Marktbericht für Edelmetalle

Den Edelmetallpreisen fehlt der Schwung: Die Nachfrage nach Gold und Platin ist verhalten, auch der Palladiumpreis kommt nicht vom Fleck. Silber zeigte in der vergangenen Woche die stabilste Performance. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Wenig Kaufinteresse für Edelmetalle


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: Aufwärtstrend verliert an Schwung

Die sehnlich erwarteten US-Arbeitsmarktdaten lieferten am Freitag ein gemischtes Bild. Zwar fielen die Daten für August enttäuschend aus, gleichzeitig wurden aber die Werte für Juni und Juli nach oben korrigiert. Der Goldpreis stieg zunächst bis auf 1.130 US-Dollar/oz, konnte diese Gewinne jedoch nicht halten und beendete die Handelswoche bei 1.122,60 US-Dollar/oz.

Eine Zinserhöhung in den USA rückt aktuell in immer weitere Ferne. Mittlerweile herrscht im Markt Konsens darüber, dass die US-Zentralbank auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche nicht an der Zinsschraube drehen wird. Eine Zinserhöhung im Dezember oder möglicherweise erst Anfang 2016 wird immer wahrscheinlicher.

Ganz anders sieht es im Euroraum aus: Die EZB betonte am Donnerstag, dass sie bereit ist, weiter Liquidität in das Finanzsystem zu pumpen. Hauptgrund hierfür ist neben den Unsicherheiten um China und die Situation in den Schwellenländern, die Anpassung der Inflationsprognose für das kommende Jahr von 1,5 Prozent auf 1,1 Prozent. Nachdem Gold es nicht geschafft hat, die Höchstpreise von Mitte August zu testen, schließen wir mittlerweile kurzfristige Kursverluste nicht mehr aus, ein Rückgang bis auf 1.110 US-Dollar/oz ist möglich. Die nächste Unterstützung liegt dann bei 1.080 US-Dollar/oz, Widerstand um 1.148 US-Dollar/oz und 1.170 US-Dollar/oz.

Die ruhige physische Nachfrage in Europa geht einher mit einer – auf niedrigem Niveau – stabilen Nachfrage in Hongkong. Zwar nutzen Marktteilnehmer Preiskorrekturen um sich einzudecken, allerdings beobachten wir aktuell kein umfangreiches Kaufinteresse.

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Gold: 31.08.-06.09.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.147,16 1.018,22 32,74
Tief 1.121,35 1.000,85 32,18

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Silber: Wenig Bewegung

Vergangene Woche konnte sich Silber wieder von seinem Tief knapp unter 14 US-Dollar/oz erholen, fand aber zunächst bei 15 US-Dollar/oz Widerstand und konnte diese Marke nicht überwinden. Die Volatilität im Wochenverlauf war relativ gering, offenbar zeigt sich der Markt unentschlossen, in welche Richtung es für das Metall weitergehen soll. Im Vergleich zu den anderen Edelmetallen konnte Silber relativ gesehen stärker performen, so entfernte sich auch das Gold/Silber-Ratio wieder etwas vom Höchststand von 80 und liegt nun wieder um 76.

Wir können weiterhin eine hohe physische Nachfrage nach Barren und Granalien beobachten, besonders aus Deutschland und den USA.

Die mögliche Ausweitung der „Quantitative-Easing“ Maßnahmen der EZB führte zu einem Verlust des Euro gegenüber US-Dollar, weshalb die Silber-Preise in der Gemeinschaftswährung noch deutlicher zulegten.

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Silber: 31.08.-06.09.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 15,02 13,51 434,23
Tief 14,37 12,79 411,36

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Platin: Nachfrage bleibt verhalten

Platin hat sich vergangene Woche über der 1.000 US-Dollar/oz Marke etabliert, musste zum Ende der Woche allerdings Gewinnmitnahmen verkraften. Ein Rückgang weit unter die 990 US-Dollar/oz Marke wird im Moment dennoch nicht erwartet.

