Marktbericht für Edelmetalle

Die vergangenen vier Wochen waren für Gold der bislang schwächste Monat in diesem Jahr. Etwas besser sieht es für Silber aus. Palladium und Platin bewegten sich vergangene Woche vor allem seitwärts. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Gold fällt weiter, Palladium und Platin halten sich


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Eine dritte Woche in Folge hat Gold seinen Weg nach unten fortgesetzt. Der Juli ging somit mit einem Minus von 3 Prozent als bislang schwächster Monat in 2014 zu Ende. Auf Jahressicht gesehen bewegt sich das Metall jedoch mit +7 Prozent noch im eindeutig positiven Bereich.

Gold kletterte zu Wochenanfang bis auf 1.310 US-Dollar/oz, konnte sich jedoch angesichts positiver Daten aus den USA – u.a. stärkeres Wachstum in Q2 als erwartet – nicht über den 1.300 US-Dollar/oz halten. Im Wochenverlauf fiel das Metall bis auf 1.280 US-Dollar/oz und erneut konnte das Interesse am „Sicheren Hafen“ dem Einfluss der positiven Wirtschaftszahlen nicht ausreichend Gewicht entgegensetzen. Auch die ETFs wurden entsprechend in Mitleidenschaft gezogen und sahen größere Abflüsse. Dabei sorgen die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten weiterhin für geopolitische Spannungen, die normalerweise die Nachfrage nach risikoarmen Anlageklassen schüren.

Widersprüchlich war die Preisentwicklung in Bezug auf die Aktienmärkte, da diese ebenfalls Gewinne einbüßten, was Gold in der Regel Unterstützung verleiht. Hinsichtlich zunehmender Dollarstärke verhielt sich Gold jedoch erwartungsgemäß und wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die Fed äußerte trotz positiven Datenumfelds Bedenken bezüglich der Stabilität des Arbeitsmarktes und bestätigte, dass Zinserhöhungen noch auf sich warten lassen werden. Dennoch hat die Zentralbank ihre schrittweisen Einschränkungen der „Quantitative Easing“-Maßnahmen beim letzten Meeting erneut beschlossen. Somit liegen die monatlichen Anleihekäufe bei nunmehr 25 Milliarden US-Dollar. Mit 85 Milliarden US-Dollar war das QE Programm ursprünglich gestartet. Im Zuge der am Freitag tatsächlich schwächer als erwartet veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen (non-farm payrolls), erhielt Gold etwas Aufwind, konnte jedoch das Niveau von über 1.300 US-Dollar/oz nicht zurückerobern.

Silber

Silber hat über die Woche leicht verloren und fiel bis auf 20,18 US-Dollar/oz. Wieder hat sich 20,30 US-Dollar/oz als Unterstützung erwiesen. Die Gründe für die Preisschwäche waren zunächst die gleichen wie letzte Woche: Der US-Dollar wertet weiter auf, da sich US-Konjunktur und Arbeitsmarkt in immer besserer Verfassung zeigen. Gleichzeitig wird darüber spekuliert, ob die Fed nicht doch früher als bisher erwartet an der Zinsschraube drehen wird. Unterstützend für Silber könnte diese Woche die EZB wirken, die weiter taubenhaft agieren muss. Zudem kommen nächste Woche PMI-Zahlen aus China, Indien und Europa, sowie langlebige Wirtschaftsgüter.

Platin

Platin startete in die vergangene Woche bei 1.475 US-Dollar/oz und zeigte in den vergangenen Wochen wie Palladium eine Seitwärtsbewegung. Das Metall bewegt sich derzeit in einer Bandbreite zwischen 1.489 US-Dollar/oz und etwa 1.455 US-Dollar/oz.

Nach den monatelangen Streiks in Südafrika gibt es auch wieder positive Meldungen von Seiten der Platingiganten. So berichtete Lonmin, dass sie nun wieder 30 Prozent der regulären Produktionslevels erreicht haben und erwarten, dass zum Ende des dritten Quartals sogar schon 80 Prozent des üblichen Produktionsniveaus erreicht werden können. Es ist davon auszugehen, dass es in 2015 zu einer deutlichen Produktionserholung in der südafrikanischen Minenindustrie kommen wird, welches jedoch bis zu etwa 10 Prozent unter dem Niveau vor Streikbeginn liegen kann.

Nachfrageseitig sollte Platin weiterhin insbesondere von der chinesischen Automobilindustrie, welcher seine Rolle als wichtigsten Produktionsstandort weiter ausbaut und Platinkatalysatoren in Dieselmotoren einsetzt, starken Rückenwind erhalten.

Palladium

Seit dem 10. Juli bewegt sich Palladium seitwärts in einer Bandbreite zwischen etwa 860 US-Dollar/oz und 887 US-Dollar/oz und bleibt somit in der Nähe seines 13-Jahreshochs. Die Netto-Long Positionen sind weiterhin leicht angezogen und markieren derzeit einen 8-Monatshoch. Begründet wird dies insbesondere durch die sich weiter zuspitzenden geopolitischen Spannungen im Ukraine-Russland-Konflikt, so dass der Palladiumpreis im Falle von Handelssanktionen auch angebotsseitig weiterhin gut unterstützt bleiben sollte. Im Falle, dass Palladium sich jedoch näher zum Platinpreis hinbewegt, könnte es insbesondere in der Automobilindustrie wieder zu vermehrter Nachfrage nach Platin, und somit zumindest kurzfristig zur Substitution von Palladium, kommen. Derzeit spricht jedoch eine immer noch hohe Palladiumschwamm-Prämie für eine robuste Industrienachfrage.

Rhodium, Ruthenium, Iridium

Rhodium hat in der Berichtswoche wiederum 4 Prozent zulegen können, obgleich man sagen muss, dass die Bewegung an sich etwas ruhiger abgelaufen ist, da die Panikkäufe aufgrund der etwas verbesserten Verfügbarkeit deutlich abgenommen haben. Es sieht nach wie vor gut unterstützt aus, obwohl es auch Anzeichen gibt, dass der ein oder andere Händler seine Gewinne zum Teil mitnimmt und Rhodium abgibt. Der allgemeinen Unruhe in der Finanzwelt durch viele negative Schlagzeilen wie Krisenherde und (Fast)Pleite in Argentinien konnten sich auch die Edelmetalle nicht entziehen und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Euphorie der letzten Wochen, besonders bei den PGM’s, die die Wirtschaftslage durch physische Transaktionen eher widerspiegeln, etwas abgenommen hat. Bemerkenswert ist immer noch das Engagement verschiedener Investoren, die weiterhin stark im Rhodium engagiert sind und nach wie vor ihre Positionen erhöhen.

Wiederum wenig zu berichten gibt es bei Iridium und Ruthenium. Bei Iridium gibt es zwar nach wie vor stetige Nachfrage, besonders aus Asien, aber durch relative gute Verfügbarkeit, gibt es momentan auch (noch) keine Preisveränderung. Bei Ruthenium würde es uns durch die gänzlich lustlose Gesamtsituation nicht verwundern, wenn der Preis in der nahen Zukunft noch einmal leicht nachgeben würde.

 

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