Deutsche Stahlwirtschaft

Im kommenden Jahr wird die Stahlproduktion stärker wachsen als die Jahre zuvor. Auch in Deutschland soll sich die Marktsituation drehen. Profitieren könnten davon auch die Schrottpreise.

Zurück auf Wachstumskurs


Die Zahlen über das erste Halbjahr 2013, die Olga Yakymchuk zum bvse-Schrottforum nach Frankfurt mitgebracht hat, bestätigen den Trend der vergangenen Monate. Die Rohstahlproduktion ist um drei Prozent gestiegen, doch der Schrottverbrauch konnte davon nicht profitieren. Im Gegenteil. In den ersten sechs Monaten wurden weltweit zwei Prozent weniger Schrott verbraucht.

Dass der Schrottverbrauch rückläufig war, hat zum einen konjunkturelle Gründe. Zum anderen liegt es an der Preisentwicklung für Eisenerz. Dessen Preis ist stärker gefallen als der Preis für Stahlschrott, deshalb haben Stahlwerke vermehrt Eisenerz eingesetzt. Die Türkei als weltweit größter Stahlschrottimporteur etwa hat ihre Schrottimporte deutlich gedrosselt.

Olga Yakymchuk, die als Analystin beim Informationsdienst Metal Expert arbeitet, taxiert die türkischen Importe in den ersten sechs Monaten auf lediglich 9,2 Millionen Tonnen. Im ersten Halbjahr 2012 waren es noch über 11 Millionen Tonnen. Die Stahlproduktion in Elektrostahlöfen sei in der Türkei um zehn Prozent zurückgegangen, berichtete Yakymchuk auf der bvse-Tagung. Auch Südkorea, Indien und China haben in der ersten Jahreshälfte weniger Schrott nachgefragt. Doch die Marktsituation könnte sich schon bald wieder drehen.

Wirtschaftsvereinigung Stahl
Wirtschaftsvereinigung Stahl

Das gilt vor allem für Deutschlands Stahlwirtschaft. In diesem Jahr wird die Stahlnachfrage noch um 1,6 Prozent niedriger ausfallen als 2012, glaubt die Wirtschaftsvereinigung Stahl. Für 2014 jedoch erwartet der Verband ein Plus von rund drei Prozent. Der erste Vorbote ist die Rohstahlerzeugung im September, die erstmals seit sieben Monaten wieder gestiegen ist. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden im September 1,3 Prozent mehr Rohstahl hergestellt.

Auch global sind die Aussichten gut. Nach einem Wachstum des Weltstahlmarktes um zwei Prozent im Jahr 2012 und einem voraussichtlichen Wachstum von 3,1 Prozent im laufenden Jahr erwartet der Weltstahlverband worldsteeel für 2014 eine Steigerung der globalen Stahlnachfrage um 3,3 Prozent. „Trotz der insgesamt verhaltenen Weltkonjunktur bleibt die globale Stahlnachfrage auf Wachstumskurs“, sagt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender des Economic Committee von worldsteel.

Doch auch 2014 wird es regional unterschiedliche Entwicklungen geben. Für den chinesischen Stahlmarkt geht worldsteel von einem etwas langsameren Wachstum aus, weil das niedrigere Investitionsvolumen eine geringere Stahlnachfrage nach sich ziehen wird. Der US-Markt werde sich erholen, glaubt der Weltstahlverband, unter anderem weil die Energiekosten gesunken sind, der Immobilienmarkt sich erholt und die Lagerbestände bei Händler und Verarbeitern niedrig sind.

Auch in der Europäischen Union stehen die Zeichen auf Erholung. Das ist auch dringend nötig, denn aktuell liegt die Stahlnachfrage etwa 30 Prozent unter dem Niveau von 2006. In Italien und Spanien sind es laut worldsteel sogar 50 und 60 Prozent.

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