Primär- und Sekundärkunststoffe

Die vorläufige Jahresbilanz weist für Kunststoffrecycler ein relativ schwieriges Geschäftsjahr 2013 aus. Die Dezember-Preise könnten nochmals etwas nachgeben, schreibt bvse-Kunststoffexperte Thomas Probst.

Marktbericht für Kunststoffe


Von Dr. Thomas Probst, bvse

 

1 Der Markt für Primärkunststoffe

Bei einem Blick auf die Preisindizes aus KI-Kunststoffinformation liegen die Preise der Standard-Thermoplaste im November 2013 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres und diejenigen der Technischen Kunststoffe geringfügig darunter. Oder anders ausgedrückt: Die Kunststoffproduktion hat sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres behauptet. Die Vorhersagen und Abschätzungen der Wirtschaftsinstitute für die konjunkturelle Entwicklung in 2014 sind durchwegs positiv und dies nicht nur deutschland- sondern auch europaweit. Das Szenario 2013 kann deshalb schon jetzt als Grundszenario für 2014 abgeschätzt werden, das hoffentlich noch eine weitere Besserung erfährt.

Standardkunststoffe: Trotz verbesserter Nachfrage nach Standardkunststoffen geben die Preise im November nochmals nach. Der Preisrutsch wird mit den nachgebenden Vorproduktpreisen begründet. Im November 2013 liegen die Preise der Standardkunststoffe um durchschnittlich 15 Euro/t unter denen des Vorjahrs. Die Preiserhöhungen von Standardkunststoffen, die EUWID im September 2013 ausgewiesen hat, s. www.euwid-kunststoff.de, können sich in den beiden nachfolgenden Monaten, also im Oktober und November nicht halten. Während von August auf September die Durchschnittspreise für Standardkunststoffe um 60 Euro/t hochgesetzt wurden, geben diese im Oktober um 56 Euro/t und im November um 39 Euro/t nach. Die Hoffnung der Verarbeiter auf fallende Kunststoffpreise hat sich somit zweimal nacheinander erfüllt. Bei Polystyrol war die Preiserhöhung im September mit 90 Euro/t überdurchschnittlich hoch und damit ist die Preiskorrektur im Oktober und im November mit jeweils 80 Euro/t besonders deutlich. Im Dezember rechnen die Kunststoffhersteller mit einer erhöhten Nachfrage, da die Verarbeiter nur geringe Lagermengen haben und zu günstigen Preisen einkaufen wollen.

Tabelle 1: EUWID-Notierungen von Standardkunststoffen der letzten vier Monate; Preise in Euro/t.

Tabelle 1

 

2 Der Markt für Sekundärkunststoffe

Die vorläufige Jahresbilanz weist ein relativ schwieriges Geschäftsjahr 2013 aus. Die Trends des Vorjahrs fanden in 2013 ihre Fortsetzung. Das Kunststoffrecycling spaltet sich letztlich immer mehr in zwei von einander unabhängige Bereiche auf: da sind einerseits diejenigen Kunststoffrecycler zu nennen, die die Kunststoffmärkte mit sortenreinen Rezyklaten versorgen, die ihren Absatz in der Ergänzung der Neuware für die Kunststoffverarbeitenden Industrie finden. Und da sind andererseits diejenigen Kunststoffrecycler zu nennen, die Mischkunststoffe verarbeiten und hieraus Recyclate herstellen, die in der weiteren Verarbeitung vor allem andere Materialien, wie beispielsweise Holz, Beton oder Stahl, substituieren. Beide Bereiche ergänzen sich in idealer Weise und sind im Sinne einer Kreislaufführung auch auf einander angewiesen.

Positiv ist, dass sich der Verarbeitungsinput etwas verbilligt hat und mehr Ware, wenn auch meistens zu minderer Qualität, im Markt ist. Die Rezyklate waren auch in 2013 gut nachgefragt. Die restriktive Green Fence Action der VR China hat bewirkt, dass die in Deutschland aufgebauten Recyclingstrukturen stabilisiert wurden. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass sich das Kunststoffrecycling einerseits noch weiter ausdifferenziert und anderseits zusätzliche Tätigkeitsfelder in die bereits bestehenden Unternehmensstrukturen eingegliedert werden. Allerdings bedeutet das auch, dass die Unternehmen beständig die Verarbeitungsmenge ausweiten müssen, um geringere Margen ausgleichen zu können.

Negativ ist, dass die Recycler häufig nur qualitativ schlechte Verarbeitungsware angeboten bekommen. Meistens wird just in time geordert, das heißt, dass kein kontinuierlich ausreichender Absatz von Recyclaten möglich ist. Kleinere Kunststoffrecycler verschwinden vom Markt. Die Kunststoffverarbeitung verteuert sich in Deutschland durch höhere Kosten für Löhne und Energie fortlaufend. Der Aufwand für die Bürokratie, das sind vor allem ständig neue Aufgaben und Verpflichtungen, die sich aus einem dichten untergesetzlichen Regelwerk ergeben, verteuern die Produktion in Deutschland wettbewerbsverzerrend. Auch die EEG-Rückerstattungen, die bisher nur einigen Recyclern gewährt werden, sind in der Gefahr demnächst insgesamt für den Recyclingbereich abgeschafft zu werden.

