Widerstand gegen geforderte Zwangsabgabe

Ist Einweg tatsächlich umweltschädlicher als Mehrweg? Branchenvertreter melden Zweifel an: Das Einwegpfandsystem sei ein Vorzeigemodell für einen Wertstoffkreislauf, sagen sie. Und es schaffe zahlreiche Arbeitsplätze.

„Einweg ist Vorzeigemodell für Wertstoffkreislauf“


Die Umstellung von Mehrweg auf Einweg in der alkoholfreien Getränkeindustrie hat zu einer positiven Arbeitsmarktentwicklung geführt. Darauf verweist der Bund Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ). Er führt als Beleg den aktuellen Branchenbericht der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) an, der für den Zeitraum 2008 bis 2014 einen Zuwachs der Beschäftigungszahlen um 3 Prozent ausweist. Im gleichen Zeitraum gab es eine 35-prozentige Verschiebung von Mehrweg zu Einweg im alkoholfreien Getränkesegment (GfK).

„Der konsequente Ausbau des Einwegpfandsystems hat zu einem zusätzlichen Bedarf an direkter und indirekter Beschäftigung geführt, z. B. für die manuelle Rücknahme, den Betrieb von Rücknahmeautomaten sowie für Transport, Zählzentren, Clearing-Dienstleistungen und Recycling-Kapazitäten“, erklärt BGVZ-Geschäftsführer Wolfgang Burgard. Auf die Einführung des Pflichtpfandes für PET-Flaschen und Getränkedosen im Jahr 2003 hätten Getränkehersteller, Handels-, Verpackungs- und Recyclingunternehmen mit Investitionen von rund 2 Milliarden Euro reagiert, vor allem für die Einrichtung der notwendigen Infrastruktur im Handel und den Aufbau von etwa 35.000 Rücknahmeautomaten.

Die deutsche Verpackungsindustrie nehme mit ihren innovativen Lösungen eine führende Position auf den internationalen Märkten ein, betont der Verband. Durch die Einführung einer Regulierung des Einwegpfandsystems würde der wachstumsstarke Markt mit über 115.000 „erdrosselt“. Dabei betont der BGVZ, dass die von der Deutschen Umwelthilfe geforderte Zwangsabgabe ohnehin jeder ökologischen Basis entbehre. „Die Klarheit der Aussagen hinsichtlich der Umweltwirkungsprofile von Getränkeverpackungen aus den großen Ökobilanzen des Umweltbundesamtes der Jahre 1995 und 2000 ist heute nicht mehr gegeben“, erklärte Jürgen Heinisch, Geschäftsführer der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM), in seiner öffentlichen Stellungnahme im Landtag NRW.

Dies liege daran, dass die seinerzeit verwendeten Daten heute nicht mehr aktuell seien und auf keinen Fall mehr die aktuellen Marktverhältnisse abbildeten. „Unzweifelhaft ist, dass in den vergangenen 15 Jahren eine Reihe von Marktveränderungen stattgefunden haben, die einen Einfluss auf die Performance der unterschiedlichen Verpackungssysteme haben“, so Heinisch. Die GVM ist Teil des Projektteams, das im Auftrag des Umweltbundesamtes das F&E Vorhaben zur Prüfung und Aktualisierung der Ökobilanzen für Getränkeverpackungen durchführt.

Wie der BGVZ weiter erklärt, habe sich das Einwegpfandsystem in Deutschland zu einem „etablierten Vorzeigemodell für einen innovativen Wertstoffkreislauf“ entwickelt. Das Einwegpfandsystem stehe heute für Abfallvermeidung, Ressourcenschutz und Energieeffizienz. „Dank des Pfandsystems ist Deutschland Weltmeister im Recycling und bei Rücknahmeautomaten“, so Geschäftsführer Burgard. „Mit einer Rückgabequote von 98,5 Prozent werden bepfandete Einweggetränkeverpackungen dem Wertstoffkreislauf effizient wieder zugeführt. Littering findet heute praktisch nicht mehr statt.“

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