Cyclos-Studie zu E-Schrott

Forscher haben in einem Projekt E-Schrott auseinandergenommen, um die Recyclingfähigkeit zu überprüfen. Das Ergebnis ist überraschend.

Forscher testen Recyclingfähigkeit


Sie haben geschraubt, zerlegt und aufgebohrt. Wissenschaftler des Ingenieurbüros Cyclos haben versucht herauszufinden, wie leicht sich alte Elektro- und Elektronikgeräte auseinandernehmen und recyceln lassen. Das überraschende Ergebnis: Die ausgedienten Geräte lassen sich besser zerlegen als erwartet.

Der Auftrag zur Studie erteilte das Umweltministerium in Baden-Württemberg. Hintergrund ist die rechtliche Anforderung in Paragraf 4 des Elektrogesetzes, deren Novelle noch in diesem Monat in Kraft treten müsste. Dort wird von den Herstellern von Elektro- und Elektronikgeräten verlangt, diese auch recyclinggerecht zu gestalten. Dass das in der Praxis auch gelingt, wurde im Vorfeld häufig bezweifelt.

Cyclos ist dieser Frage nun nachgegangen und hat 43 Produkte aus den Segmenten Smartphones, Rasierapparate, LCD-Monitore und Akku-Schrauber getestet. Zerlegefachkräfte haben dazu gemeinsam mit Sachverständigen für Elektrogeräteentsorgung die Produktbeispiele demontiert. Die Ergebnisse wurden gemäß eines Kriterienkatalogs dokumentiert und eingeordnet.

Überraschenderweise wurde nur bei einem Gerät die Demontierbarkeit und damit die Recyclingfähigkeit als mangelhaft eingestuft. In einem anderen Fall war es den Wissenschaftlern erst nach einer aufwendigen Internetrecherche beim Hersteller möglich, das Gerät auseinanderzunehmen. Trotz des insgesamt guten Ergebnisses gibt es zwischen den Einzeltest Unterschiede. Während Rasierapparate überwiegend gut zu demontieren waren, stellten die Wissenschaftler bei LCD-Computermonitoren einige Defizite bei der Verbindungstechnik und der Werkstoffwahl fest. So wurden beispielsweise nicht verträgliche Kunststoffe mit der gleichen Farbgebung gefunden. Bei den Smartphones wurde laut Studie die Hälfte der Geräte mit der Note „sehr gut“ ausgezeichnet. Einige aber mussten bei der Zerlegung teilweise zerstört werden und bekamen die Note „nicht ausreichend“. Die acht getesteten Akku-Schrauber gelten alle bis auf eine Ausnahme als sehr gut zerlegbar.

Neben der Untersuchung hatten die Wissenschaftler weitere Ziele. Zum einen wurde ein Kriterienkatalog entwickelt, der es ermöglicht, die Umsetzung einer recyclinggerechten Konzeption der Geräte zu bewerten. Außerdem haben die Cyclos-Mitarbeiter einen Referenzstatus festgelegt und negative Produktbespiele benannt, deren Aufbau wenig recyclinggerecht ist.

Das Umweltministerium in Baden-Württemberg plant nun das neue Prüfmuster mit Entsorgungsbetrieben und Herstellern zu diskutieren. Anschließend sollen die Bewertungskriterien auch der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) vorgestellt werden. Außerdem soll sich das öffentliche Beschaffungswesen an den Ergebnisse orientieren. Ziel ist es, dass  „künftig jedes beliebige elektrische Gerät einfach und nachvollziehbar auf seine Recyclingfähigkeit untersucht werden kann“, heißt es von Seiten des Ministeriums.

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