Marktbericht für Edelmetalle

Bleibt die globale Nachfrage nach Platin so schwach wie aktuell, könnten die Platinpreise noch stärker fallen, glauben Marktanalysten. Demgegenüber scheint die Nachfrage nach Palladium wieder anzuziehen. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Schwache Nachfrage nach Platin


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: US-Leitzinsen unverändert

Erwartungsgemäß hat die US-Zentralbank die Leitzinsen unverändert belassen. Grund hierfür sind neben der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung in einigen Schwellenländern die anhaltend niedrige heimische Inflation. Unter Berücksichtigung von Energie- und Lebensmittelpreisen fielen die US-Konsumentenpreise im Monatsvergleich um 0,1 Prozent, was den Goldpreis bereits am Mittwoch bis auf 1.124 US-Dollar/oz trieb. Dieser Trend setzte sich nach Veröffentlichung der US-Zinsentscheidung am Donnerstagabend fort.

Zum Wochenschluss stieg der Goldpreis bis auf 1.139,40 US-Dollar/oz. Fed-Chefin Janet Yellen ließ naturgemäß den Zeitpunkt der Zinserhöhung weiter offen und betonte, dass neben einer von den meisten Marktteilnehmern erwarteten Anpassung im Dezember auch der Oktober noch eine Möglichkeit darstelle. Zudem unterstrich Yellen die negativen Auswirkungen eines starken Dollar auf die Inflation. Dieser gab im Umfeld der Zinsentscheidung gegenüber den wichtigsten Währungen dann auch deutlich nach. Der Euro stieg gegen den US-Dollar bis auf 1,1459.

Charttechnisch befindet sich Gold in einem kurzfristigen Aufwärtstrend. Widerstand liegt zunächst bei 1.150 US-Dollar/oz und dann um 1.170 US-Dollar/oz. Unterstützung findet das Metall bei 1.116 US-Dollar/oz und 1.100 US-Dollar/oz.

Auch in Euro konnte sich der Goldpreis von den Tiefstständen der Vorwoche erholen und notiert aktuell wieder knapp über 1.000 Euro/oz. Die physische Investmentnachfrage in Europa zog in der vergangenen Woche deutlich an.

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Gold: 14.09.-20.09.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.133,20 1.011,27 32,51
Tief 1.098,35 973,42 31,30

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Silber: Unterstützung durch Fed-Entscheidung

Die ausbleibende Zinserhöhung sorgte auch bei Silber für eine starke Kursentwicklung. Nachdem am Donnerstag die Entscheidung der Fed verkündet wurde, durchbrach das Metall seinen Widerstand bei 15 US-Dollar/oz und konnte sich auf diesem Niveau etablieren: Auch der Schlusskurs am Freitag lag über der 15 US-Dollar/oz-Marke.

Charttechnisch zeigt sich nun wieder ein freundlicheres Bild: der nächste Widerstand liegt um 15,60 US-Dollar/oz, dem August-Höchststand und gleitendem 100-Tage-Durchschnitt. Unterstützung bildet sich bei 14,87 US-Dollar/oz. Wir gehen in den nächsten Wochen von weiterhin festen Notierungen aus.

Bei den Silber ETFs beobachten wir bereits seit Ende Juli mehr oder weniger kontinuierliche Abflüsse. Auch in der vergangenen Woche wurden die Bestände weiter reduziert und liegen aktuell auf dem niedrigsten Stand seit Jahresbeginn.

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Silber: 14.09.-20.09.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 15,50 13,57 436,28
Tief 14,24 12,59 404,90

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Platin: 6-Jahres Tiefstand erreicht

Vergangene Woche fand die Platinwoche in New York statt und sorgte für insgesamt eher verhaltene Preisbewegungen. Platin handelte die ganze Woche unterhalb der Marke von 1.000 US-Dollar/oz und erreichte am Dienstag sein 6-Jahres-Tief um 950 US-Dollar/oz. Auf diesem Niveau konnte die Nachfrage zumindest wieder leicht anziehen, so dass sich der Kurs des Metalls gegen Ende der Woche bei 980 US-Dollar/oz festigte. Kurzfristig liegt die Unterstützung nun bei 940 US-Dollar/oz und Widerstand bei 1.084 US-Dollar/oz. Sofern sich Platin über 984 US-Dollar/oz halten kann, sind zumindest kurzfristig auch wieder festere Kurse möglich.

Bleibt die globale Nachfrage allerdings weiterhin so schwach wie im Moment, wären mittelfristig auch neue Tiefststände nicht mehr auszuschließen. Einen Bärendienst für die Nachfrage nach Platin für Katalysatoren von Diesel-Fahrzeugen könnte Volkswagen geleistet haben. Der Konzern gab zu, in den USA systematisch Abgasmessungen bei Dieselfahrzeugen manipuliert zu haben, um die strengen Abgaswerte der als „Clean Diesel“ beworbenen Fahrzeuge zu erreichen. Auch wenn der PKW Diesel-Markt USA keine überbordende Rolle spielt, dürfte dies die „Diesel-Diskussion“ wieder entfachen.

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Platin: 14.09.-20.09.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 994,75 875,27 28,14
Tief 944,00 834,44 26,83

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Palladium: Metall durchbricht die 600 US-Dollar/oz-Marke

Nach einem ruhigen Wochenstart konnte Palladium am Dienstag die psychologische Marke von 600 US-Dollar/oz zum ersten Mal seit Ende August wieder durchbrechen. Zunächst hielt sich das Metall nicht auf diesem Level und schloss bei 595 US-Dollar/oz. Im Wochenverlauf gelang es Palladium dann aber, sich über 600 US-Dollar/oz zu etablieren. Ob sich das Metall hier allerdings langfristig festsetzen kann, bleibt abzuwarten. Mit einer Spanne von über 40 US-Dollar/oz war die Volatilität von Palladium recht hoch. Charttechnisch ist das Level um 640-645 US-Dollar/oz nun von großem Interesse.

Momentan scheint die industrielle Nachfrage nach Palladium zumindest ansatzweise wieder anzuziehen, die Aussichten für die wichtigen Automobilmärkte sind jedoch weiterhin verhalten. Daher bleibt abzuwarten, inwieweit die aktuelle positive Entwicklung wirklich nachhaltig ist.

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Palladium: 14.09.-20.09.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 621,00 545,00 17,52
Tief 577,47 511,00 16,43

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Rhodium, Ruthenium, Iridium: Negative Stimmung im Rhodium

Die negative Stimmung im Rhodium hält weiter an. Trotz erneut tieferer Preise können wir keine größeren Käufe verzeichnen. Die Industrienachfrage bleibt auf niedrigem Niveau. Das Tempo der Talfahrt scheint sich hingegen ein wenig verlangsamt zu haben.

Die Ruthenium-Umsätze bewegen sich nun seit einigen Wochen auf höherem Niveau und der Preis ist offenbar gut unterstützt. Das insgesamt niedrige Niveau sorgt für ein solides Kaufinteresse.

Bei Iridium konnten wir den ersten Preisanstieg seit drei Monaten verzeichnen, nachdem der Kurs fast zwei Monate unverändert blieb. Auslöser war die geringe Liquidität im Markt kombiniert mit einer erhöhten Nachfrage.

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14.09.-20.09.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Geld 715,00 36,00 460,00
Brief 815,00 44,00 560,00
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