Halbjahresbilanz

Alba ist mit dem ersten Halbjahr zufrieden. Der Berliner Entsorgungskonzern konnte sein Ergebnis vor Steuern deutlich verbessern. Doch der Blick auf die Geschäftszahlen zeigt: Die Marge im Bereich Stahl- und Metallrecycling ist derzeit äußerst schwach.

Alba rechnet für 2015 mit deutlichem Ergebnisplus


Der Berliner Entsorger Alba hat im ersten Halbjahr 2015 Umsatz und Ergebnis gesteigert. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) erhöhte sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2014 um 6,9 Millionen Euro beziehungsweise 76,2 Prozent auf 16 Millionen Euro. Der Umsatz lag bei 792,6 Millionen Euro, was einem Plus von rund 5,9 Prozent entspricht.

Der Geschäftsbereich  Stahl- und Metallrecycling konnte die Erlöse um 26,2 Millionen Euro auf 621,4 Millionen Euro steigern. Damit entfällt aktuell 78,4 Prozent des Gesamtumsatzes auf das Schrottgeschäft. Allerdings ist die Marge nach wie schwach: Vom hohen Umsatz blieb im ersten Halbjahr lediglich ein Vorsteuerergebnis von 5,2 Millionen Euro übrig – eine Marge von unter einem Prozent.

Grund hierfür sind die nach wie vor schwierigen Rahmenbedingungen im Stahlschrottbereich. Die Weltrohstahlproduktion sank von Januar bis Juli 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2 Prozent. In der Europäischen Union blieb die Produktion im Durchschnitt nahezu stabil, in Deutschland ging sie um 1,5 Prozent zurück. Darüber hinaus sorgten die rückläufigen Preise für den Primärrohstoff Eisenerz für eine geringere Elektrostahlproduktion in Deutschland (minus 3,6 Prozent). In der Folge sanken die Stahlschrottpreise unter das Vorjahresniveau. So sank beispielsweise der durchschnittliche Lagerverkaufspreis der Leitschrottsorte 2 von 279,20 Euro pro Tonne im ersten Halbjahr 2014 auf 242,70 Euro pro Tonne im Berichtszeitraum.

Die Preise für Nichteisen-Metalle waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bis auf Aluminium (pro Tonne 1.782 US-Dollar; Plus 1,7 Prozent) ebenfalls rückläufig. Der Durchschnittspreis für Kupfer sank um 14,3 Prozent auf 5.928 US-Dollar Euro pro Tonne, während sich der durchschnittliche Preis für eine Tonne Nickel um 17 Prozent auf 13.677 US-Dollar reduzierte.

Dass Alba dennoch ein Umsatzplus erzielte, ist darauf zurückzuführen, dass einerseits die Tonnage an gehandelten Nichteisen-Metallen um 12.000 Tonnen auf 183.000 Tonnen gestiegen ist. Andererseits ist der Aluminiumpreis gestiegen und auch der schwache Euro schlug sich insbesondere bei Kupfer als Mehrumsatz nieder. Diese Entwicklung überkompensierte laut Alba auch den Umsatzrückgang im Handel mit Fe-Mengen.

Mehr lizenzierte Leichtverpackungen

Mit dem Segment Dienstleistungen dürfte Alba zufrieden sein. Hier erwirtschaftete der Konzern nach eigenen Angaben in den ersten sechs Monaten 2015 einen Umsatz von 172,1 Millionen Euro (1. Halbjahr 2014: 155 Millionen Euro). Davon blieben vor Steuern 10,8 Millionen Euro übrig. Das entspricht einer Marge von rund 6 Prozent.

Größter Treiber war dabei das Geschäft mit Verkaufsverpackungen. Grund ist laut Alba die im Zuge der siebten Novelle der Verpackungsverordnung gesteigerte Menge an lizenzierten LeichtVerpackungen. Das bestätigten auch die Mengenmeldungen für das dritte Quartal 2015. Darüber hinaus wirkte sich die Liberalisierung des österreichischen Marktes für das Recycling von Verkaufsverpackungen aus, heißt es im Halbjahresfinanzbericht weiter. Dies war gleichbedeutend mit höheren Umsätzen der Interseroh Austria mit Sitz in Wien.

Insgesamt ist der Marktanteil Duales System Interseroh in den ersten sechs Monaten 2015 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 aber geringfügig gesunken. Ursächlich dafür ist Alba zufolge ein überproportionaler Marktmengenanstieg der Leichtverpackungen, der auf die abgeschaffte Eigenrücknahme und erweiterte Dokumentationsanforderungen für Branchenlösungen zurückzuführen ist.

Mit Optimismus ins zweite Halbjahr

Für das Segment Stahl- und Metallrecycling erwartet das Alba-Management für das gesamte Geschäftsjahr 2015 keine Entspannung. Das liegt zum einen an der korrigierten Wachstumsprognose des Weltstahlverbands wordsteel. Dieser ging Anfang des Jahres noch von einem Wachstum der globalen Stahlnachfrage von 2 Prozent aus, hat diesen Wert aber inzwischen auf 0,5 Prozent gesenkt. Grund hierfür ist vor allem die rückläufige Nachfrage in China. Zum anderen kommt der europäische Stahlmarkt noch immer nicht in Schwung. Risiken gehen dabei hauptsächlich von Russland aus.

Alba selbst rechnet damit, dass der Eisenerzpreis niedrig bleibt. „Trotz des Preisverfalls wollen die Minenbetreiber den Abbau weiter forcieren, um kleinere Anbieter aus dem Markt zu drängen“, glaubt Alba. Die gehandelten Eisenschrottmengen (im 1. Halbjahr 2015: 1,12 Millionen Tonnen) seien davon aber nur unwesentlich betroffen und werden sich nach Albas Einschätzung für die kommenden Monate stabil entwickeln. Dagegen sollen die gehandelten Mengen an Nichteisen-Metallen im verbleibenden Geschäftsjahr leicht steigen und die Preise stabil bleiben.

Hinsichtlich des Segments Dienstleistung gehen die Berliner von einem moderaten Umsatzanstieg aus, unter anderem aufgrund der Preisrückgänge für Folien und PET im Vergleich zum Vorjahr und des ausgebliebenen Wechsel von Kunden zum Dualen System Interseroh. Auch bei EBT werde gegenüber 2014 nur eine leichte Steigerung erwartet. Grund dafür sind vor allem die positiven Effekte zusätzlicher Lizenzmengen im Verkaufsverpackungsrecycling in Deutschland und Österreich.

Unterm Strich rechnet das Management des Berliner Entsorgungskonzerns für das Geschäftsjahr 2015 gegenüber 2014 mit einen leichten Umsatzanstieg sowie einem starken Anstieg des EBT und beim EBITDA.

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