Preisverfall für Eisenerz

Der Eisenerzpreis befindet sich auf Talfahrt. Während die Stahlwirtschaft profitiert, hat die Recyclingwirtschaft das Nachsehen. Der niedrige Preis lastet auf dem Schrottpreis.

Billigkonkurrenz für Stahlschrott


Große Bergbaukonzerne wie Rio Tinto oder Vale haben in den vergangenen Jahren massiv in den Ausbau ihrer Eisenerzförderung investiert. Ein stetiges Wachstum der weltweiten Stahlproduktion sollte den Absatz sichern – das war der Plan.

Doch die Flaute in der internationalen Stahlwirtschaft hat vorerst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit auch die Stahlproduktion in China schwächelt ging die Nachfrage nach Eisenerz stetig zurück, und im Zuge dessen auch sein Wert.

Entwicklung des Eisenerzpreises in den Jahren 2003 bis 2012 (in US-Dollar je DMTU*) Um satte 40 Prozent ist der Eisenerzpreis von Jahresbeginn bis heute gefallen. In den vergangenen Tagen hatte sich der Preis immer öfters der Marke von 82 US-Dollar genähert. Eine spürbare Erholung wird es in naher Zukunft wohl nicht geben, erwarten Analysten der Investmentbank Goldman Sachs. Dafür sei die Stahlproduktion in China nicht stark genug und das strukturelle Überangebot zu groß.

Preisprognosen von unter 80 Dollar

China hat von Januar bis Juli dieses Jahres insgesamt 71,613 Millionen Tonnen Eisenerz hergestellt. Das sind 9,2 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie aus den aktuellen Zahlen des chinesischen Stahlverbands hervorgeht. Darüber hinaus hat die Volksrepublik die Eisenerzimporte im selben Zeitraum um 18 Prozent auf 540 Millionen Tonnen Eisenerz gesteigert. Damit steht in China mehr Eisenerz zur Verfügung als für die Stahlproduktion benötigt wird.

Der Überschuss hat nicht nur zu einem starken Preisverfall, sondern auch zu steigenden Lagerbeständen geführt. Nach Angaben des chinesischen Stahlverbands befinden sich in den chinesischen Häfen seit Monaten über 100 Millionen Tonnen Eisenerz auf Lager. Der Verband erwartet eine weiterhin sinkende Tendenz beim Eisenerzbedarf der Volksrepublik. Trifft diese Prognose ein, dürften die Preise auf dem internationalen Markt wohl noch weiter nach unten gehen.

Das erwarten auch die Analysten von Goldman Sachs. Für 2015 rechnet das Bankhaus wegen höherer Fördermengen an Eisenerz mit einem weiteren Rückgang bei den Verkaufspreisen auf 80 US-Dollar je Tonne. Für 2016 senkte die Bank ihre Preisprognose für Eisenerz von 82 auf 79 US-Dollar und für 2017 von 85 auf 78 US-Dollar je Tonne. Ähnlich pessimistisch wie Goldman Sachs äußert sich auch JP Morgan Chase. Die amerikanische Großbank teilte vergangene Woche mit, „dass sich der Rohstoff in einem strukturellen Abwärtstrend befindet“.

Treten all diese Vorhersagen ein, dürfte die Entwicklung des Eisenerzpreises weiterhin auf dem Schrottpreis lasten. In integrierten Hochöfen sind die Substitutionsmöglichkeiten zwischen Eisenerz und Schrott zwar begrenzt, aber der Eisenerzpreis ist wegen des Konkurrenzverhältnisses eine nicht unwichtige Komponente des Schrottpreises. Eine weiterer Rückgang des Eisenerzpreises könnte sich somit als Hemmschuh für den Schrottpreis erweisen.

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen