Ausblick für 2015
Das Jahr 2014 lief aus Sicht der bvse-Mitglieder besser als erwartet. Nur: Fortsetzen wird sich dieser Trend voraussichtlich nicht. Zu groß ist die Unsicherheit über die künftigen Rahmenbedingungen in der Recyclingbranche.
bvse-Mitglieder erwarten Umsatzrückgang
Das Jahr 2014 hat sich für die Mitgliedsfirmen des Entsorgerverbands bvse besser entwickelt als erwartet. Insgesamt konnten die Unternehmen ein Umsatzplus von rund 3 Prozent verzeichnen, berichtete bvse-Präsident Bernhard Reiling heute vor Journalisten in Bonn. Die Erfassungsmengen für die Bereiche Papier, Kunststoff, E-Schrott, Holz, Bioabfälle, Altfahrzeuge und Bauschutt seien im vergangenen Jahr gestiegen, nur in den Bereichen Stahl- und Metallschrott, Altkleider und Altöl hätten die Unternehmen Rückgänge verbuchen müssen.
Anders sieht es hingegen für das laufende Jahr 2015 aus. Inzwischen rechnen die Unternehmen trotz guter Konjunkturerwartungen mit einem Umsatzrückgang im Umfang von 1 Prozent. Das spiegelt sich auch in der aktuellen Bewertung der Geschäftslage wider: Während die Firmen für 2014 noch die Note 2,9 vergaben, ist die Bewertung für 2015 auf 3,4 abgerutscht.
„Mehr als ein Zwischenhoch war 2014 offenbar nicht“, bedauert Reiling. „Diese Vorsicht, die Angst von der positiven Gesamtkonjunktur abgekoppelt zu werden, die mangelhafte Investitionsneigung und die langsam aber stetig abschmelzende Eigenkapitalquote sind aus unserer Sicht bedrohliche Warnsignale für die mittelständischen Unternehmen der Branche.“
Hinzu komme, dass sich die politischen Rahmenbedingungen nach wie vor als Hemmschuh für die Entwicklung der privaten Recycling- und Entsorgungsbranche erweisen. „Das Kreislaufwirtschaftsgesetz produziert immer noch einen Rechtsstreit nach dem anderen“ sagte Reiling. „Die Diskussionen um das Wertstoffgesetz werden seit fünf Jahren intensiv geführt, ohne dass bisher ein Gesetzentwurf vorliegt. Diese latent vorhandene Unsicherheit lähmt die Branche. Die seit Jahren zu geringe Investitionsneigung ist ein deutliches Indiz dafür, dass endlich verlässliche Rahmenbedingungen und Zukunftsperspektiven geschaffen werden müssen.“
„Keine Konzern- oder Kommunalmonopole“
Positiv äußerte sich der bvse-Präsident zur aktuellen Entwicklung der Lizenzierungsmengen für Leichtverpackungen (LVP). „Nach den Zahlen, die uns zur Verfügung stehen, sieht es tatsächlich danach aus, dass der rückläufige Trend der Lizenzierungen nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt worden ist“, konstatierte Reiling. Wenn die Entwicklung der beiden ersten Quartale so bleibe, werde die lizenzierte LVP-Menge bei etwa 1,4 Millionen Tonnen liegen. „Das ist erfreulich und zeigt, dass die von uns unterstützte 7. Novelle ein notwendiger Zwischenschritt zur Stabilisierung des Systems der Verpackungsentsorgungen war.“
Mit Blick auf das geplante Wertstoffgesetz bekräftigte Reiling die Position des bvse, das Prinzip der Produktverantwortung beizubehalten. Nach Auffassung des Verbands sollten die beiden Leistungspakete Erfassung und Sortierung/Verwertung getrennt im Wettbewerb vergeben werden. Dabei sollte die Vergabe idealerweise durch die staatlich beliehene und neutrale Zentrale Stelle erfolgen.
Geht es nach dem bvse, würden künftig die in der jeweiligen Region beauftragten Sortierunternehmen das Eigentum an den Wertstoffen aus der Verpackungsentsorgung erwerben. Damit würden die Sortierunternehmen auch die Verantwortung der Quotenerfüllung tragen. Entscheidend ist aus Sicht des bvse in jedem Fall, dass eine Neuordnung nicht weitere Konzern- oder Kommunalmonopole hervorbringt. „Wir wollen, dass die Wertstoffe in den Wettbewerb gegeben werden. Deswegen sind wir genauso gegen Inhouse-Vergaben der Kommunen wie gegen exklusive Zugriffsrechte der Dualen Systeme oder großer Konzerne“, betonte Reiling.