Branchenbarometer für Waste-to-Energy

Überkapazitäten? Tiefstpreise? Abfallverbrennung als Auslaufmodell? Die europäischen Betreiber von Abfallverbrennungsanlagen ficht der Abgesang auf die thermische Verwertung nicht an. Im Gegenteil: Sie blicken relativ optimistisch in die Zukunft.

MVA-Betreiber sind zuversichtlicher


Die Unternehmen in der thermischen Abfallverwertung bewerten das Geschäftsklima ihrer Branche deutlich positiver als noch 2013. Der Geschäftsklimaindex ist sowohl bei den Betreibern von WtE-Anlagen als auch in der WtE-Industrie leicht angestiegen. Das ist das Ergebnis des aktuellen Waste-to-Energy (WtE) Branchenbarometers, der jährlich vom Beratungsunternehmen ecoprog mit Unterstützung des Betreiberverbandes CEWEP und des Industrieverbandes ESWET erstellt wird.

GeschäftserwartungenDie Aufhellung der Stimmung basiert vor allem auf den gestiegenen Geschäftserwartungen der Anlagenbetreiber. 53 Prozent der Befragten rechnen mit einer unveränderten Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten, 26 Prozent erwarten sogar eine Verbesserung. 21 Prozent geht davon aus, dass die Entwicklung schlechter ausfallen wird.

Der stärkere Optimismus der Anlagenbetreiber speist sich insbesondere aus den gestiegenen Abfallmengen. 24 Prozent der Anlagenbetreiber berichteten, dass die Auslastung ihrer Verwertungsanlagen in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen ist, nur vier Prozent gaben einen Rückgang der Auslastung an. Insgesamt bewerteten 96 Prozent der Anlagenbetreiber die Auslastung ihrer Anlage als ausreichend oder sogar hoch.

Auch ihre aktuelle Geschäftslage beurteilen die Betreiber von thermischen Abfallverwertungsanlagen mehrheitlich positiv. Dennoch ist diese Bewertung mit einem Wert von 12,8 etwas niedriger als im Vorjahr. Insgesamt ist es die schlechteste Beurteilung der vergangenen drei Jahre. Aus Sicht von ecoprog führen vor allem die in vielen Regionen noch vergleichsweise niedrigen Annahmepreise dazu, dass sich die Einschätzung der Geschäftslage trotz hoher Auslastung abermals verschlechtert hat. Rund 60 Prozent der Betreiber erwarten für die Zukunft keine Veränderung der Preise. Der Anteil derjenigen, die steigende beziehungsweise sinkende Preise erwarten, ist in etwa gleich.

Pessimismus scheint überwunden

ÜberkapazitätenAuch mit Blick auf die EU-Abfallpolitik und mögliche Überkapazitäten in Nordeuropa fallen die Bewertungen vergleichsweise positiv aus. Über die Hälfte der befragten Betreiber erwartet als Folge der Novellierung der EU-Abfallpolitik ein EU-weites Verbot der Deponierung von recycel-und verwertbaren Abfällen. Allerdings glauben vor allem Betreiber in Ländern in Mittel- und Nordeuropa nicht, dass deshalb die thermische Verwertung zunimmt. In diesen Ländern wird schließlich schon heute kaum noch Siedlungsabfall ohne Vorbehandlung deponiert. Somit erwarten auch die WtE-Betreiber in erster Linie eine Zunahme der stofflichen Verwertung.

Mehrheitlich gelassen sehen die Betreiber, dass einige Länder mit hohen Kapazitäten in der thermischen Abfallbehandlung, etwa Schweden und Dänemark, in Zukunft die stoffliche Verwertung steigern wollen. Nur rund ein Drittel der Befragten erwartet, dass die skandinavischen Länder deshalb mehr Abfälle importieren werden und sich dadurch die Überkapazitäten in anderen Ländern, zum Beispiel in Deutschland, verschärfen werden.

Wie ecoprog hervorhebt, sei der ausgeglichene Blick der WtE-Betreiber in die Zukunft der positivste seit 2012. Der Pessimismus des vergangenen Jahres, als 40 Prozent der Betreiber schlechtere Geschäfte erwarteten, scheint überwunden.

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