Grünes Licht für Beteiligung an Scholz

Das Investment in die Scholz-Gruppe ist nicht das erste, das die Toyota Tsusho Corporation im Recyclingbereich getätigt hat. Und vermutlich auch nicht das letzte. Die Weichen hat der Konzern bereits gestellt.

Zugang zum Know-how


Für die Scholz-Gruppe war es der „Wunschpartner“ schlechthin: Mit dem Einstieg der Toyota Tsusho Corporation (TTC) sieht der kriselnde Metallrecyclingkonzern wieder Licht am Ende des Tunnels. Nun hat auch die EU-Kommission der Beteiligung an der Scholz-Gruppe zugestimmt. Damit kann sich TTC wie geplant mit einem Anteil von 39,9 Prozent an Scholz beteiligen.

Der japanische Mischkonzern bringt Scholz das Kapital mit, das der Metallrecycler dringend braucht, um sich aus seiner finanziellen Schieflage zu befreien. Scholz hatte das abgelaufene Geschäftsjahr 2013 mit einem Verlust von 314 Millionen Euro abgeschlossen, die Finanzverbindlichkeiten beliefen sich Ende 2013 auf rund 1,1 Milliarden Euro. Als Gegenleistung für seine Kapitalspritze erhält TTC „den Zugang zu Recyclingtechnologien und zum Know-how in Europa“, wie das japanische Unternehmen mitteilt.

Damit hat TTC einen weiteren Schritt getan auf dem Weg zur „mittelfristigen weltweiten Ausdehnung unserer Recyclingaktivitäten“. TTC ist das Handelshaus des Toyota-Motor-Konzerns und eines der sieben großen Handelshäuser in Japan. Diese global agierenden Unternehmen handeln mit allen möglichen Produkten: Rohstoffe, Zwischenprodukte oder Fertigprodukte, aber auch Chemikalien, Textilien, Großanlagen oder Elektronik. TTC ist in über 60 Ländern weltweit aktiv und erzielte im Geschäftsjahr 2013/2014 einen Umsatz von umgerechnet rund 56 Milliarden Euro. In Europa ist TTC seit 1968 aktiv. Das Brüsseler Büro ist der Hauptsitz von sieben Niederlassungen in Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Tschechien und der Türkei.

Recyclinggeschäft konzentriert sich auf Altautos

Teil des TTC-Portfolios ist auch das Recycling von Altautos und Katalysatoren. Hier hat der Konzern in Japan eine umfassende Wertschöpfungskette aufgebaut. Zusammen mit Toyota Motor und dem japanischen Stahlunternehmen Aichi Steel ist TTC am Joint-Venture Toyota Metals beteiligt, das eine Shredderanlage der ersten Generation betreibt, die seit 1970 in Betrieb ist. Darüber hinaus betreibt Toyota Metals auch eine Anlage zum Recycling von Shredderrückständen.

Ein weiteres Tochterunternehmen ist Toyotsu Recycle. Die Firma sammelt Wertstoffe aus Altautos wie beispielsweise Altkatalysatoren oder NE-Schrott von über 2.000 Demontagebetrieben. Aber auch beim Vertrieb von Ersatzteilen hat TTC seine Hände im Spiel. Mit der Eco Line sind Demontagebetriebe und Händler über ein Webportal verbunden. Laut Kazuteka Kitazume, Generaldirektor des TTC-Geschäftsbereichs Recycling und Umwelt, umfasst dieses virtuelle Lager über 40 Millionen Gebrauchtteile.

Beteiligung an chinesischem Verwerter

Der Entschluss von TTC, sich nun auch international aufzustellen, kam nicht aus heiterem Himmel. „Seit 2005 verzeichnen wir einen deutlichen Rückgang sowohl bei den Pkw-Neuzulassungen als auch bei den anfallenden Altautos“, berichtete Kitazume beim letztjährigen International Automobile Recycling Congress. Der Altautomarkt in China dagegen kommt derzeit so richtig in Schwung. Bis 2020 soll sich die Zahl der jährlich anfallenden Altautos mehr als verdoppeln und dann bei gut zehn Millionen liegen. Nicht nur die schiere Menge, sondern auch eine strengere Gesetzgebung bezüglich Entsorgung und Recycling von alten Autos, befeuert den Markt.

TTC hat sich für diese Entwicklungen bereits in Stellung gebracht. Ende Dezember 2013 hat der Konzern zusammen mit dem Betreiber von Sortier- und Verwertungsanlagen für Schrott aus Seltenerdmetallen Showa Metal 40 Prozent der Anteile eines Autorecyclers in Peking erworben. Die chinesische Hauptstadt ist eine strategisch gute Wahl, denn hier ist der Motorisierungsgrad der Bevölkerung landesweit am größten. 2012 sind allein in dieser Region den Angaben zufolge rund 5,2 Millionen Altauto angefallen. Nach Worten von TTC ist diese Investition das „Sprungbrett“ für weitere Investitionen in Recyclingprojekte in anderen Landesteilen. Das Ziel des japanischen Konzerns ist dabei nichts weniger als der Aufbau der technologisch führenden Automobilwertschöpfungskette in China.

In Europa hat TTC nun über die Beteiligung an der Scholz-Gruppe ebenfalls ein erstes Standbein. Diesem dürften noch weitere folgen. Denn der Konzern hat angekündigt, zum Aufbau von Recyclinginfrastrukturen vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern beitragen zu wollen. Das soll aber nicht im Alleingang geschehen, sondern über Partnerschaften, wie TTC-Manager Kitazume betonte. Die langfristigen Pläne sehen demnach ein globales Recycling-Netzwerk vor.

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