Marktbericht für Edelmetalle

Gold verbuchte in der vergangenen Woche weitere Einbußen, auch Silber zeigt sich angeschlagen. Platin zeigt ebenfalls nach unten, während Palladium weiterhin gute Unterstützung findet. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Abwärtstrend für Platin hält an


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Gold musste in der vergangenen Woche deutlich Federn lassen und fiel mit 1.273 US-Dollar/oz auf den tiefsten Wert in zwei Monaten (-1,75 Prozent auf Wochensicht). Im Juli-Meeting der FED war – wie nun veröffentlich wurde – erneut über einen möglicherweise früheren Zeitpunkt für eine Zinserhöhung debattiert worden. Dies verunsicherte den Markt und führte bei gleichfalls positiven Wirtschaftsdaten und einem starken US-Dollar zu Verkäufen der zinslosen Anlage Gold. Nachdem wichtige Unterstützungen unterschritten worden waren, wurde die Bewegung durch technisch ausgelöste Transaktionen noch verstärkt. Dabei wurde aus charttechnischer Sicht der 200-Tage Durchschnitt unterschritten und es ist davon auszugehen, dass im Markt Shortpositionen eingegangen worden sind. Auf dem tieferen Niveau haben wir jedoch ein Anziehen der Nachfrage aus Asien beobachten können und auch das Interesse an Investmentbarren zog kurzzeitig leicht an. Die Industrie schien das tiefere Niveau jedoch noch nicht als günstige Kaufgelegenheit zu betrachten und verhielt sich ruhig.

In Indien äußerte sich der Finanzminister zur sogenannten „80:20 rule“, nach der ein Fünftel aller Importe wieder exportiert werden müssen. Nachdem Indien weiterhin mit einem Handelsdefizit zu kämpfen hat, soll diese Regelung – „da gut funktionierend“ so der Finanzminister – bestehen bleiben. Trotz einer inzwischen bei 10 Prozent liegenden Einfuhrsteuer ist Gold nach Öl mit entsprechender Auswirkung auf die Handelsbilanz weiterhin das zweitmeist importierte Produkt. Der World Gold Council erwartet eine Gesamtnachfrage aus Indien von 850-950 Tonnen in diesem Jahr (2013: 974,8 Tonnen).

Das Interesse an der „sicheren“ Anlage Gold war in der letzten Woche trotz der verschiedenen geopolitischen Krisen verhalten. Weiterhin scheint das Wirtschaftsgeschehen in den USA für den Goldpreis eine größere Rolle zu spielen. Kurzfristig sehen wir daher wenig Grund für eine Erholung des Preises.

Silber

Letzte Woche setzte sich der Abwärtstrend im Silber weiter fort mit einem 2-Monatstief bei 19,25 US-Dollar/oz. Auch charttechnisch zeigt Silber ein angeschlagenes Bild, welches einen Test des Jahrestiefs bei 18,63 US-Dollar/oz wahrscheinlich macht. Zu guten US-Konjunktur und Arbeitsmarktdaten kamen Stimmen aus der amerikanischen Notenbank hinzu, welche ein Anheben der Zinsen zur Mitte nächsten Jahres oder gar früher nahelegen. Der US-Dollar gewann folglich gut einen Prozent gegenüber dem Euro. Zinslose Anlagen wie Metalle verloren entsprechend an Bedeutung.

Gegenüber Gold konnte Silber sich dennoch zumindest verbessern. Dazu beigetragen haben vor allem die ETF-Bestandsaufstockungen um ca. 4 Millionen Unzen letzte Woche. Die Bestände befinden sich damit wieder nahe Jahreshöchststand. Außerdem wirkte die konjunkturell bedingt höhere industrielle Nachfrage dem Abwärtstrend etwas entgegen. Nächste Woche können folgende Daten die Edelmetalle beeinflussen: Ifo, US langlebige Wirtschaftsgüter, Inflation, Eurozone Industrial Sentiment, BIP, Arbeitslosenzahlen.

Platin

Der Abwärtstrend im Platin hält weiterhin an und wurde durch das Durchschreiten mehrerer technischer Marken noch verstärkt. Speziell in den letzten beiden Wochen musste das Metall „herbe Verluste“ hinnehmen und handelte im Tief um 1.410 US-Dollar/oz und damit auf einem 3,5-Monats-Tief. Auch die ETF-Bestände mussten während der Berichtsperiode signifikante Abflüsse hinnehmen.

Top 10 der platinproduzierenden Unternehmen im Jahr 2010 (in Tonnen) Die südafrikanische Platinproduktion wird dieses Jahr voraussichtlich ca. 30 Prozent schwächer ausfallen. Betrachtet man jedoch Platin seit Jahresbeginn, so entwickelt sich der Preis nahezu unabhängig von der Streiksituation. In anderen Worten, die Angst vor einer Angebotsknappheit scheint nicht zu bestehen. Dies drückt sich auch in den sinkenden Prämien für Platinschwamm aus. Charttechnisch bestehen das Juni-Tief bei 1.413 US-Dollar/oz und folgend das April-Tief bei 1.400 US-Dollar/oz als Unterstützungen.

Palladium

Zwar berührte Palladium die vielbetrachtete Marke von 900 US-Dollar/oz, übersprungen wurde die Hürde jedoch (noch) nicht. Das Wochentief von 863 US-Dollar/oz konnte das Metall schnell überwinden und handelt heute Morgen bei 881 US-Dollar/oz. Somit befindet sich Palladium weiterhin auf einem Level, welches zuletzt vor 13,5 Jahren bestand.

Trotz der hohen Levels scheint das Metall weiterhin gute Unterstützung zu finden. Diese fußt unter anderen auf der Russlandkrise, den ETF-Beständen – welche sich auf den aktuellen Hochständen stabilisieren, der guten Entwicklung des US-Automobilmarktes sowie dem „Dauerbrenner“ Automobilabsatz in China. Interessant für die industriellen Verarbeiter ist zudem, dass die Prämie für Palladiumschwamm nach Wochen etwas abnimmt.

Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die Euphorie im Rhodium fand letzte Woche ein jähes Ende. Nachdem das Kaufinteresse aus Asien aufgrund des vergleichsweise hohen Preises Ende vorletzter Woche so gut wie zum Erliegen gekommen war, versuchten Händler ihre Long-Positionen im Markt zu verkaufen.

Auf diesem Niveau war dies ungleich schwierig. Denn nach dieser extremen Preisbewegung war das Interesse in einen fallenden Markt einzusteigen, verständlicherweise gering. So haben letztendlich relativ kleine Mengen zu einem Preisverfall in der Berichtswoche von fast 7 Prozent geführt. Im Rhodium bedarf es manchmal nicht unbedingt gehandelter Mengen, sondern nur Anfragen – oder wie in diesem Fall Angebote -, um den Preis zu bewegen. Kleinere Verkäufe von der Investmentseite haben diese Bewegung noch unterstützt. Ausblickend sollte es nach letzter Woche zu einer Konsolidierung kommen, da sich der Markt erfahrungsgemäß nach überzogenen Reaktionen auch wieder beruhigt.

Iridium und Ruthenium befinden sich immer noch in einem lethargischen Zustand. Es gibt keine Änderung der momentanen Gesamtsituation und demnach auch keine gravierenden Preisbewegungen.

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