Noch keine Einigung der dualen Systeme

Nun hat BellandVision den Schwarzen Peter. Reclay wirft dem Konkurrenten Vertragsbruch vor und fordert die anderen Systembetreiber auf, weiter eine gemeinsame Lösung zu suchen – notfalls ohne BellandVision.

Reclay weist BellandVision die Schuld zu


Der Ton wird schärfer und die Gangart härter: Nach der Ankündigung von BellandVision, den eigenen Marktanteil zu kürzen, geht Reclay mit seinem Konkurrenten scharf ins Gericht. BellandVision sei nicht gewillt, an einer Stabilisierung des dualen Systems mitzuwirken, beklagt Reclay. „BellandVision hält sich als einziges duales System nicht an bestehende Verträge und kommt seinen Verpflichtungen gegenüber Entsorgern und dem Gesamtsystem nicht mehr nach. Wir werden daher alles versuchen, BellandVision dazu zu bewegen, seinen Verpflichtungen nachzukommen, zur Not auch mit rechtlichen Mitteln.“

Reclay macht BellandVision nicht nur für das Scheitern der Verhandlungen verantwortlich, sondern auch dafür, dass die Verhandlungen überhaupt so lange dauern. „In der Gemeinsamen Stelle wurde in den letzten Wochen intensiv daran gearbeitet, für BellandVision ein Problem zu lösen, welches man ohne das Unternehmen gar nicht gehabt hätte“, kritisiert Reclay-Chef Raffael Fruscio. Dass die gefundene Lösung dann von BellandVision konterkariert werde, sei eine „verkehrte Welt“.

Wie Reclay hervorhebt, wurde bereits Mitte April eine einvernehmliche Lösung aller neun Systembetreiber gefunden. Kernpunkte der Einigung waren eine Fondslösung als neues Finanzierungsmodell, die Zustimmung des Bundeskartellamts sowie die Einigung über die Marktanteile 2014. Auch hinsichtlich der Neugestaltung der Clearingverträge habe ein Lösungsvorschlag vorgelegen, dem alle dualen Systeme zugestimmt hätten. Doch nur einen Tag nach der Einigung habe BellandVision seine Zustimmung wieder zurückgezogen.

Fondslösung mit Handel und Industrie

Nach der ursprünglich scharfen Kritik gegenüber DSD findet Reclay nun deutlich gemäßigtere Worte für den Kölner Konkurrenten. „Richtig ist zwar, dass die Clearingverträge durch die Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH (DSD) gekündigt wurden. Fakt ist aber auch, dass sich DSD seitdem weiter an deren Inhalte gehalten hat und an einer gemeinsamen Lösung interessiert ist“, erklärte  Frusciop. „Dies scheint bei BellandVision trotz gegenteiliger Behauptung nicht der Fall zu sein.“

Umso wichtiger sei es jetzt, dass die anderen acht Systeme den bereits erfolgreich begonnenen Weg einer gemeinsamen Lösung ohne BellandVision weitergehen und an einer tragfähigen Gesamtlösung – sowohl für das Mengenclearing 2014 als auch die Clearingverträge insgesamt − arbeiten. „Es laufen bereits intensive Gespräche mit Handel und Industrie über eine Fondslösung und auch in allen anderen Punkten kommt man zügig voran“, betont Fruscio. „Wir sind daher optimistisch, das erfolgreiche System der privaten Verpackungsentsorgung langfristig auf eine solide Grundlage zu stellen.“

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