Mengenprognose für 2025

In den kommenden zehn Jahren werden sich die Abfallströme in Hessen verändern: Während das Hausmüllaufkommen sinken wird, wird das Aufkommen an Bioabfällen steigen, glaubt das hessische Umweltministerium. Die drastische Entwicklung für Bodenaushub wird sich voraussichtlich fortsetzen.

Hessen rechnet mit deutlich mehr Bioabfällen


In Hessen sind im Jahr 2013 rund 3,94 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle angefallen. Wie aus dem aktuellen Abfallwirtschaftsplan hervorgeht, setzt sich die Menge aus 2,84 Millionen Tonnen Abfälle aus Haushalten und Kleingewerbe und 1,10 Millionen Tonnen Abfälle aus dem Gewerbe zusammen. Hierzu zählt das Landesumweltministerium auch Bauschutt, Bodenaushub und Abfälle aus Kläranlagen.

Im Vergleich zu 2008 hat sich somit das Gesamtaufkommen an Siedlungsabfällen aus Haushalten und Kleingewerbe um 1,79 Prozent reduziert. Anders ausgedrückt haben die Hessen pro Kopf 6,7 Kilogramm Abfälle weniger produziert. Speziell für den Hausmüll erwartet das Ministerium bis 2025 noch einen weiteren Rückgang. Belief sich 2013 die spezifische Hausmüllmenge auf 166 Kilogramm pro Einwohner und Jahr, so sollen es 2025 nur noch 150 kg/E*a sein.

Hessen - Aufkommen und Prognose der SiedlungsabfälleNeben Hausmüll hat das Umweltministerium noch weitere Abfallströme untersuchen lassen. Im Einzelnen lässt sich für 2013 und die Prognose für 2025 Folgendes festhalten:

Sperrmüll:
Die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger (örE) haben 2013 insgesamt 181.199 t Sperrmüll erfasst. Gegenüber 2008 ist das zwar eine Steigerung um 3 Kilogramm auf zuletzt 30,0 Kilogramm pro Einwohner und Jahr, verglichen mit 2010 ist allerdings ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Auffällig ist, dass sich die Verwertungswege verschoben haben: weg von der stofflichen, hin zur energetischen Verwertung. Bis 2025 erwartet das Umweltministerium einen Rückgang der Sperrmüllmenge auf 25 kg/E*a.

Bioabfälle:
Insgesamt 762.050 t biologische Abfälle haben die örE 2013 gesammelt. Abfälle aus der Biotonne machen mit 483.093 t (79,9 kg/E*a) den größten Teil dieses Stoffstroms aus. Verglichen mit 2008 ist eine leicht rückläufige Entwicklung zu beobachten. Damals wurden noch 80,7 kg/E*a getrennt gesammelt. Aufgrund der seit 1. Januar dieses Jahres geltenden Pflicht zur Getrenntsammlung von Bioabfällen erwartet das Umweltministerium jedoch einen deutlichen Anstieg der Erfassung. Im landesweiten Durchschnitt strebt Hessen bis 2025 eine Zunahme auf 110 kg/E*a an.

Wertstoffe:
Die Gesamtmenge der separat gesammelten und verwerteten Verpackungsabfälle, grafischen Papiere sowie sonstigen Wertstoffe belief sich 2013 auf 892.672 t. Dabei nahmen die Verpackungsabfälle mit 394.552 t den größten Anteil der Wertstoffe ein. Seit 2008 ist das Aufkommen tendenziell leicht rückläufig. Damals wurden noch 67 kg/E*a getrennt erfasst, 2013 waren es nur noch 65 kg/E*a. Bis 2015 strebt das Ministerium die Sammelzielgröße von 75 kg/E*a. an.

Das Aufkommen grafischer Papiere belief sich 2013 auf 387.938 t (64,2 kg/E*a) und fiel somit um 0,8 Prozent höher aus als 2008. Nach Einschätzung des Umweltministeriums werden künftig weniger Mengen aus dem Printgeschäft anfallen, dafür mehr Mengen aus dem Werbebereich, also Haushaltswurfsendungen. Bis 2025 soll die Pro-Kopf-Sammelmenge daher um etwas mehr als 5 kg auf dann 70 kg anwachsen.

