Geschäftszahlen für die ersten drei Quartale
Der Mannheimer Konzern MVV Energie hat seine Stromproduktion aus Biogas deutlich gesteigert. Das Müllverbrennungsgeschäft hingegen scheint zu stagnieren. Die geplanten Anlagen im Ausland verzögern sich.
MVV Energie: Neue Biomethananlage schlägt sich in Quartalszahlen nieder
Der Mannheimer Energiekonzern MVV Energie weist für die ersten drei Quartale des Geschäftsjahres 2014/15 (30.6.) einen höheren Umsatz und ein besseres Ergebnis für den Geschäftsbereich Erzeugung und Infrastruktur aus. Zu dieser Sparte gehören auch die von MVV betriebenen Abfallverwertungsanlagen und Biomassekraftwerke. Doch während das Biogasgeschäft zulegte, scheint es im Müllverbrennungsgeschäft nur wenig Bewegung zu geben.
So zeigen die aktuellen Geschäftszahlen von MVV Energie zwar einen Umsatzanstieg um 13 Prozent auf 338 Millionen Euro, doch das Wachstum in der Sparte Erzeugung sei im Wesentlichen auf das Netzgeschäft des Konzerns zurückzuführen, heißt es im aktuellen Geschäftsbericht. Das Abfallgeschäft hat hierzu offenbar keinen Beitrag geleistet. Das Gleiche trifft auf die Entwicklung des bereinigten EBIT zu, das sich in den ersten drei Quartalen um 18 Prozent auf 132 Millionen Euro verbesserte. Auch diesen Anstieg erklärt der Konzern vor allem mit einer geänderten Abgrenzungsmethodik der Nutzungsentgelte Gas und auf Buchgewinne aus dem Abgang von Netzen.
Das bedeutet für das Abfallgeschäft, dass es im besten Fall stagniert. Auch die erzeugte Strommenge aus erneuerbaren Quellen inklusive dem biogenen Anteil von Abfall und Ersatzbrennstoffen zeigt unter dem Strich wenig Veränderung. Diese Menge ist in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs um 8 Prozent auf 629 Millionen Kilowattstunden gesunken. Allein aus der thermischen Verwertung biogener Anteile von Abfall und von Ersatzbrennstoffen wurden 32 Prozent weniger Strom im Vergleich zum Vorjahr gewonnen. Allerdings begründet MVV Energie die Abnahme vor allem damit, dass die Restabfallbehandlungs- und Energieerzeugungsanlage Trea Leuna seit Mitte 2014 mehr Prozessdampf auskoppelt. Dieser Dampf wird an den Chemieparkbetreiber InfraLeuna geliefert. Zudem erzeugte das Biomassekraftwerk Mannheim durch eine planmäßige Revision ein Prozent oder 2 Millionen Kilowattstunden weniger Strom.
Verzögerungen in Großbritannien
Die Menge der angelieferten Abfälle ist zwischen 1. Oktober 2014 und 30. Juli 2015 um insgesamt 2 Prozent auf 1,417 Millionen Tonnen gestiegen. Die Zunahme ist unter anderem auf höhere Abfall- und Holzanlieferungen zurückzuführen, die im Wesentlichen aus dem Probebetrieb der thermischen Abfallverwertungsanlage in Plymouth und dem Biomassekraftwerk in Ridham Dock (beide Großbritannien) resultieren. Im südenglischen Plymouth wurde für 250 Millionen Euro eine thermische Abfallverwertungsanlage mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) errichtet. Mitte Mai wurde das Heizkraftwerk erstmals mit Abfall befeuert. Die geplante Kapazität liegt bei 245.000 Tonnen Siedlungs-, Gewerbe- und Industrieabfall pro Jahr. Allerdings hat der Hauptauftragnehmer für den Bau der Anlage inzwischen Insolvenz angemeldet, so dass die Inbetriebnahme sich möglicherweise noch weiter verzögern könnte.
Das Biomassekraftwerk östlich von London im Hafengebiet Ridham Dock ist für 140 Millionen Euro entstanden und befindet sich derzeit ebenfalls im Probebetrieb. Eigentlich hätte der Probebetrieb schon im April starten sollen, doch ein Kesselschaden hatte die Probephase verzögert.
Biomethanbereich ausgebaut
Stark gestiegen ist die Stromproduktion aus den Biogasanlagen von MVV Energie. Die erzeugte Menge innerhalb des Konzerns erhöhte sich um 20 Prozent auf 18 Millionen Kilowattstunden. Das sei der effizienteren Auslastung der Bestandsanlagen und der neuen Biomethananlage in Staßfurt geschuldet, die seit Mai 2015 am Netz ist, heißt es im Konzernbericht. Die 14 Millionen Euro teure Biomethananlage ist ein gemeinsames Projekt der MVV Energie und der BayWa. Hier sollen künftig 62.000 Tonnen Substrat zu Biogas vergoren werden. Ein Teil davon wird in Ökostrom umgewandelt, mit dem 6.000 Familien versorgt werden können.
Insgesamt zeigt sich das Marktumfeld für Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland unverändert günstig. So ist der Verbrauch von Stromverbrauch aus erneuerbaren Quellen laut Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im ersten Kalenderhalbjahr 2015 um 1 Prozent gestiegen. Der Verband schätzt, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im vergangenen Jahr bei 32,2 Prozent lag. Biomasse einschließlich biogenem Siedlungsabfall hatte daran einen Anteil von 8 Prozent.