Brachliegendes Potenzial

Von den fast 6 Millionen Tonnen gewerblichen Siedlungsabfällen wird nur ein Bruchteil recycelt. Schuld sind die niedrigen Verbrennungspreise, sagt Rüdiger Oetjen-Dehne von u.e.c.. Er hat berechnet, welches Verwertungspotenzial möglich wäre.

Gewerbeabfälle: mangelhafte Verwertung


Der Schlusskommentar von Rüdiger Oetjen-Dehne brachte es lapidar auf den Punkt: „Warum muss jemand, der zuhause brav trennt, sich im Büro benehmen wie ein Schwein?“ fragte der Geschäftsführer des Ingenieurdienstleister u.e.c. Berlin in die Runde. Angespielt hat Oetjen-Dehne damit auf die gewerblichen Siedlungsabfälle – auch vereinfacht Gewerbeabfälle genannt. Von denen gibt es in Deutschland reichlich, aber getrennt gesammelt werden sie kaum und recycelt wird derzeit nur ein Bruchteil.

statistic_id2864_abfallaufkommen-in-deutschland-nach-herkunft-bis-2011Jährlich fallen rund 5,84 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle an, sagte Oetjen-Dehne am Mittwoch auf einer IFAT-Diskussionsveranstaltung. Davon machen Papier, Pappe und Karton gemeinsam mit Kunststoffen mit 47 Prozent rund die Hälfte aus. Von allen Gewerbeabfällen wird mit 45 Prozent weniger als die Hälfte überhaupt sortiert. Der Rest landet gleich in der Verbrennung. „Schuld daran sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und vor allem die niedrigen Verbrennungspreise“, sagte Oetjen-Dehne. „Gewerbeabfall kann schon für 30 Euro pro Tonne verbrannt werden.“

Selbst von den Abfällen, die in den Sortieranlagen landen, wird laut Oetjen-Dehne nur ein kleiner Teil tatsächlich stofflich verwertet. „Lediglich 16 Prozent davon werden recycelt“, sagte der Experte. „Es werden also nur 400.000 von insgesamt fast 6 Millionen Tonnen einem Recycling zugeführt.“ Immerhin seien weitere 560.000 Tonnen aus der Schlacke der Müllverbrennungsanlagen verwertbar.

2,4 Millionen Tonnen könnten recycelt werden

Unter den jetzigen Rahmenbedingungen hält es der Experte für möglich, die recycelte Menge von 400.000 Tonnen auf 660.000 pro Jahr Tonnen zu steigern. Viel höher fällt seine Prognose aus, wenn die technischen Möglichkeiten voll ausgeschöpft und wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie niedrige Verbrennungspreise außer Acht gelassen werden.

„Es ist möglich, 2,4 Millionen Tonnen Gewerbeabfälle jährlich abzutrennen und zu recyceln“, sagte Oetjen-Dehne. Das wäre eine Steigerung um 2 Millionen Tonnen. Der Geschäftsführer bemühte zur Verdeutlichung der Mengen einen Vergleich: „Bei der Wertstoffsammlung aus Haushalten reden wir seit Jahren von möglichen Sammelsteigerungen von etwa 500.000 Tonnen. Hier ist das Vierfache möglich!“.

Laut Oetjen-Dehne sei diese Steigerung jedoch keinesfalls ohne neue Rahmenbedingungen machbar. Dafür sei die geplante Gewerbeabfallverordnung dringend notwendig.

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