Handel wird lebhafter

Eigentlich könnte die NE-Metallindustrie optimistisch sein. Die Konjunkturdaten verbessern sich. Außerdem steigt im Frühjahr meist die Nachfrage nach Metallschrott. Doch Experten des Weltrecyclingverbands BIR sind skeptisch.

BIR-Marktbericht für NE-Metalle


Sorge bereitet einigen Berichterstattern des Weltrecyclingverbands BIR die teils unruhige politische und wirtschaftliche Lage. Sie befürchten negative Auswirkungen auf den Metallmarkt und den Schrottfluss. Aus den USA berichtet Andy Wahl von Newell Recycling, dass die Aluminiumnachfrage aus dem Automobilsektor nach wie vor hoch ist. Aufgrund der stetig steigenden Preise erhöhen die Abnehmer allerdings gerade ihre Lagerbestände dramatisch: Generals Motors von 60 auf 114 Tage und Ford auf 107 Tage. Wahl ist aber optimistisch: Trotz des schwachen Dollars gegenüber dem Euro scheint sich die Wirtschaft in den USA seiner Meinung nach vor allem im zweiten Quartal zu erholen.

In Russland macht den Schrotteinkäufern vor allem die Mehrwertsteuer auf importierten NE-Metallschrott Probleme. Die Steuer liegt bei 18 Prozent, die Importsteuer hingegen wurde schon vor zwei Jahren abgeschafft. Nach Angaben von Ildar Neverov von Steelway versuchen inzwischen viele Marktteilnehmer mit vereinten Kräften, sich gegen diese Steuern zu wehren. Neverov schließt dabei nicht aus, bei dem Gericht der euraischen Wirtschaftskommission Klage einzureichen.

Enttäuscht äußert sich David Chiao von der Uni-All Group über den Markt in China. Nach den Neujahrsfeierlichkeiten ist der PMI in China stark gefallen, die Wirtschaft läuft eher schleppend. Die Green-Fence-Aktion im vergangenen Jahr hat dazu geführt, dass einige Schrottverabeiter ihre Geschäfte aufgegeben haben, und keiner vermag zu sagen, wo die Schrotte abgeblieben sind. Die Importe von Kupferschrotten sind laut Chiao im Januar im Vergleich zum Vormonat um 19 Prozent gefallen. Dank der schwachen Entwicklung auf dem Immobilienmarkt und der Abwertung der chinesischen Währung warten die meisten Schrotteinkäufer eher ab.

Aus Japan hingegen berichtet Shigenori Hayashi von Daiki Aluminium von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung. Vor allem der Verkauf von Automobilen im Januar sei im Vergleich zum Vorjahresmonat um 29,4 Prozent höher gewesen. Auch durch die anziehende Immobilienbranche steigt die Nachfrage an Metallen. Um den Bedarf an Aluminiumschrotten zu bedienen, versuchen Händler laut Hayashi „aggressiv“ an das Material zu kommen, es reicht aber trotzdem derzeit nicht aus. Allerdings gibt Hayashi zu bedenken, dass mit der Einführung einer neuen Umsatzsteuer im März der Aufschwung wohl gebremst wird.

In Italien wird der Handel lebhafter

Trotz der politischen Instabilität berichtet Ibrahim Aboura von Aboura Metals aus dem Mittleren Osten von einem stabilen Markt. Zwar seien die Kupferpreise volatil und auch für Aluminium seien instabile Preise beobachtet worden, doch das habe den Markt insgesamt kaum beeinträchtigt. Nach wie vor werden großen Mengen nach Indien exportiert. Dort wird derzeit vor allem auf das Ergebnis der Wahlen vom 7. April gewartet. Die Wirtschaftszweige Automobil und Gebrauchsgüter in Indien sind laut Dhawal Shah von Metco Marketing stetig am schrumpfen. Dennoch ist die Nachfrage nach Schrotten aus dem Ausland hoch. Das liegt aber weniger an den Profiten, die die heimischen Schrottverarbeiter erzielen, sondern an der mangelnden Verfügbarkeit im eigenen Land.

Für Italien hofft Fernando Duranti von Tzimet, dass durch den Führungswechsel in der Regierung auch die Wirtschaft wieder anzieht. Bereits im Februar sei der Handel lebhafter als im Vorjahresmonat gewesen. Die Exportpreise für Schrotte waren generell niedrig – auch durch die rückläufige Nachfrage aus China. Ein Großteil der Schrotte blieb daher in den vergangenen Wochen im Land. Dort wird vor allem Kupfer-, Blei-, Zink und Bronzeschrott nachgefragt. Entsprechend hoch seien die Preise. Während Kupfer und Zink durch Importe oder Sammlung im eigenen Land gut verfügbar sind, ist Bleischrott laut Duranti „wie vom Erdboden verschluckt.“ Ausreichend sei hingegen die Verfügbarkeit von Aluminiumschrott. Der BIR-Experte rechnet aber hier mit einer anziehenden Automobilindustrie und dadurch mit einer steigenden Nachfrage.

In Frankreich bleiben laut Christian Nielsen von Epur die Händler auf ihrem Messingschrott sitzen. Kaum einer fragt das Metall nach. Besser sei der Bedarf an Aluminium- und Zinkschrott. Die Nachfrage an Bleischrotten ist – wie auch in Italien – nicht zu bedienen. Für Deutschland berichtet Ralf Schmitz vom Verband Deutscher Metallhändler von einer überwiegend positiven Stimmung auf dem Markt. Es gebe kaum Preisschwankungen, Nachfrage und Angebot seien weitgehend im Gleichgewicht.

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