Marktbericht für zweites Quartal
Altpapierexperten aus verschiedenen Ländern berichten von einer anhaltend guten Nachfrage der Papierindustrie und Preissteigerungen. Und das trotz der vielen politischen und ökonomischen Krisenherde und volatilen Wechselkurse. Auf dem OCC-Markt allerdings wird der Preisdruck aus Asien stärker.
Aufwärtstrend beim Altpapier
Die europäischen Altpapier-Recycler profitierten im zweiten Quartal insbesondere von einer anziehenden innereuropäischen Nachfrage. Zwar machten sich zu Quartalsbeginn eine schwächere Nachfrage aus Asien und die daraus resultierende schleppende Faserverfügbarkeit und Preisentwicklung in den USA bemerkbar. „Daher waren die Preise generell auf einem niedrigeren Niveau“, berichtet Ranjit Singh Baxi, Präsident des Weltrecyclingverbands BIR. Im weiteren Verlauf des zweiten Quartals hätten die Preise für die verschiedenen Qualitäten jedoch angezogen.
Die Preise für Old Corrugated Containers (OCC) beispielsweise lagen zunächst bei circa 160 US-Dollar (145 Euro) pro Tonne, wie Baxi im aktuellen BIR-Marktbericht für Altpapier schreibt. Zuletzt notierten sie bei 180 US-Dollar (163 Euro) je Tonne und mehr. Ähnlich sieht die Entwicklung bei den Mischpapieren aus. Lagen die Preise Anfang des Jahres bei rund 120 US-Dollar (108 Euro) je Tonne, sind sie in der Zwischenzeit auf über 140 US-Dollar (127 Euro) angestiegen.
Für die deutsche Altpapierbranche wirkte sich im zweiten Quartal unter anderem der schwache Euro positiv aus. Dadurch habe sich die Nachfrage aus Asien verbessert, berichtet Reinhold Schmidt von Recycling Karla Schmidt. Im April hätten asiatische Kunden sogar schon Aufträge für Mai erteilt. Gleichzeitig hätte sich die OCC-Nachfrage in Frankreich, Spanien und Belgien im Laufe des Quartals intensiviert. Vor allem aus dem Süden und Südwesten der Bundesrepublik seien große Mengen an gebrauchter Wellpappe und Verpackungspapieren Richtung Frankreich und indirekt nach Spanien geflossen. Das habe für die lokalen Papierfabriken zu höheren Preisen geführt.
Kampf um die Mengen verschärft sich in Großbritannien
Einen Preisanstieg, der sich über alle Papierqualitäten hinwegzieht, kann Simon Ellin von der britischen Recycling Association für Großbritannien vermelden. Das liege an der ungebrochenen Nachfrage und dem relativ geringen Aufkommen. Bei einigen mittleren und höheren Qualitäten wie vorsortierte Büropapierabfälle, Multigrade-Papier und Office-Pack-Papier sei es sogar zu inländischen und europäischen Verknappungen und daher zu stetigen Preissteigerungen gekommen. Auch Mischpapier ist offensichtlich ein knappes Gut. Ellin berichtet von kontinentaleuropäischen Käufern, die bis zu 50 Prozent der benötigten Mengen auf den britischen Inseln einkaufen müssten. Das habe zu Preissteigerungen um etwa 15 britische Pfund (13,30 Euro) pro Tonne geführt.
Die Läger der einheimischen Papierwerke seien ziemlich gut gefüllt, sagt Ellin. Allerdings würde es erstmalig nach vielen Monaten wieder zu Spotmärkten kommen. Denn die Fabriken würden sich zunehmend in die Zange genommen fühlen durch das geringere Altpapieraufkommen und den wachsenden Bedarf Chinas. Dieser Trend wird vor allem bei OCC-Papier sichtbar. Die Preise seien hauptsächlich durch die großen chinesischen Papierfabriken in die Höhe (um bis zu 10 britische Pfund (9 Euro) pro Tonne) getrieben worden. Diese konkurrierten um das Material und würden kleinere Werke mit in den Kampf um die Mengen zwingen. Dieser Kampf könnte sich schon bald noch weiter zuspitzen. Denn die Inbetriebnahme von Smurfit Kappas neuer Papiermaschine in Snodland in Kent stehe kurz bevor, berichtet der britische Altpapierexperte.
Frankreich: Gute Nachfrage
Auch der OCC-Markt in Frankreich steht unter dem starken Druck, den Asien auf Mengen und Preise ausübt. Das berichtet Jean-Luc Petithuguenin von Paprec. Zudem sei der inländische Bedarf gut und die Käufer aus den benachbarten EU-Staaten weiterhin auf dem Markt präsent. Ähnlich gestalte sich auch der Markt für Deinking-Papier. Die Nachfrage sei gut und die Preise seien im Laufe des Quartals allmählich gestiegen. Allerdings werde nun, zu Beginn des Sommers mit seinen traditionell rückläufigen Sammelmengen, das Material langsam knapp. Bei den höheren Papierqualitäten mache sich vor allem der starke Bedarf aus Deutschland bemerkbar. Einige Qualitäten hätten sich mittlerweile verknappt. Dazu komme der Wegfall der Importe aus den USA wegen des Euro-Dollar-Wechselkurses. Dadurch sei die Beschaffung in einigen Fällen schwierig geworden.
Das Nachfragewachstum dürfte sich auch in den kommenden zwei Quartalen weiter fortsetzen. Das erwarten sowohl der Ellin als auch BIR-Präsident Baxi. Denn die Konjunktur in den europäischen Volkswirtschaften aber auch in den Schwellenländern China und Indien würden im Rest des Jahres weiter anziehen.