Bei Elektro- und Elektronikaltgeräten ist seit 2008 die Pro-Kopf-Sammelmenge gestiegen, und zwar um 1,2 auf 7,9 kg/E*a. Insgesamt haben die kommunalen Annahmestellen im Jahr 2013 47.865 Tonnen erfasst. Bis 2015 soll die Sammelmenge an Altgeräten auf 10 kg/E*a gesteigert werden.

Die sonstigen getrennt gesammelten verwertbaren Abfälle wie Altholz, Altreifen und Alttextilien machten 2013 insgesamt 110.182 Tonnen des Wertstoffaufkommens aus. Pro Kopf wurden 10,3 kg erfasst, was verglichen mit 2008 einen relativ starken Rückgang von 20,2 Prozent darstellt (2008: 12,9 kg/E*a). Gegenüber 2010 bedeutet das jedoch einen Anstieg. Bis 2025 strebt das Umweltministerium eine Verdoppelung der Sammelmenge an.

hessen - abfallbilanz und abfallmengenprognoseGewerbeabfälle:
2013 fielen bei den Entsorgungspflichtigen etwa 1,1 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle aus der gewerblichen Tätigkeit an. 237.173 Tonne Gewerbeabfälle wurden den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern angedient. Davon entfielen auf produktions- und krankenhausspezifische Abfälle 113.550 Tonnen, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle machten 68.941 Tonnen aus. Baustellenabfälle beliefen sich auf 29.342 Tonnen, Straßenkehricht auf 12.404 Tonnen sowie andere gewerbliche Siedlungsabfälle auf 12.936 Tonnen. Die Gewerbeabfallmengen haben gegenüber 2008 um insgesamt 49.412 t bzw. 26,3 Prozent zugenommen. Bis 2025 soll sich das Mengenaufkommen aber wieder leicht reduzieren, und war auf 200.000 Tonnen pro Jahr.

Bauschutt und Bodenaushub:
Die bei den örE angelieferten Bauschutt- und Bodenaushubmengen sind seit 2008 stark rückläufig. 2013 wurden etwa 0,84 Millionen Tonnen angeliefert, was gegenüber 2008 einen Rückgang um etwa 23 Prozent darstellt. Der verwertete Anteil liegt gemäß den Erhebungen zur Landesabfallbilanz bei 86,2 Prozent. Für 2015 prognostiziert das Umweltministerium einen weiteren Mengenrückgang dieses Abfallstroms auf 797.900 Tonnen. Im Jahr 2025 sollen nur noch 659.100 Tonnen Bauschutt und Bodenaushub anfallen. Dabei wird der Mengenrückgang im Wesentlichen durch den kontinuierlichen Wegfall der Mengen beim Bodenaushub bestimmt. Von 312.034 Tonnen im Jahr 2013 soll sich diese Menge bis 2025 drastisch auf nur noch 179.400 Tonnen reduzieren.

Diese Zahlen und Prognosen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Denn zum einen handelt es sich nur um die Abfallmenge, die bei den örE ankommt beziehungsweise ankommen wird. „Aufgrund der Verwertung von Bodenaushub und Bauschutt in eigener Regie der Bauwirtschaft wird den örE nämlich nur eine Teilmenge des tatsächlich anfallenden Abfalls überlassen, sodass erhebliche Mengen nicht ausgewiesen werden können“, wie es in der Abfallbilanz heißt. Zum anderen sei eine Prognose des zukünftigen Mengenaufkommens auch wegen des nicht abschätzbaren konjunkturellen Einflusses nur schwierig zu erstellen. Einen großen Einfluss werden natürlich auch die geplante Ersatzbaustoffverordnung und die dort geregelten Werte haben. Von daher könnten die künftig verwertbaren Mengen derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

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