Stahlschrottpreise im September
Die Befürchtungen sind wahr geworden: Im September sind die Stahlschrottpreise abermals gefallen. Die Überkapazitäten der weltweiten Stahlwirtschaft sind zu groß.
Weiterer Preisrückgang für Stahlschrott
Die Preisrückgänge reichen von durchschnittlich 10,30 bis 13,60 Euro je Tonne. Am stärksten fiel die Sorte 4 (Shredderstahlschrott), die um durchschnittlich 13,60 Euro nachgab. Auch der Preis der Sorte 2/8 (Stahlschrott) ging um durchschnittlich 13,50 Euro zurück.
Im Einzelnen ergibt sich nach BDSV-Angaben folgendes Preisbild für September:
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Lagerverkaufspreise (in Euro/t) | Sep 15 | Aug 15 | Differenz (in Euro) |
Sorte 1 (Stahlaltschrott) | 155,7 | 166,0 | -10,3 |
Sorte 2/8 (Stahlneuschrott) | 170,3 | 183,8 | -13,5 |
Sorte 3 (Schwerer Stahlaltschrott) | 172,1 | 183,9 | -11,8 |
Sorte 4 (Shredderstahlschrott) | 178,8 | 192,4 | -13,6 |
Sorte 5 (Stahlspäne) | 133,1 | 144,1 | -11,0 |
Quelle: BDSV
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Der Preisrückgang bei Stahlschrott dürfte erneut auf die enormen Überkapazitäten in der weltweiten Stahlindustrie zurückzuführen sein. Die Stahlpreise geraten dadurch immer stärker unter Druck. China hat nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl im vergangenen Jahr mehr als 90 Millionen Tonnen exportiert – zu Preisen, die 15 bis 20 Prozent unter denen europäischer Hersteller liegen. Durch den Preisdruck wird Stahl aus Elektrostahlwerken vergleichsweise teuer, so dass der Absatz ebenfalls unter Druck gerät. Somit ziehen die Stahlpreise auch das Preisniveau am deutschen Stahlschrottmarkt nach unten.
Der Chef des Weltstahlverbands worldsteel, Wolfgang Eder, erklärte unlängst, dass es in Europa Überkapazitäten in Höhe von 30 bis 40 Millionen Tonnen gäbe. Von den 210 Millionen Tonnen Gesamtkapazität würden nur 170 Millionen Tonnen benötigt. Hinzu komme die geplante Verschärfung des Emissionshandels, der die Stahlproduktion erheblich verteuern würde. Wenn sich die Rahmenbedingungen insgesamt nicht ändern sollten, erwartet Eder eine Halbierung der europäischen Stahlproduktion bis zum Jahr 2030.
Keine Besserung in Sicht
Wie sehr die Elektrostahlproduktion abgehängt wird, zeigt auch die Statistik von worldsteel. Im August ist die Rohstahlproduktion in Deutschland um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Zugleich sind die Schrottpreise um 18 bis 19 Euro gefallen. Insgesamt stagnierte die europäische Stahlproduktion im August. Weltweit war sie sogar um 3 Prozent rückläufig.
Besserung ist mit Blick auf die Überkapazitäten vorerst nicht in Sicht. Die chinesischen Stahlexporte dürften nach der Abwertung des chinesischen Yuan auf hohem Niveau bleiben, befürchtet die Wirtschaftsvereinigung Stahl. Dadurch würde die Erholung des europäischen Stahlmarktes weiterhin bedroht. Allein die chinesischen Walzstahlexporte haben im ersten Halbjahr 2015 um 50 Prozent zugelegt. Es sei kein Ende in Sicht, sagt der Generalsekretär des europäischen Stahlverbands, Axel Eggert.
Immer mehr Stimmen fordern daher einen Abbau der Überkapazitäten in China. Einen ersten Schritt hat die Volksrepublik tatsächlich schon unternommen. Anfang September legte China das staatliche Stahlunternehmen Pangang Chengdu Steel and Vanadium Co. mit einer Jahreskapazität von 2 Millionen Tonnen still. Angeblich plant Peking weitere Maßnahmen. Insgesamt sollen landesweit 80 Millionen Tonnen stillgelegt werden – allerdings erst bis 2017.