Loacker unter Beschuss

Das Recyclingunternehmen Loacker ist erneut in die Schlagzeilen geraten. Ein Bürgermeister spricht von Gesundheitsgefährdung und fordert die Einstellung des Shredderbetriebs im österreichischen Götzis.

Doch kein Waffenstillstand


Der Auslöser war ein unangenehmer Geruch. In der Weihnachtszeit im vergangenen Jahr beschwerten sich mehrere Bürger im österreichischen Götzis und Umland über eine Geruchsbelästigung. Schnell war der Verursacher gefunden: Schuld war der Betrieb des Recyclingunternehmens Loacker, das in Götzis seinen Hauptsitz hat.

Loacker betreibt dort unter anderem eine Shredderanlage mit einer Jahreskapazität von rund 80.000 Tonnen. Offenbar wurde das Wasser, mit dem die Abluftfilter der Anlage gereinigt werden sollen, zu selten ausgetauscht. Aus der zuständigen Abteilung Abfallwirtschaft des Landes Voralberg hieß es damals nach einer Überprüfung, dass der Vorfall nicht gesundheitsgefährdend sei – es müsste lediglich das Wasser häufiger ersetzt werden. Loacker überprüfte und überarbeitete den Waschwasser-Kreislauf. Die Behörde hatte danach nichts mehr zu beanstanden.

Für den Bürgermeister der Nachbargemeinde Altach, Gottfried Brändle, ist das nicht genug. Bereits im Januar forderte er, dass der Shredderbetrieb eingestellt wird. Der Politiker geht weiterhin davon aus, dass über die Abluft des Shredders Schwermetalle und Quecksilber in die Luft gelangen. Auch Monate nach dem Vorfall fordert er die Schließung.

„Bitte nicht in meiner Nachbarschaft“

Es sei immer noch eine Geruchsbelästigung festzustellen, sagte Brändle gegenüber dem lokalen Sender Radio Voralberg. „Der Bürgermeister schürt bewusst Angst“, kontert Loacker-Sprecher Martin Dechant auf Anfrage. „Inhaltlich hat er nichts in der Hand.“ Schon im Januar gab das Recyclingunternehmen bekannt, dass es sich überlege, rechtlich gegen den Bürgermeister und seine Unterstellungen vorzugehen. Dazu ist es bisher nicht gekommen.

Vor ein paar Tagen kursierte dann in den örtlichen Medien die Meldung, der Bürgermeister und Loacker hätten einen Waffenstillstand vereinbart. Keine der Parteien habe rechtliche Schritte eingeleitet, die Angelegenheit sei geklärt, hieß es. Postwendend meldete sich daraufhin der Bürgermeister erneut zu Wort und betonte, dass der Streit keineswegs beigelegt sei. Er warte derzeit weitere Untersuchungsergebnisse ab und behalte sich sehr wohl rechtliche Schritte vor.

Warum sein Arbeitgeber immer wieder Anfeindungen ausgesetzt ist, kann sich Dechant nur so erklären: „Das ist die bekannte ­Einstellung: Recycling ist sehr wichtig – aber bitte nicht in meiner Nachbarschaft. Dieses Phänomen ist oft zu beobachten.“ Außerdem würden die lokalen Medien das Thema größer kochen als es sei.

Einigung in Wonfurt

Schon in der Vergangenheit ist Loacker in Götzis immer wieder mit den Bewohnern und örtlichen Politikern in Konflikt geraden. Gründe dafür sind mehrere kleinere Brände und eine geplante Kapazitätserweiterung des Shredders.

Auch in Deutschland stand Loacker über mehrere Jahre hinweg wütenden Anwohner gegenüber. In Wonfurt kämpfte eine Bürgerinitiative gegen den Recycler. Sie warf dem Unternehmen unter anderem vor, dass beim Shreddern Schadstoffe in die Luft gelangen. Erst vor wenigen Wochen wurde der Streit beigelegt.

„Im Zuge eines Mediationsverfahrens haben sich die Bürgerinitiative, die Gemeinde Wonfurt, das Landratsamt und die Firma Loacker auf eine für alle akzeptierte Vereinbarung geeinigt“, sagt Loacker-Sprecher Dechant. „Wir erwarten eine Bescheidausstellung bis Ende April. Anschließend erfolgt die komplette Einhausung des Produktionsbereichs und eine Erweiterung der bestehenden Absauganlage.“ Geplante Fertigstellung, so der Sprecher, ist Ende des Jahres. Zumindest in Wonfurt wird dann voraussichtlich Ruhe einkehren.

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