Im Dezember wird von einigen Experten bei den Sekundärkunststoffen eine bessere Nachfrage nach Rezyklaten erwartet. Die bisherigen Marktbewegungen lassen allerdings eher auf ruhige Festtage schließen. Die Dezembernotierungen für den Verarbeitungsinput, also die Kunststoffabfälle, könnten nochmals etwas nachgeben, da immer noch größere Mengen im Markt sind, die ihren Abnehmer suchen.

Bislang hat sich das Ende der Green Fence Action zum 30. November 2013 noch nicht auf die Kunststoffmärkte ausgewirkt. Wegen des chinesischen Neujahrfestes, dessen gesetzlichen Feiertage vom 31.01.2014 bis zum 02.02.2014 sind, wird von Mitte Januar bis Mitte Februar mit einer eher verhaltenen Importnachfrage aus der VR China gerechnet.

Die Zeitschrift EUWID weist bei den Standardkunststoffen für November 2013 einige wenige Preisnachlässe bei der post-user-Ware im Vergleich zum Vormonat aus. Die sechs Preisnachlässe bei EUWID liegen dabei zwischen 5 Euro/t und 15 Euro/t. Die Mehrzahl der Notierungen bleibt allerdings unverändert. Die Internetplattform plasticker zeigt ebenfalls Preisnachlässe und zwar um durchschnittlich 22 Euro/t. Damit sind die Preiskorrekturen bei plasticker deutlicher als bei EUWID. Diese Preiskorrekturen sind bei beiden Preisspiegeln aber in der Gesamtschau als eher gering einzustufen und zeigen somit eine Preisstabilisierung an.

 

2.1 Preisspiegel EUWID

Die Standardkunststoffe im EUWID-Preisspiegel Altkunststoffe behaupten sich. Nur geringe Preiskorrekturen bei einigen wenigen Qualitäten sind zu melden. EUWID berichtete von einer längeren Winterpause der meisten Recycler, die bis zu Heilig-Drei-König andauern wird.

Die PE-Produktionsabfälle notieren unverändert. Bei PE post user geben Gewerbemischfolie, HDPE-Hohlkörper und farbsortierte Kastenware im Durchschnittspreis um 5 Euro/t bis 15 Euro/t nach: Gewerbemischfolie (90/10) 250-280 Euro/t, Gewerbemischfolie (80/20) 240-260 Euro/t, HDPE-Hohlkörper bunt (C 29) 140-260Euro/t und HDPE-Kastenware farbsortiert 650-830 Euro/t.

PP-Produktionsabfälle: Hier ändern sich nur zwei Notierungen und zwar: Folie bunt (K59) 120-270 Euro/t und Folie natur (K50) 330-340 Euro/t. Bei beiden Qualitäten geben die Notierungen im Durchschnitt um 10 Euro/t nach. Die PP-Märkte sind zwar immer noch, durch die vorgenommenen Eingriffe eines Dualen Systems, verändert, sie stabilisieren sich aber langsam wieder.

Unverändert notieren die PS-Produktionsabfälle sowie PVC. Die Nachfrage nach PS-Verarbeitungsware ist immer noch gut. Bei PVC wird im Winter ein jahreszeitlich bedingter Stillstand erwartet. Noch ist der Winter in Deutschland gemäßigt, wodurch noch eine stabile Grundnachfrage nach PVC aus dem Baubereich besteht.

Der PET-Markt: Der PET-Markt ist nach wie vor schwierig. Die PET-Neuwarepreise notieren im November um 45 Euro/t niedriger. Der Markt für Sekundär-PET zeichnet sich weiterhin durch eine gute Angebotslage auf allen Stufen aus. So gibt es immer noch ausreichend Ballenware und das trotz geringeren Getränkeverbrauchs im Winter. Die Recycler passen die Produktion an Mahlgut und Regranulat soweit möglich der jeweiligen Nachfrage an. PET-Recycler sprechen von einer längeren Winterpause. Der Unterschied zu den Vorjahresnotierungen ist auffällig, so haben innerhalb eines Jahres die Notierungen für klares Flaschen-PET bisher um 105 Euro/t und diejenigen für buntes PET um 100 Euro/t abgenommen. Im November notieren gemäß EUWID PET klar und PET bunt jeweils um 15 Euro/t niedriger als im Vormonat. Die neuen Notierungen lauten also: PET klar 250-280 Euro/t und PET bunt 70-100 Euro/t.

