Kritik der Deutschen Umwelthilfe

Die Entsorgungsnorm für Kühlgeräte wird mangelhaft umgesetzt, moniert die Deutsche Umwelthilfe. Kaum ein Recycler würde die entnommenen Kälte- und Treibmittel täglich analysieren und dokumentieren. Der Umweltverband fordert Konsequenzen.

„Hersteller missbrauchen Entsorgungsnorm“


Die erneute Kritik der Deutschen Umwelthilfe (DUH) an der Kühlgeräteentsorgung in Deutschland basiert auf einer aktuellen Umfrage, die der Umweltverband durchgeführt hat. Demnach habe keiner der fünf großen Kühlgerätehersteller Bosch, Liebherr, Miele, Bauknecht und Electrolux nachweisen können, dass er die Vorgaben des Entsorgungsstandards EN 50574 erfüllt.

Gemäß dem Entsorgungsstandard EN 50574 müssen bei der Entnahme von FCKW aus Kühlgeräten auch andere Gase, Zusatzstoffe sowie Wasser entnommen und gemeinsam als Gemisch in einem Auffangbehälter gesammelt werden. Um zu wissen, wie hoch der FCKW-Anteil des Gemisches und somit der Entsorgungserfolg ist, muss eine chemische Analyse der einzelnen Stoffe erfolgen.

statistic_id155317_bestand-an-elektrogrossgeraeten-in-haushalten-2013Belege für eine solche chemische Analyse der Outputstoffe konnte aber keiner der befragten Hersteller liefern, berichtet die DUH. Der Verband geht davon aus, dass in unzulässiger Weise angenommen wird, dass es sich bei den im Auffangbehälter gesammelten Substanzen nur um Klimagase handelt. Dadurch würden aber die FCKW-Entnahmemengen aus Kühlgeräten verzerrt dargestellt und viel höher erscheinen als sie in Wirklichkeit sind.

„Unsere Umfrage unter führenden Kühlgeräteherstellern hat ergeben, dass offensichtlich keiner der beauftragten Recycler die von der Norm EN 50574 geforderte chemische Zusammensetzung der entnommenen Kälte- und Treibmittel täglich analysiert und dokumentiert. Die an die Behörden gemeldeten FCKW-Rückgewinnungsmengen aus Kühlgeräten sind somit nicht repräsentativ und verfälscht“, sagt der DUH-Projektmanager für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer.

Anders sieht es offenbar in anderen europäischen Ländern aus: Eine aktuelle Umfrage der DUH unter den europäischen Rücknahmesystemen für Kühlgeräte belegt laut Umweltverband, dass Anlagen in Frankreich, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Griechenland, Tschechien und Schweden auf Basis der EN 50574 arbeiten. Dies werde vollständig überprüft und anhand von Kontrollberichten belegt. Die DUH fordert die in Deutschland tätigen Kühlgerätehersteller dazu auf, die von Ihnen selbst entwickelte Entsorgungsnorm EN 50574 ebenso vollumfänglich umzusetzen und hierzu Nachweise zu erbringen.

„Es ist ein Skandal, dass die großen Markenhersteller von Kühlgeräten behaupten, ihre Kühlgeräte nach einem anerkannten Qualitätsstandard zu recyceln, ohne dies zu belegen. Die Wahrheit ist, dass durch unsachgemäßes Recycling von Kühlschränken pro Jahr rund eine Million Tonnen Treibhausgase unnötig in die Atmosphäre entweichen. Die für das Kühlgeräterecycling besonders geeignete Entsorgungsnorm EN 50574 missbrauchen die Hersteller als ökologisches Feigenblatt“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

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