bvse-Altpapiertag

Die neue europäische Sortenliste für Altpapier liegt vor. Sie schafft Klarheit bezüglich der Sorten und Fremdstoffe. Einiges bleibt aber unbeantwortet.

Neue Liste – neue Fragen


Jahrelang wurde an ihr gearbeitet, nun ist sie fertig und für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit kurzem ist die neue europäische Sortenliste für Altpapier unter dem Kürzel EN 643 erhältlich. In einigen Ländern kann man sie bislang nur vorbestellen.

Mit der neuen Sortierliste werden zwar viele Fragen geklärt, aber auch viele neue aufgeworfen. So werden Sorten nicht mehr nach Herkunft, sondern nach Inhalt definiert. Dabei wurden neue Haupt- und Untersorten geschaffen. Neu geregelt wurde beispielsweise eine Nulltoleranzgrenze für sogenannte „unzulässige Materialien“ – also Stoffe wie gefährliche Abfälle, toxische Pulver oder Lebensmittel. Bei „papierfremden Materialien“ wie beispielsweise Heftklammern liegt die Toleranzgrenze bei 1,5 Prozent. Liegt der papierfremde Anteil höher, kann die komplette Charge zurückgewiesen werden.

Doch diese Festlegungen werfen neue Fragen auf: Wie genau sollen die Werte gemessen werden? Welche Methode der Probeentnahme soll angewendet werden? Und womit soll der Feuchtegehalt bestimmt werden, wenn das Altpapier zu nass angeliefert wird?

„Jeder weiß, dass ein Papierballen nicht homogen ist“, betonte Barry Read von der Paper Industry Technical Association aus Großbritannien auf dem bvse-Altpapiertag in Düsseldorf. „Es muss sichergestellt werden, dass die Art der Probenentnahme nicht das Testergebnis beeinflusst.“ Das Problem ist jedoch, dass in der neuen Sortenliste derartige Methodenangaben völlig fehlen.

Die Dringlichkeit der Fragen ist inzwischen auch den Machern der neuen Liste, der europäischen Normierungsagentur CEN, aufgefallen. Seit 24. März gibt es zu diesem Thema ein Diskussionspapier. Dabei sollen Techniken bestimmt werden, die den Feuchtegehalt und die Faserverschmutzung wie braune Fasern in weißen Sorten zuverlässig messen können. Auch die Nicht-Faserverschmutzung wie beispielsweise Plastik oder Glas soll geregelt werden. Die Ergebnisse sollen dann laut Read als Grundlage für die nächste Revision der Liste im Jahr 2018 dienen.

Wie jedoch bis dahin mit den Messungen verfahren werden soll, konnte Read auch nicht beantworten. Aber immerhin scheint nun Klarheit über den englischen Begriff für Altpapier zu herrschen. Wie Read erklärte, war die offizielle Begriffsbezeichnung in der Sortenliste zunächst „waste paper“. Dann wurde daraus „secondary fibre“, später dann „recyceld fibre“ und schließlich„recovered paper“. In der neuen Sortenliste heißt es nun „paper for recycling“.

„Da lobe ich mir das immer gleiche Wort ‚Altpapier‘‘“, sagte Read. „Das ist wenigstens deutsche Effektivität.“

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