Illegaler Handel

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM). Der Vorwurf: Illegaler Handel mit alten Elektrogeräten.

Großrazzia auf Münchner Wertstoffhöfen


Münchner Bürger, die ihre Abfälle auf Wertstoffhöfen abgeben wollen, stehen derzeit an einigen Sammelstellen vor geschlossenen Toren. Der Grund: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM), die auf den Wertstoffhöfen eingesetzt sind. Ihnen wird vorgeworfen, abgegebene noch funktionstüchtige Elektrogeräte beiseitegeschafft und anschließend illegal weiter verkauft zu haben. Das Geld steckten die Mitarbeiter angeblich in die eigenen Taschen. Offenbar wurden die Elektrogeräte schon bei der Annahme abgezweigt – offiziell registriert waren sie jedenfalls nicht. Vorige Woche rückte die Münchner Polizei deshalb zu einem Großeinsatz aus.

In einer breit angelegten Aktion durchsuchten am Donnerstag vergangener Woche 180 Polizisten nahezu zeitgleich 26 Objekte. Die Beamten durchkämmten dabei alle zwölf Münchner Wertstoffhöfe, mehrere Firmensitze von möglichen Ankäufern und einige Wohnungen der Angestellten. Wie die Polizei mitteilt, wurden dabei wurde unter anderem Bargeld, größere Mengen Rauschgift in einem Spind und eine Gaspistole gefunden. Alleine bei einem Händler wurden 30.000 Euro gefunden, die Gesamtsumme liegt bei 55.000 Euro.

Das Geld soll aus dem Erlös der illegalen Verkäufe stammen. In der Firma des Hauptbeschuldigten beschlagnahmten die Polizisten zahlreiche Elektrogeräte. „Das Ermittlungsverfahren wegen gewerbsmäßiger Bandenhehlerei, schweren Bandendiebstahl und gewerbsmäßigen Diebstahl gegen eine Bande mit überwiegend rumänischer Staatsangehörigkeit und mehrere Mitarbeiter der Firma AWM in München dauert an“, bestätigt Thomas Steinkraus-Koch, Oberstaatsanwalt in München am Mittwoch.

Alle Mitarbeiter werden befragt

Bei der Razzia wurden zunächst neun Verdächtige verhaftet. Gegen sieben mutmaßliche Täter lagen bereits Haftbefehle vor, zwei weitere stellten sich nach Polizeiangaben ebenfalls als Verdächtige heraus – einer davon wird wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt. „Derzeit befinden sich noch drei Beschuldigte in Untersuchungshaft“, sagt Steinkraus-Koch. Wie lange die AWM-Mitarbeiter und die Händler schon zusammenarbeiten, ist derzeit noch unklar. Über das Ergebnis der Ermittlungen könne er zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen, sagt der Oberstaatsanwalt. Auf die Spur der mutmaßlichen Bande ist die Staatsanwaltschaft durch einen anderen Fall aufmerksam geworden. Die Ermittler haben Erkenntnisse von Verbrechen ab Januar dieses Jahres.

Inzwischen ermittelt auch die Stadt gegen ihre Mitarbeiter. „Im Rahmen sogenannter dienstaufsichtlicher Ermittlungen werden alle 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zwölf Wertstoffhöfe des Abfallwirtschaftsbetriebs München intern befragt“, bestätigt AWM-Sprecher Heiner Bauer. Weitergehende Aussagen, beispielsweise über Art, Inhalt, Ablauf, Dauer, Ergebnisse und Konsequenzen der dienstaufsichtlichen Ermittlungen seien ihm vor dem Hintergrund laufender polizeilicher und staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen nicht möglich.

Durch die Ermittlungen kommt es auf den Wertstoffhöfen nun teilweise zu personellen Engpässen, einige werden zeitweise geschlossen. Mit den abgegebenen Gegenständen auf den Höfen nimmt der AWM pro Jahr eine sechsstellige Summe ein.

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