsorger der Stadt Zürich, die Firma Entsorgung und Recycling (ERZ), will rund 37 Millionen Euro (39 Millionen Franken) in seine Müllverbrennungsanlage Hagenholz investieren. Mit dem Geld soll die Anlage so umgerüstet werden, dass die anfallende Verbrennungsschlacke ab Sommer 2016 trocken ausgetragen werden kann. Bisher wird die heiße Schlacke in Zürich-Hagenholz nass ausgetragen, wie in deutschen Müllverbrennungsanlagen mit Rostfeuerung auch. Wird die Schlacke nun künftig trocken ausgetragen, könnte der organische Anteil der Schlacke um über 50 Prozent reduziert werden, erwartet ERZ.

Für die Schlackenmenge heißt das, dass diese sich von bisher 52.000 Tonnen auf 43.000 Tonnen pro Jahr verringern würde. Zudem soll das Verfahren ermöglichen, 99 Prozent der in der Schlacke enthaltenen Metalle wiederzuverwerten – das wäre eine Steigerung um 29 Prozent im Vergleich zu heute. Die Stadt Zürich hofft dadurch, die jährliche Menge an verwertbaren Metallen von derzeit durchschnittlich 4.000 Tonnen auf künftig 6.000 Tonnen zu erhöhen.

Im Fokus sind vor allem Nichteisenmetalle und Edelmetalle. Deren Rückgewinnung erfolgt nicht in Zürich-Hagenholz selbst, sondern im circa 25 Kilometer entfernten Hinwil in der Anlage des Zweckverbands Kehrichtverwertung Zürcher Oberland, der die Technik bereits seit 2008 erprobt. Dort wird die trockene Schlacke über ein Band zunächst an zwei in Serie geschalteten starken Magneten vorbeigeführt, und anschließend an zwei ebenfalls in Serie geschalteten induktiven Nichteisenmetallabscheider. Dabei würden zusätzliche Mengen an Aluminium und Kupfer aus der Fraktion 3 bis 5 Millimeter generiert. Darüber hinaus werden Aluminium, weiteres Kupfer, Messing, Stahl und Edelmetalle wie Gold und Silber aus der Fraktion 0,7 bis 3 Millimeter abgeschieden.

Die Kosten für die Umrüstung der Müllverbrennungsanlage Zürich-Hagenholz sollen von den Verkaufserlösen aus den Metallen getragen werden. Die Verantwortlichen rechnen, dass sich die Investition auf diesem Weg in etwa 30 Jahren amortisiert. Es könnte auch etwas schneller gehen, falls die restlichen 37.000 Tonnen Trockenschlacke im Straßenbau eingesetzt werden. Dafür reicht derzeit aber die Qualität noch nicht aus.

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