Weltmarkt für Kreislaufwirtschaft

In Westeuropa sind die größten Wachstumspotenziale ausgereizt. Die besten Chancen bieten nun Länder wie Russland, Indien und China.

Wachstumspotenzial von 50 Prozent


Die Green Economy braucht den Vergleich mit etablierten Branchen nicht zu scheuen. Insbesondere in Deutschland sind die grünen Leitmärkte längst keine Nischenmärkte mehr. Mit einem Marktvolumen von 285 Milliarden Euro hat die Green Economy inzwischen Gewicht, wie Jens Clausen vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit auf dem Kasseler Abfallforum erläuterte. Im Vergleich setzte der deutsche Automobilmarkt 351 Milliarden Euro um – nur 66 Milliarden Euro mehr.

Rund ein Drittel der grünen Marktanteile entfällt auf den Bereich Energieeffizienz, ein weiteres Viertel kann der Bereich Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung auf sich vereinen. Auf Platz fünf steht die Kreislaufwirtschaft mit einem Marktanteil von 6 Prozent und einem Marktvolumen von 16 Milliarden Euro.

Doch spätestens seit Inkrafttreten des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes tritt die deutsche Recyclingwirtschaft auf der Stelle. Der absolute Umsatz deutscher Unternehmen auf dem heimischen Markt sei zwar noch größer als der Außenhandel, erklärte Clausen, doch die Tendenz sei abnehmend. “Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die größten Wachstumspotenziale in Westeuropa aufgrund der schon länger existierenden hohen Umweltauflagen und des relativ hohen Technologisierungsgrads ausgereizt sind.“

Neue Dynamiken könnten auf dem europäischen Markt neue EU-Richtlinien sowie die Anpassungsprozesse der osteuropäischen Staaten an existierende EU-Umweltvorgaben auslösen. Doch die großen Wachstumsmärkte würde außerhalb von Europa liegen, stellte Clausen klar, beispielsweise in Indien, Russland und China. Deutsche Firmen könnten hiervon profitieren, weil sie auf dem Weltmarkt sehr gut etabliert seien und sich durch ihre spezialisierten, technologisch hochwertigen Produkte hervorheben würden.

Indien birgt große Chancen für Privatwirtschaft

Wie Clausen erläuterte, werden derzeit weltweit rund 12 Milliarden Euro Abfall pro Jahr produziert. Bis zum Jahr 2020 soll diese Menge um die Hälfte auf insgesamt 18 Milliarden Tonnen steigen. In Euro umgerechnet kam der Weltmarkt für Kreislaufwirtschaft im Jahr 2011 auf ein Volumen von 93 Milliarden Euro. Für 2025 prognostiziert das Bundesumweltministerium ein Wachstumspotenzial von über 50 Prozent.

Die Recyclingindustrien in China und Indien seien beispielsweise noch weitgehend unterentwickelt. Zwischen 80 und 90 Prozent des Mülls landen unbehandelt auf Deponien. „Indiens überforderte Kommunen setzen hier vor allem auf private Investoren und Public Private Partnerships, was große Chancen für die Privatwirtschaft birgt“, betont Clausen. „Schätzungen zufolge konnten private Unternehmen bisher jedoch erst 500 Millionen US-Dollar des auf jährlich 8 Milliarden US-Dollar taxierten Volumens der Abfallwirtschaft für sich sichern.“

In China sieht der 12. Fünfjahresplan der Regierung weitreichende Maßnahmen und Investitionen im Bereich der stofflichen und energetischen Abfallverwertung vor. Der Einstieg in den indischen und chinesischen Markt ist aber teilweise schwer, weil die Rechts- und Verwaltungsstrukturen schwer zu durchschauen sind. Kooperationen mit nationalen oder erfahrenen internationalen Firmen könnten hier helfen, rät Clausen.

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