Das Metall handelt aktuell in einer Spanne zwischen 990 US-Dollar/oz und 1.020 US-Dollar/oz, ein Durchbrechen der Marke von 1.025 US-Dollar/oz könnte eine Aufwärtsbewegung bis über 1.040 US-Dollar/oz zur Folge haben. Unterstützung liegt aktuell bei 945 US-Dollar/oz. Die Nachfrage aus der Industrie bleibt weiter verhalten, die schwächeren chinesischen Konjunkturerwartungen stehen weiterhin im Fokus.

Jüngste Nachrichten aus Südafrika spiegeln den immer größer werdenden Druck auf die Platinproduzenten wider. Zwar einigten sich vergangene Woche Regierung und Minen auf konkrete Maßnahmen, die Personalabbau vermeiden sollen, allerdings bezweifeln Experten, ob diese aufgrund der zugespitzten Situation überhaupt wirksam sein können. Für Aufmerksamkeit sorgte zudem die Ankündigung von Impala, aufgrund der gefallenen Platinpreise Schächte zu schließen, was eine Reduktion der Platinproduktion von 180 koz über die nächsten fünf Jahre zur Folge haben wird.

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Platin: 31.08.-06.09.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.027,50 924,01 29,71
Tief 985,00 879,26 28,27

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Palladium: Volatilität hält an

Speziell zum Wochenanfang konnten wir eine hohe Preisvolatilität bei Palladium beobachten, alleine am Montag handelte das Metall in einer Spanne von 25 US-Dollar/oz. Charttechnisch liegt Unterstützung für Palladium nun bei 572 US-Dollar/oz, Widerstand nach oben um 604 US-Dollar/oz. Trotz nach wie vor niedriger Preise bleibt eine erhöhte Nachfrage weiterhin aus. Auch die ETF-Bestände gingen in der vergangenen Woche deutlich zurück, insgesamt wurden Abflüsse von mehr als 34 koz registriert.

Selbst eine insgesamt starke Nachfrage aus den USA scheint den Palladiumpreis wenig zu beflügeln. Laut aktueller Nachrichten kalkulieren Analysten für das Gesamtjahr 2015 nun mit einem Absatz von 17,8 Millionen Fahrzeugen; dies entspricht einem Plus von 500.000 Einheiten gegenüber der letzten Prognosen und wäre damit das stärkste Jahr seit 2001.

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Palladium: 31.08.-06.09.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 608,25 543,00 17,46
Tief 565,00 499,00 16,04

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Rhodium, Ruthenium, Iridium: Rhodium im Abwärtstrend

Der Abwärtstrend bei Rhodium hält an und der Preis gab in der vergangenen Woche um weitere 25 US-Dollar/oz nach. Verbraucher scheinen aktuell wenig Vertrauen in niedrigere Preise zu haben, da das Metall auf einem Mehrjahrestief handelt und in den vergangenen Wochen Rallies eher dazu genutzt wurden zu verkaufen, als weiterführende Käufe zu tätigen. Die Umsätze liegen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, Interesse aus der verarbeitenden Industrie, wie z.B. Automobil- und chemische Industrie, ist allerdings vorhanden.

Die Nachfrage nach Ruthenium hat spürbar angezogen, was sich auch in einem etwas festeren Kurs widerspiegelt. Hier wird deutlich, dass der Preis relativ gut unterstützt ist, da Ruthenium auf einem Elfeinhalbjahres-Tief handelt. Käufe wurden sowohl von Verbrauchern aus der elektrochemischen wie auch aus der Elektronikindustrie abgeschlossen.

Nach ruhigeren Wochen und „Sommerflaute“ konnten wir auch bei Iridium wieder stärkeres Interesse beobachten. Der Preis hat etwas Fahrt aufgenommen und notiert nun 15-20 US-Dollar/oz höher als noch in den vergangenen Wochen.

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31.08.-06.09.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Geld 725,00 37,00 450,00
Brief 825,00 45,00 550,00
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