 

2.2 Preisspiegel plasticker

Die Internetplattform plasticker bildet tagesaktuelle Notierungen ab. Im vorliegenden Marktbericht sind die monatlichen Preisabschlüsse angegeben. Lediglich im jeweiligen Berichtsmonat, hier für Dezember 2013, werden die bis dahin aufgelaufenen vorläufigen Notierungen angegeben – diese sind ein Zwischenstand, die erst im Folgemonat endgültig werden.

Standardkunststoffe: Im November notieren die Standardkunststoffe wiederum uneinheitlich. Die November-Notierungen sind im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich 22 Euro/t niedriger; dabei reichen die Preiserhöhungen von 20 Euro/t bis 60 Euro/t und die Preisnachlässe von 10 Euro/t bis 170 Euro/t. Insgesamt behaupten sich die Kunststoffpreise. Die Nachfrage hat sich im November gegenüber dem Vormonat etwas verschlechtert.

PS-Granulat gibt nach den Höchstständen im August mit 1420 Euro/t und im Oktober mit 1340 Euro/t im November mit 1170 Euro/t und im Dezember mit 1030 Euro/t wieder deutlich im Preis nach. Die HDPE-Granulatpreise fallen im November und Dezember und erreichen auf diese Weise in etwa die Notierung aus dem Vorjahr. LDPE-Ballenware erzielt im November 2013 mit 300 Euro/t einen weiteren Höchststand. Laut plasticker verändert sich im November die Preisnotierung um mehr als ±40 Euro/t im Vergleich zum Vormonat bei: HDPE-Granulat -60 Euro/t, LDPE-Mahlgut +60 Euro/t, PP-Granulat -50 Euro/t und PS-Granulat -170 Euro/t.

Eine erste Vorschau in die Dezember-Notierungen, die allerdings erst im Januar 2014 abschließend gemeldet werden, gibt den voraussichtlichen Durchschnittspreis zu 619 Euro/t an. Damit weist die Internetplattform plasticker am 15.12.2013 eine Preisstabilisierung bei den Standardkunststoffen aus. Der Dezember zeigt bisher eine eher verhaltene Nachfrage.

Tabelle 2: Notierungen für Standardkunststoffe in plasticker; Angaben in Euro/t.

Tabelle 2 Dezember 13

Technische Kunststoffe: Im November notieren die Technischen Kunststoffe insgesamt nur wenig verändert zum Vormonat. Die Novemberpreise liegen um durchschnittlich 10 Euro/t über denen aus Oktober; dabei reichen die Preiserhöhungen von 10 Euro/t bis 130 Euro/t und die Preisnachlässe von 20 Euro/t bis 170 Euro/t. Ein Vergleich der Novembernotierungen aus 2012 mit dennen aus 2013 ergibt, dass die Preise in kleinen Schritten um durchschnittlich 24 Euro/t angehoben wurden. Laut plasticker verändern sich im November die folgenden Preisnotierungen um mehr als ±70 Euro/t bei: ABS-Granulat +130 Euro/t, PBT-Granulat -170 Euro/t und PA 6.6-Mahlgut +120 Euro/t. Im November hat sich die Nachfrage nach Technischen Kunststoffen etwas abgeschwächt. PC-Granulat zeigt seit seinem Tiefstand im August 2013 mit 1910 Euro/t einen kontinuierlichen Aufwärtstrend zu 2210 Euro/t im Dezember 2013. Die Polyamide haben bei Mahlgut und Granulat weitgehend stabile und hohe Preise in den letzten drei Monaten erreicht.

Eine erste Vorschau in die Dezember-Notierungen, die abschließend allerdings erst Anfang Januar gemeldet werden, gibt den voraussichtlichen Durchschnittspreis zu 1419 Euro/t an. Damit behaupten sich die vorläufigen Dezembernotierungen der Internetplattform plasticker der Technischen Kunststoffe, die am 15.12.2013 erhobenen wurden. Der Dezember zeigt bisher eine stabile bis gute Nachfrage nach Technischen Kunststoffen.

Tabelle 3: Notierungen für Technische Kunststoffe in plasticker; Angaben in Euro/t.

Tabelle 3 Dezember 13

Alle Preisangaben ohne Gewähr. Alle EUWID-Preise ab Station. Die Preise beziehen sich in der Regel auf Mengen größer 20 Tonnen. Aus den stündlich aktualisierten Monatspreisübersichten – erstellt aus den Angeboten in der Rohstoffbörse plasticker, siehe www.plasticker.de, lassen sich monatliche Preisnotierungen für die Sekundärkunststoffe errechnen. Dieser Preisspiegel zeigt Notierungen, die allerdings unter dem Vorbehalt der Ermittlung aus den eingestellten Angeboten stehen. Darüber hinaus unterscheidet plasticker nicht zwischen den Qualitäten klar, bunt oder farbsortiert. Dadurch ergibt sich aus den plasticker-Angaben unter Umständen ein anderes Marktgeschehen als beim EUWID-Preisspiegel. Bei plasticker werden bei den Qualitäten Mahlgut und Granulat sowohl Neuware wie auch Sekundärware angeboten.

 

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