Energiewende

Der Industrieverband Biogasrat+ übt scharfe Kritik an der Energiepolitik der Bundesregierung. Die KWK-Ziele seien ohne Biogas weder erreichbar noch sinnvoll.

Biogasrat warnt vor Industriedemontage


„Es ist sinnlos und unmöglich, ein neues Fördersystem für erneuerbare Energien auf den Weg zu bringen und die Neuordnung des gesamten Strommarktes dabei nicht gleich mitzubehandeln“, rügt Anton Daubner, Vorsitzender des Biogasrat+. „Nur dadurch erklärt sich, dass die Bundesregierung fast ausschließlich auf den noch schnelleren Ausbau von Wind- und Sonnenenergie setzt und zugleich die einzige erneuerbare Energie, die die Defizite der fluktuierenden ausgleichen kann, nämlich Biogas- und Biomethan, fast vollständig ausbremsen will.“

Wer 2050 eine zu 80 Prozent erneuerbare Energieversorgung wolle, müsse damit anfangen, auch die Absicherung von Wind und Sonne schrittweise durch Kraftwerke zu organisieren, die erneuerbare Brennstoffe einsetzen, heißt es seitens des Verbands. „Da kommt der hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung eine besondere Bedeutung zu, die den langsam absterbenden fossilen Kraftwerkspark mit hoher CO2-Fracht durch Erdgas- und Biogas ersetzen soll. Das wäre ein durchdachter energiepolitischer Strukturwandel.“

Die vorliegenden Planungen für ein neues EEG begrenzen den Zubau für Biomasseanlagen insgesamt auf 100 Megawatt im Jahr. „Das reicht vielleicht für kleine bayrische Gülleanlagen, die wichtig für den Boden- und Grundwasserschutz sind, aber nicht für eine Strom- und Wärmeversorgung im industriellen Maßstab“, erklärt Daubner. Die Bundesregierung wolle bis zum Jahr 2020 25 Prozent der Stromversorgung auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung, entziehe aber bereits bestehenden KWK-Anlagen rückwirkend die bislang garantierte Möglichkeit, nach Auslaufen der 10 Jahre KWK-Förderung weitere 10 Jahre ins EEG zu wechseln und statt Erdgas Biogas und Biomethan einzusetzen.„Damit werden viele KWK-Anlagen wirtschaftlich notleidend und viele Biomethaneinspeiseanlagen werden in Konkurs gehen“, befürchtet der Verband. „Das motiviert kein Stadtwerk und keinen privaten Investor, sein Geld in KWK-Technologie zu stecken.“

Biogas ist nicht zu teuer

Der Biogasrat+ geht davon aus, dass diese Konsequenzen bislang von Teilen der Politik nicht durchschaut worden sind. Biomethan sei angesichts seiner Leistungsfähigkeit nicht zu teuer. Die Biomethanbranche sei in der Lage, innerhalb von 5 Jahren ihre Kosteneffizienz um 30 Prozent zu steigern.

In Deutschland seien 40.000 Menschen in der Wertschöpfungskette Biogas und Biomethan überwiegend im ländlichen Raum beschäftigt. „Die Biogas- und Biomethantechnologie ist High-Tech, nach der die ganze Welt fragt. Wir exportieren inzwischen in 120 Länder der Welt. Wenn Deutschland diese Erfolgstechnologie einstampft, ist sie im Ausland nicht mehr verkaufbar. Dann haben wir den ökologischen Transrapid und andere Industrienationen machen das Geschäft“, fürchtet Reinhard Schultz.

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